Tinharé Le Couvent 2019

Ich gestehe, ich komme in einer nahen Stadt nicht an einer Parfumerie vorbei. Keine große Kette, sondern ein kleiner Laden mit tollem Personal und Düften, die es nicht an jeder Ecke gibt.
Auf einem dieser Streifzüge führte mich eine Angestellte zum Regal mit Le Couvent. Joah, die Fläschchen sehen mit ihrer Apothekenanmutung ja ganz nett aus, trotzdem habe ich, aus welchen Gründen auch immer, erst mal gefremdelt. OK, man will ja nicht unhöflich sein, also wird ein bisschen rumgeschnüffelt. Und dann hatte ich Tinharé in den Händen!
Das ist, oh, aha, hoppla.... ja, tatsächlich, ich habe den Geruch von Marshmallows in der Nase. Süß, cremig, weich. Aber nicht die Mashmallows, die fein in der Auslage eines kleinen Delikatessenladens liegen, nein, diese hier wurden ordentlich unter einem alten Ledersattel platt geritten!
Diese merkwürdige Kombination hüllt einem wohlig warm und weich ein, man möchte mit sich selbst kuscheln, in einer watteweichen Decke, während im Hintergrund die Spieluhr läuft! Jedoch nicht kindlich verloren, sondern stabil und ruhig in sich selbst. Da ist nix kratzig oder kantig und doch ist es kein typisch gefälliger Duft, man muss den Widerspruch in sich schon mögen.
Und das war der Moment, wo ich einordnungstechnisch erst mal überfordert war. Süße Düfte sind nämlich so gar nicht meins. Nein! Never! Und doch lässt es mich nicht los, dieses herbe, holzige, was die Süße trägt und so auch erträglich macht. Niedlich wird zu zuverlässig und stark in der Basis.
Also gibt man schlussendlich den Widerstand auf und lässt sich umarmen. Gerne und immer wieder.

Die Haltbarkeit und Sillage sind bei mir überdurchschnittlich, mit einem Sprüher (ich schwöre!) am Morgen wurde ich nachmittags gefragt, was ich denn für einen tollen Duft tragen würde.
Apropos tragen: für mich definitiv ein Duft für kalte und/oder ungemütliche Tage. Bei strahlendem Sonnenschein funktioniert dieser Duft m.M. nicht, er braucht eine gewisse Melancholie.