10.01.2022 - 04:52 Uhr
FvSpee
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Balearische Brauntöne
D:SOL MMXVI ist eine (Überraschung!) 2016 gegründete Beauty-Luxusmarke des Unternehmers und Impresarios Dennis Werner (gerne auch mit einem neckischen "K." zwischen Vor- und Nachname), dessen Leben, jedenfalls nach seiner Selbststilisierung im sehr selbststilisierten öffentlichen Auftritt, sich zwischen Berlin und Mallorca abspielt.
Um drei Düfte für seine Marke zu lancieren, traf Herr W. die hochlöbliche Entscheidung, eine andere Teilzeitberlinerin, nämlich die von mir über die Maßen geschätzte Parfumeurin Marie Le Fèbvre, zu engagieren, die mit ihrem Ehemann Alexander Urban ansonsten ihr eigenes Label, nämlich Urban Scents, betreibt. Da die Meisterin, was die Entwicklung angeht, für Slow Scent steht, dauerte es bis zum September 2020, dass die Parfüms tatsächlich das Licht der Welt erblickten.
'Herbes' bedeutet nicht nur im Französischen, sondern auch im Katalanischen 'Kräuter' und steht für einen speziellen, auf das späte Mittelalter zurückgehenden, mallorquinischen Kräuterschnaps (von der EU geschützte Bezeichnung: 'Herbes de Mallorca'), der heute noch von acht unterschiedlichen Herstellerfirmen (und natürlich von Kleinstproduzenten für den Eigenbedarf) hergestellt wird. Aromatisiert wird der Likör in der Regel mit Orange und anderen Zitrusfrüchten, mit Kamille und mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen; er hat typischerweise eine Anisnote.
Der Duft 'Herbes' ist ausdrücklich von diesem Kräuterlikör inspiriert. Inwieweit das Porträt gelungen ist, kann ich leider nicht beurteilen, da ich das Stöffchen bisher nicht verkosten durfte, in keiner seiner acht plus x Variationen. Ich kann den Duft daher nur ohne Referenzen an den Likör würdigen.
'Herbes' ist, entgegen der Gedanken, die bei 'Likör' entstehen mögen, nicht süß (allenfalls als zartes Gegengewicht zu den bitteren Noten), und die Pfefferminznote ist, entgegen der Angaben in der Duftpyramide und in den Statements zahlreicher Vorverkoster, äußerst dezent und sehr fest verbaut. Wüsste ich nicht, dass Pfefferminz enthalten ist, hätte ich es definitiv nicht erraten.
Die nach Herstellerangaben 45 Inhaltsstoffe des nicht - wie bei Marie Le Fèbvre sonst üblich - leichtfüßigen, sondern durchaus körpervollen und etwas vorlauten Duftes lassen ihn unberechenbar changieren. Es ist weder ein linearer Duft, noch einer mit einer traditionellen Entwicklung von leichten Kopf- zu stabilen Residualnoten, sondern er gehört zum Kaleidoskoptyp.
An grünen Noten nehme ich weniger frische Minze als zwischen den Händen zerriebenes Laub und Gras wahr. Die Orangennoten, die sich eher in der Spätphase des Duftes denn im Auftakt manifestieren, sind von einer herbwürzigen Süße, eher getrocknete oder dezent kandierte Pomeranzen denn fleischig-frische Saftorangen. Die Gewürze sind von einer leichten, matten Bitterkeit, die wie eine Bassbegleitung den Duft hintergründig, aber markant soürbar unterlegt. Die Mischung zweifellos Anis und Kreuzkümmel (Kumin), womit ich anders als andere keine Probleme habe (im Gegenteil).
Die vorherrschende Farbe von 'Herbes' ist für mich braun in verschiedenen Tönen von heller Strohfarbe bis zu erdigem mittelbraun. Mal assoziiere ich des satte Gelb von feuchtem Stroh, dann eine papyroide Strenge trockener Blumen, bald erwachsene Köstlichkeiten wie Nelken und Orangeat in einer ländlichen Küche aus knrrig-dunklem Holz, am häufigsten jedoch wohl erdige und lehmige Naturbilder in verschiedenen Tönen.
Für Düfte in Brauntönen, die zwischen melancholischer Traurigkeit und weicher Süße flottieren, habe ich eine Schwäche, wie ich spätestens seit meiner Liebe für Pierre Guillaumes "25 Indochine" weiß. Diejenigen, denen es ähnlich geht, und natürlich den Fans von Marie Le Fèbvre, sei ein Test dieses Duftes unbedingt anempfohlen.
