Nomade 2018 Eau de Parfum

MrsGatsby
11.06.2023 - 13:51 Uhr
16
Top Rezension
8
Preis
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Casual Chic

Dieses Jahr haben sich meine Duftvorlieben stark verschoben. Es fing schon im Winter an, als mir plötzlich alle Düfte aus meiner Sammlung viel zu süß waren. Selbst die Düfte, die ich vorher gar nicht wirklich in diese Richtung eingeordnet hätte, waren mir zu viel. Es gab nur wenige, die ich noch ertragen konnte.

So kam es, dass ich meinen kleinen 20ml Flakon Nomade EdP wiederentdeckt habe, den ich eigentlich schon seit Ewigkeiten weggeben wollte, da ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass er je zu mir passen würde.
Nun, was soll ich sagen, laut Parfumo-Statistik ist er dieses Jahr eindeutig einer meiner meist getragenen Düfte und ich ziehe in Betracht, mir in Zukunft einen größeren Flakon zuzulegen.

Anfangs habe ich Nomade vor allem aus Mangel an Alternativen genutzt, weil er gemeinsam mit Karl Paris 21 Rue Saint-Guillaume wirklich der unsüßeste Duft war, den ich besaß. Erst mit der Zeit habe ich ihn zu schätzen gelernt und seine Schönheit erkannt.
Und es ist wirklich ein schöner Duft! Das Eichenmoos ist die ganze Zeit über präsent, zu Beginn in Kombination mit der Freesie etwas herb. Im Opening hat man wirklich das Gefühl von rauer Natur, als säße man im Wald an einen Baum gelehnt auf moosbedecktem Boden. Vielleicht im Herbst, wenn es noch etwas Sonne gibt, die durch die Baumkronen scheint, aber auch schon etwas Feuchtigkeit in der Luft liegt.
Und dann kommt der Moment, den ich am allerschönsten finde, der mich immer wieder zum Lächeln bringt, wenn ich dieses Parfüm trage. Die Mirabelle mischt sich in das Eichenmoos, klar und hell, so unsüß, wie es einer Frucht eben möglich ist. Der Duft beginnt förmlich zu prickeln! Ich stelle mir dabei ein Glas Weißwein vor, das von der tiefstehenden Sonne angestrahlt wird. Man bekommt einfach nur ein gutes Gefühl!
Mit der Zeit wird die Mirabelle süßer und das Eichenmoos trockener. Zum Ende hin riecht es wie ein Obstkorb in einem getrockneten Moosbett, auf den der ganze Tag die Sonne geschienen hat und der Wind weht dir jetzt den leichten Duft zu.

Für mich ist es ein erwachsener Duft. Ich stelle mir eine Frau vor, die schlicht, aber sehr chic gekleidet ist. Weiße Bluse mit Jeans, mühelos hochgestecke Haare, dazu ein leichtes Makeup oder eine große Sonnenbrille. Sie trägt Nomade, um ihren Stil zu unterstreichen, nicht um Aufsehen zu erregen. Sie ist zu elegant für laute Töne.
Ich könnte mir jedoch auch eine junge Frau, gerade zwanzig vorstellen. Sie sitzt in einem hübschen Blümchenkleid auf der Wiese, ist so eine, die immer lächelt und du siehst sie gerade an, als die Sonne hinter ihr strahlt und die Konturen ihres Haars zum Glühen bringt.
An einer Teenagerin kann ich mir Nomade eher weniger vorstellen. Vielleicht passt er noch, wenn sie eine etwas sportlichere Ausstrahlung hat, aber allgemein fehlt der jugendliche Touch.

Vielleicht versteht ihr, was ich mit diesen Bildern ausdrücken will. Es ist eben ein Duft, den man nicht trägt, um einem Mann zu gefallen, oder einen bestimmten Eindruck zu erzeugen. Es ist ein Duft, der einfach nur die eigene Ausstrahlung betont, wie ein gut ausgewähltes Accessoire, das einfach zu einem gehört.
Nomade passt gut in den Alltag und ist ein perfekter Signature Scent, egal ob in der Freizeit oder auf der Arbeit. Ein typischer Ausgeh- oder Abendduft ist er sicher nicht, aber je nach Anlass könnte er durchaus formelle oder lässige Eleganz ausstrahlen. Man denke zum Beispiel an einen entspannten Barbesuch.
Ich finde auch, er ist das ganze Jahr über gut tragbar. Vielleicht passt er nicht ganz so gut in den Winter, aber ich für meinen Teil habe ihn gerade zu dieser Zeit lieben gelernt.

Die Haltbarkeit ist gut. Ich trage ihn jetzt seit etwa fünf Stunden, zwischendurch habe ich den Abwasch gemacht und ich kann ihn trotzdem noch ein wenig an meinem Handgelenk wahrnehmen. Meine Nase ist heute aber auch nicht ganz so feinfühlig und ich weiß, dass er an anderen Tagen auch länger bleibt.
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