Musk Deer 2020

Sila
21.08.2023 - 17:01 Uhr
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Sehr hilfreiche Rezension

Ich rufe es, doch es hört mich nicht.

In den ersten paar Minuten bin ich noch damit beschäftigt, den Duft zu verarbeiten. Ich warte auf meine eigene Reaktion. Da ist nichts, keine impulsive Bewertung, keine Schubladen, in die ich gerne meine Eindrücke einsortieren möchte. Nur Neugier, auf das, was noch kommen mag und ein "Hä". Mit der Zeit beginnt der Geruch mich richtig zu stören. Das Moschustier strahlt - und zwar ordnetlich - zwingt mich, seinen Geruch in der Nase zu haben. Ich wasche es ab, es bewegt sich wieder gen Wald, wo es hingehört. Zumindest gehört es nicht auf meinen Arm.

Beißend, dreckig, säuerlich. Ein bisschen gruselig - verwildert, dunkel, allein.

Die Reste einer sehr, sehr, sehr, (sehr!) alten Cremedose, dessen Inhalt man sich nicht mehr ins Gesicht schmieren sollte.

Dazu noch etwas Süßes, aber nicht lecker-süß oder lieblich, sondern eine erdige Süße. Eine "Oud-ische Süße". 

Blumen...

Die Rose ist zwar nicht dominant, aber trägt zu diesem strengen, bitteren Blumengeruch bei, die ich schon in anderen, muffigen Rosendüften kennenlernen durfte.

Verzeiht, liebe Freunde des Patchouli, ihr dürft die nächsten Zeilen gerne überspringen. In geringen Dosen kann ich eure Pflanze ertragen, meist dann in der Basis. Aber stärkere Patchouli-Konzentrationen, v.a. in der Kopf- oder Basisnote, lösen in mir Fluchtreflexe aus. Bitter-süß (oder süß-bitter?). Penetrant. Bissig. Ich möchte das nicht...

Vielleicht muss man viel in der Natur sein und den Kontakt mit wilden Tieren gewohnt sein, um dem Duft etwas abzugewinnen?

Weich ist das Tier nicht, hören tut es auch ganz sicher nicht, wenn man es "Skin-Scent" ruft und kuschelig... naja, das kommt darauf an, mit wem oder was man kuscheln möchte?

Vielen Dank, liebe @Pollita, dass du mich dazu bewegt hast, Musk Deer zu testen. Das Tier und ich gehen nun wieder getrennte Wege. Es war eine lehrreiche Begegnung.

Vielen Dank, liebe @Nafti, dass du mich ermutigt hast, meine "Privatrezension" aus unserem Chat zu veröffentlichen. Ein Stück weiter raus aus meiner Komfortzone und dafür etwas weiter rein in die Angst.

Meine erste Negativ-Rezension. Das Tier war einfach nicht flauschig genug.
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