Chnokfir
11.07.2021 - 07:45 Uhr
8
Top Rezension
7
Preis
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

Grüner Leisetreter

Casa de Coco - ein neues Dufthaus hat seinen Platz in den Nischenparfumerien gesucht. Es wird versucht eine Geschichte aus den Anden mit Inka-Priestern und geheimnisvollen Pflanzen zu erzählen. Ich gebe zu, dass ich für solche Storyboards nicht allzu empfänglich bin. Ich blende die Worte des Verkaufspersonals schnell aus und versuche zu ergründen, was mir meine Nase sagen möchte.

Doch zuerst ist da ja noch der Flakon. Ein fast würfeliger Vierkant mit eine blassgelben Flüssigkeit und einem massiven Knöpke obenauf, der an ein metallisches, geprägtes Blatt erinnert. Der Flakon schlummert in einem schlichten beigen Karton mit zurückgenommener Schrift und einem metallischen Siegel. Gefällt mir alles in seiner Schlichtheit, doch kann ich keine Verbindung zu südamerikanischen Kulturen aufbauen.

Der Duft ist von Beginn an eine grüne Frische-Bombe. Dominieren zunächst noch die zitrischen Akkorde von Zitrone und Limette, so nehmen sie sich nach einer halben Stunde langsam zurück und geben den grünen Noten ihren Platz, wobei ab und an auch einige überaus angenehme aquatische Anwandlungen dabei sind. Doch bleibt der Duft einige Stunden krautig grün, bevor Hölzer dazu kommen und mit einem weichen, süssen Bett ausklingen.

Paq'os ist ein grüner Duft. Was mir seine Bedeutung "Inka-Priester" dabei sagen will, ich erkenne es leider nicht. Denn diese grünen Noten sind allemal schlicht und wenig erhaben. Und statt seiner südamerikanischen Herkunft, wo ich nach exotischen Duftkomponenten suchen würde, würde ich den Duft eher nach Italien verorten. Obwohl mir hier die zahlreichen unterschiedlichen Akkorde mit all ihren Ecken und Kanten der grünen italienischen Gentlemen-Klassiker ziemlich fehlen.

Dagegen ist Paq'os grün-clean. Klar unisex und auf ein junges, modernes Klientel abgestimmt. Sehr zurückgenommen und damit ideal für einen kurzen Office-Alltag im Grossraumbüro mit einen paar belanglosen Meetings und Telcos und einem Business-Lunch, bei dem sich wenig später niemand mehr erinnern kann, wer dabei war und was man besprochen oder gegessen hat.

Dabei ist Paq'os bei Leibe kein belangloser Duft. Er ist in seiner sanft-grünen Ausprägung gut und meiner Haltbarkeit von knappen acht Stunden auch annehmbar. Doch seinem Namen und der Story hinter dem Dufthaus wird er nicht gerecht. Jedenfalls erkenne ich hier nichts wieder. Hätte ich vielleicht doch besser zugehört.
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