23.01.2022 - 05:04 Uhr
FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
25
Kann man so machen
"Eine Erinnerung an die goldenen und ruhmreichen Zeiten im Sollér-Tal in Mallorca. Als Orangen wie Edelsteine gehandelt wurden und das Leben kultiviert und prachtvoll war. Köstliche Hesperiden werden gegen eine raffinierte aromatische Ledernote abgewogen. Überfluss und Eleganz treffen aufeinander. Ein Duft mit dem Zauber jener Zeiten. Für unsere Zeit.".
So die Gebrauchslyrik des Berliner Labels D:SOL 2016, welches drei Parfüms mit Mallorca-Bezug lanciert hat, zu 'Tesoro' (Schatz). Ich sach ma: Jo.
Auch die Mehrheit der bisher zehn Statement-Verfasser nimmt hier eine Leder-Orangen-Kombination wahr, oder jedenfalls ein 'Leichtleder'. Das ist bei mir etwas anders.
Der Auftakt des Duftes kommt mir vor allem krautig-bitter daher. Ich muss hier eher an Wermutkraut und dergleichen denn an Orangen denken. Erst nach einigen Minuten kommen dann tatsächlich hesperidische Signale in meinem Riechzentrum an, noch immer krautig, noch immer bitter (na gut, es werden mit Grapefruit, Bitterorange und Bergamotte auch drei herbe und bittere Varietäten angegeben). Originellerweise nehme ich gleichzeitig dann bereits die erst in der Basis angegebenen Leder- und Vetivernoten wahr, Vetiver vor allem (für das ich allerdings auch eine gewisse Überempfindlichkeit habe). Der Gesamteindruck ist hier eher dunkel und hart; der Moschus zeichnet etwas weicher, ohne aufzuhellen.
Nach einer Stunde hat sich der Dufteindruck gewandelt; er ist jetzt sehr, sehr glatt, ein wenig fruchtig (wie von Johannisbeere); ich muss hier an eine minimalistische, reduzierte und dezent-fein gepfefferte Variante von Opium pour homme EdT denken (ein Duft, den ich liebe). Nach zwei Stunden ist die Glätte geblieben, aber seidenweicher geworden.
Nach drei oder vier Stunden denke ich, Tesoro würde bereits verklingen, doch an geschützten Stellen wie dem Unterarm (unterm Hemdärmel) ist auch nach sechs und acht Stunden noch eine schöne, feine, aber etwas unspezifische herbwürzige Basis mit einer leichten Süße hautnah auszumachen.
Alles in allem lässt Tesoro mich eher ratlos zurück. Alle bisherigen zehn Statements sind sich darin einig, dass das kein schlechter, aber auch kein großer Duft ist (alle Bewertungen sind zwischen 7 und 8). Dem schließe ich mich an, wie ich mir auch Yatagans Bemerkung zu eigen mache, dass es sich um eine in dieser Form ungewöhnliche Duftkomposition handelt. Sie ist mir aber, obwohl streckenweise schon sehr schön, dann doch zu verworren und richtungslos.
Auch das durchaus lohnenswerte Orange-Leder-Konzept scheint mir nicht wirklich fruchtbringend umgesetzt zu sein. Es ist im Grunde ein uraltes Konzept, wie die vielen (aber heute meist in Vergesseheit geratenen) 'Peau d'Espagne' und 'Pelle-di-Spagna'-Düfte belegen. Ich besitze einen extrem preiswerten und klassischen Vertreter dieser Tradition (Colonia Pelle di Spagna von Wally aus Italien) und eine hoch raffinierte, teure französische Neuinterpretation des Konzepts (Eau de Memo von Memo Paris), auf die "dezent hesperidisiertes Leichtleder' wirklich genau passt.
An dieser im Grunde nicht groß optimierbaren Formel wurde, obwohl ich den Duft gerade in der Mittelphase angenehm klar, fein und minimalistisch finde (die Handschrift Marie Le Fèbvres) meines Erachtens zu viel rumgefummelt. Vetiver stört mich hier eher; wer diese Duftnote mag, der ist, wie ich meine, mit Maries "Vetiver Reunion' im Zweifel deutlich besser bedient.