Die drei Pafums des Hauses sind im Dreierprobenset zu 15 Euro erhältlich. Kauft man danach den Flakon von einem der drei Düfte, wird der Preis des Probensets dekontiert, was ich eine gute Idee finde.
Vielen Dank an Knopfnase dafür, mich auf diese Marke aufmerksam gemacht zu haben.
Um drei Düfte für seine Marke zu lancieren, traf Herr W. die hochlöbliche Entscheidung, eine andere Teilzeitberlinerin, nämlich die von mir über die Maßen geschätzte Parfumeurin Marie Le Fèbvre, zu engagieren, die mit ihrem Ehemann Alexander Urban ansonsten ihr eigenes Label, nämlich Urban Scents, betreibt. Da die Meisterin, was die Entwicklung angeht, für Slow Scent steht, dauerte es bis zum September 2020, dass die Parfüms tatsächlich das Licht der Welt erblickten.
'Herbes' bedeutet nicht nur im Französischen, sondern auch im Katalanischen 'Kräuter' und steht für einen speziellen, auf das späte Mittelalter zurückgehenden, mallorquinischen Kräuterschnaps (von der EU geschützte Bezeichnung: 'Herbes de Mallorca'), der heute noch von acht unterschiedlichen Herstellerfirmen (und natürlich von Kleinstproduzenten für den Eigenbedarf) hergestellt wird. Aromatisiert wird der Likör in der Regel mit Orange und anderen Zitrusfrüchten, mit Kamille und mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen; er hat typischerweise eine Anisnote.
Der Duft 'Herbes' ist ausdrücklich von diesem Kräuterlikör inspiriert. Inwieweit das Porträt gelungen ist, kann ich leider nicht beurteilen, da ich das Stöffchen bisher nicht verkosten durfte, in keiner seiner acht plus x Variationen. Ich kann den Duft daher nur ohne Referenzen an den Likör würdigen.
'Herbes' ist, entgegen der Gedanken, die bei 'Likör' entstehen mögen, nicht süß (allenfalls als zartes Gegengewicht zu den bitteren Noten), und die Pfefferminznote ist, entgegen der Angaben in der Duftpyramide und in den Statements zahlreicher Vorverkoster, äußerst dezent und sehr fest verbaut. Wüsste ich nicht, dass Pfefferminz enthalten ist, hätte ich es definitiv nicht erraten.
Die nach Herstellerangaben 45 Inhaltsstoffe des nicht - wie bei Marie Le Fèbvre sonst üblich - leichtfüßigen, sondern durchaus körpervollen und etwas vorlauten Duftes lassen ihn unberechenbar changieren. Es ist weder ein linearer Duft, noch einer mit einer traditionellen Entwicklung von leichten Kopf- zu stabilen Residualnoten, sondern er gehört zum Kaleidoskoptyp.
An grünen Noten nehme ich weniger frische Minze als zwischen den Händen zerriebenes Laub und Gras wahr. Die Orangennoten, die sich eher in der Spätphase des Duftes denn im Auftakt manifestieren, sind von einer herbwürzigen Süße, eher getrocknete oder dezent kandierte Pomeranzen denn fleischig-frische Saftorangen. Die Gewürze sind von einer leichten, matten Bitterkeit, die wie eine Bassbegleitung den Duft hintergründig, aber markant soürbar unterlegt. Die Mischung zweifellos Anis und Kreuzkümmel (Kumin), womit ich anders als andere keine Probleme habe (im Gegenteil).
Die vorherrschende Farbe von 'Herbes' ist für mich braun in verschiedenen Tönen von heller Strohfarbe bis zu erdigem mittelbraun. Mal assoziiere ich des satte Gelb von feuchtem Stroh, dann eine papyroide Strenge trockener Blumen, bald erwachsene Köstlichkeiten wie Nelken und Orangeat in einer ländlichen Küche aus knrrig-dunklem Holz, am häufigsten jedoch wohl erdige und lehmige Naturbilder in verschiedenen Tönen.
Für Düfte in Brauntönen, die zwischen melancholischer Traurigkeit und weicher Süße flottieren, habe ich eine Schwäche, wie ich spätestens seit meiner Liebe für Pierre Guillaumes "25 Indochine" weiß. Diejenigen, denen es ähnlich geht, und natürlich den Fans von Marie Le Fèbvre, sei ein Test dieses Duftes unbedingt anempfohlen.
Die drei Pafums des Hauses sind im Dreierprobenset zu 15 Euro erhältlich. Kauft man danach den Flakon von einem der drei Düfte, wird der Preis des Probensets dekontiert, was ich eine gute Idee finde.
Vielen Dank an Knopfnase dafür, mich auf diese Marke aufmerksam gemacht zu haben.
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