French Bouquet 2019

SchatzSucher
07.03.2021 - 02:38 Uhr
70
Top Rezension
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Duftklassik, modern interpretiert

Das Dufthaus bdk Parfums ist ein relativ junges Duftlabel und hat in den nunmehr 5 Jahren des Bestehens noch ein erfreulich übersichtliches Duftportfolio.

Der Gründer David Benedek, 1989 in Paris geboren, hatte schon von jeher Berührung zum Duftuniversum, da seine in den 50er Jahren aus Transsilvanien nach Frankreich eingewanderten Großeltern mit die Ersten waren, die damals in Paris schon Düfte von Dior oder Worth verkaufen durften, zunächst noch gezielt an Touristen gerichtet.
In den 60er Jahren haben sie dann ihre erste eigene Boutique für Parfums und exklusive Kosmetikprodukte eröffnet. Das Fachwissen wurde stets in der Familie weitergegeben.
Nach einem Studium in Wirtschaftswissenschaften und Management wechselte David Benedek an das Institut Français de la Mode, um sich dort weitere Kenntnisse in Kosmetik und Parfümerie anzueignen und der Leidenschaft für Düfte noch gründlicher nachzugehen.
Daraus konnte dann eigentlich auch nur ein eigenes Unternehmen entstehen. Eines, das sehr sympathisch auf mich wirkt.
Sehr angenehm finde ich z.B. die Webseite des Unternehmens, die sich auf Wesentliches beschränkt und die Verbraucher nicht mit verschwurbelten Werbeversprechen und sonstigen zweifelhaften Aussagen bezirzen will.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Parfümeuren entstanden dann im Laufe der Zeit verschiedene Düfte, die unterschiedlichen Geschmäckern gerecht werden wollen.
Über blumig-frisch, über fruchtig bis hin zu orientalischen Anklängen ist alles vertreten.
Mir sind Rouge Smoking und Gris Charnel in guter Erinnerung geblieben, selbst Crème de Cuir hat als Lederduft (die ich sonst ja eher ablehne) einen guten Eindruck hinterlassen.

Nun kommt noch ein weiterer Duft hinzu, French Bouquet, zu dem ich gern ein paar Zeilen schreiben möchte.

Der Name French Bouquet ist nicht ganz zufällig gewählt. Zum einen spielt er auf seine Herkunft an und zum anderen möchte man sich mit French Bouquet sich an die klassische französische Luxusparfümerie anlehnen.
Schon beim ersten Test fiel mir eine Note auf, die ganz klar an einen der berühmtesten Düfte überhaupt erinnert. Gleich in der Kopfnote ist schon ein großer Schwall Aldehyde auszumachen. Dieser unverwechselbare Duft nach Seife, einem Hauch frisch ausgepusteter Kerze und einer deutlichen Wachsnote.
Dafür ist der Riechstoff mit dem so unspektakulären Namen Dodecanal verantwortlich, der der N°5 von Chanel ihren so unverwechselbaren Charakter verleiht.
Ich möchte behaupten, daß man hier eine Hommage an diesen Dauerbrenner schaffen wollte.
Nun ist French Bouquet keinesfalls ein Duftzwilling von Chanel N°5, er geht seinen eigenen Weg. Aber eine gewisse Seelenverwandtschaft kann ich nicht abstreiten.
Zu der wachsartigen Note kommt noch ein leicht fettig wirkender Eindruck hinzu. Diese fettigen Noten stören mich oft, weil sie meist recht unsauber oder gar schmuddelig wirken. Das ist mir schon in einigen Düften, die viel Moschus in der Basis enthalten, aufgefallen.
Das ist hier anders, der leicht fettige Eindruck tritt zu Beginn auf und unterstreicht das Wachsartige und wirkt keinesfalls unangenehm.

Blumig geht es dann weiter, weiße Blüten und Rose, wobei keine der Blüten sich allzu dominant hervorschiebt, da sie recht dicht miteinander verbunden sind. Höchstens tritt Jasmin hier und da ein wenig hervor. Dabei hat man aber die freundliche Jasminvariante genommen.
Im späteren Verlauf machen sich etwas Holz, Patchouli, ein wenig Tabak und ein leicht harziger Grundton bemerkbar. Dadurch bekommt der Duft ein wenig zusätzliche Tiefe.
Spätestens ab dann ist deutlich zu bemerken, daß French Bouquet und N°5 sich deutlich voneinander trennen, da French Bouquet in der Basis wesentlich würziger ist und einen wärmeren Eindruck hinterläßt. N°5 wirkt stets eher kühl auf mich und weniger würzig.
Eine leichte Süße durchzieht den Duft ohne je aufdringlich zu wirken.

Der Duft hat eine sehr gute Haltbarkeit und Präsenz, 8-9 Stunden sind gut drin und zu Anfang ist er auch sehr gut wahrzunehmen. Nach ungefähr 2 Stunden zieht der Duft sich dann zurück, ist aber körpernah noch gut zu erriechen.
Mit der Einordnung hier als Unisexduft wäre evtl. ein gewisser Diskussionsbedarf vorhanden, da viele ihn wohl eher in die Damenabteilung einsortieren würden. Ich lasse solche Kategorisierungen aber gern außer Acht.
Es darf getragen werden, was am besten gefällt und womit man sich wohlfühlt.

French Bouquet hat für mich einen nostalgischen Hauch, die bewußt klassisch-zeitlose Ausrichtung, die Anlehnung an einen Duftklassiker, der in diesem Jahr 100 Jahre auf dem Markt ist, unterstreichen diese Nostalgie zusätzlich.
Da hier mit modernen Rohstoffen gearbeitet wird, schwebt über dem Duft ein gewisser synthetischer Touch, da ich die Synthetik aber für gut verarbeitet halte, kann ich hier nicht nörgeln.

Ein Wort noch zur Verfügbarkeit:
French Bouquet war offenbar ursprünglich und exklusiv für Harrods geschaffen worden, wie Tabac Rose auch, scheint aber mittlerweile regulär bestellbar zu sein, obwohl er beim letzten Blick auf die Webseite nicht verfügbar war.

Mein Fazit:

French Bouquet ist ein gelungener Duft, dessen Richtung, blumig-würzig mit vielen Aldehyden sicher nicht Everybody's Darling ist.
In meine Sammlung wird er es nicht schaffen, aber er hinterläßt einen sehr guten Eindruck und der Marke bdk-Parfums wünsche ich weiterhin viel Erfolg.
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