Auch hier ein Dank an Knopfnase dafür, mich auf die kleine Serie aufmerksam gemacht zu haben!
So die Gebrauchslyrik des Berliner Labels D:SOL 2016, welches drei Parfüms mit Mallorca-Bezug lanciert hat, zu 'Tesoro' (Schatz). Ich sach ma: Jo.
Auch die Mehrheit der bisher zehn Statement-Verfasser nimmt hier eine Leder-Orangen-Kombination wahr, oder jedenfalls ein 'Leichtleder'. Das ist bei mir etwas anders.
Der Auftakt des Duftes kommt mir vor allem krautig-bitter daher. Ich muss hier eher an Wermutkraut und dergleichen denn an Orangen denken. Erst nach einigen Minuten kommen dann tatsächlich hesperidische Signale in meinem Riechzentrum an, noch immer krautig, noch immer bitter (na gut, es werden mit Grapefruit, Bitterorange und Bergamotte auch drei herbe und bittere Varietäten angegeben). Originellerweise nehme ich gleichzeitig dann bereits die erst in der Basis angegebenen Leder- und Vetivernoten wahr, Vetiver vor allem (für das ich allerdings auch eine gewisse Überempfindlichkeit habe). Der Gesamteindruck ist hier eher dunkel und hart; der Moschus zeichnet etwas weicher, ohne aufzuhellen.
Nach einer Stunde hat sich der Dufteindruck gewandelt; er ist jetzt sehr, sehr glatt, ein wenig fruchtig (wie von Johannisbeere); ich muss hier an eine minimalistische, reduzierte und dezent-fein gepfefferte Variante von Opium pour homme EdT denken (ein Duft, den ich liebe). Nach zwei Stunden ist die Glätte geblieben, aber seidenweicher geworden.
Nach drei oder vier Stunden denke ich, Tesoro würde bereits verklingen, doch an geschützten Stellen wie dem Unterarm (unterm Hemdärmel) ist auch nach sechs und acht Stunden noch eine schöne, feine, aber etwas unspezifische herbwürzige Basis mit einer leichten Süße hautnah auszumachen.
Alles in allem lässt Tesoro mich eher ratlos zurück. Alle bisherigen zehn Statements sind sich darin einig, dass das kein schlechter, aber auch kein großer Duft ist (alle Bewertungen sind zwischen 7 und 8). Dem schließe ich mich an, wie ich mir auch Yatagans Bemerkung zu eigen mache, dass es sich um eine in dieser Form ungewöhnliche Duftkomposition handelt. Sie ist mir aber, obwohl streckenweise schon sehr schön, dann doch zu verworren und richtungslos.
Auch das durchaus lohnenswerte Orange-Leder-Konzept scheint mir nicht wirklich fruchtbringend umgesetzt zu sein. Es ist im Grunde ein uraltes Konzept, wie die vielen (aber heute meist in Vergesseheit geratenen) 'Peau d'Espagne' und 'Pelle-di-Spagna'-Düfte belegen. Ich besitze einen extrem preiswerten und klassischen Vertreter dieser Tradition (Colonia Pelle di Spagna von Wally aus Italien) und eine hoch raffinierte, teure französische Neuinterpretation des Konzepts (Eau de Memo von Memo Paris), auf die "dezent hesperidisiertes Leichtleder' wirklich genau passt.
An dieser im Grunde nicht groß optimierbaren Formel wurde, obwohl ich den Duft gerade in der Mittelphase angenehm klar, fein und minimalistisch finde (die Handschrift Marie Le Fèbvres) meines Erachtens zu viel rumgefummelt. Vetiver stört mich hier eher; wer diese Duftnote mag, der ist, wie ich meine, mit Maries "Vetiver Reunion' im Zweifel deutlich besser bedient.
Auch hier ein Dank an Knopfnase dafür, mich auf die kleine Serie aufmerksam gemacht zu haben!
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