Oud Royale 2004

Chizza
09.08.2022 - 17:14 Uhr
20
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Relikt alter Tage

Wenn man an Labels denkt, die reine Oudöle herstellen, die quasi zur Institution geworden sind, dann wird nicht mehr als ein Gedanke fehlen bis Ensar als Name genannt werden wird. Zurecht, ist er doch lange am Markt und hat bereits viele Ouds aus vielen Regionen dieser Erde aufgeboten. Was nun heute mit der Marke geschieht, muss einem nicht gefallen, mir behagt die Release-Politik ebenfalls nicht, was ich nicht weiter ausführen werde, denn es spielt hier keine Rolle. Umso dankbarer war ich für Oud Royale 2004 respektive für den Moment, wo mir dieser Duft „in die Hände fiel.“

Papuanisches Oud also, ich bin großer Freund von indonesischem Oud samt der dazugehörigen Inseln sowie angrenzender Regionen, Neuguinea besteht bekanntermaßen aus Papua-Neuguinea sowie Westguinea, was zu Indonesien gehört und wo auch die Papua-Provinz liegt. Mir gefällt dieses oft feuchte Element der Ouds von dort, was mich an den Boden und die Luftfeuchtigkeit in Tropenhäusern erinnert und Impressionen der dortigen Landschaft vermittelt. Es erinnert mich auch an einen umherstreifenden Prädator, welcher sein Habitat in der dortigen Fauna durchstreift.

Kommen wir zum Duft: das erste Auflegen zeugt unmittelbar von einer extremen Würzigkeit des Harzes, welches im Herzen eine gewisse kühle Note besitzt, welche mich an eine Mischung aus Latschenkiefer und Minze erinnert. Dazu diametral: der warm-schwülstige Dunst des Dschungels, dichter Nebel über den Wipfeln. Mysteriös, wie allgemein dieses Eiland mit seiner indigenen Bevölkerung und ihren alten Bräuchen. Die kühlenden Facetten entfleuchen sukzessive, es bleibt ein medizinisch-kaltes Relikt eingebettet im Oud.
Irgendwann bricht sich dann der Charakter der Ouds von dort Bahn, diese unwiderstehlich wild-schwüle Eigenschaft, mich an Rindenmulch erinnernd, die hier ätherisch, fast balsamisch für olfaktorischen Genuss sorgt. Dann erscheint Oud Royale 2004 revolvierend für Augenblicke leicht krautig, kann hier die Nase extrem beanspruchen, ist eher etwas für ouderfahrene Menschen.

Wer Ensar aufgrund der Öle schätzt, hier haben wir eine Referenz. Ja, es gibt noch bessere, Ertugrul Gazi oder Black Sumbawa beispielsweise, dennoch muss man auch diesem Oud seine im Vertrieb gerne als USP betitelte Einzigartigkeit zusprechen. Kein rauchiges Oud, nicht derb, trocken o.ä. sondern Minzig-kühl, feucht-erdig, würzig-harzig; Seele, Tiefgang, aufkommende Impressionen.

„Nun, da meine Tiefe nicht mehr schweigt
Erweckt mich reiner Augenblick zum Leben
Zu Zauber
Ich rank' mich in die Weiten
Des nachtverborg´nen Waldes
Und fühl' mich endlich eins
Mit meinem
Unsichtbaren
Nun erst werde ich in den Farben des Jetzt.“

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