18.09.2022 - 12:08 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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27
Katzengejammer am Rhein
Hmm, hier kann ich meinem Schnurrbart eine neckische Inspiration rausstreicheln. Das wird eine Gaudi!
Also, an alle Cat-Content-Lovers, schnappt Euch genügend Leckerli-Naschwerk, denn gleich schnurren wir alle um die Wette!
Vor mir liegt ein Kunst-Orientale der Sonderklasse. Himmel, der verdient eine eigenständige Kategorie.
Aber ich möchte hier zunächst den Löwen schlafen lassen, liebe Tokens aus den 1960ern. Wer mag, kann sich das Stück zur Duftpyramide antun, helfen wird es allemal.
So, zisch und los!
Die Kopfnote verschwindet nach ein paar Minuten, das scheue Kätzchen.
Bittere Bergamotte, so ziemlich das Dezenteste am Duft, hält für ein paar Augenblicke die Luftröhre frei. Und es ist auch gut so, denn jetzt werde ich jede Menge kostbaren Lungenvolumens brauchen, um die Kaugummi-Blase zum Bersten zu bringen.
Etwas Ylang-Ylang, Lavendel und löffelweise Vanille wollen gut gekaut werden. Garfield plant wieder Übles.
Ja, so ein Kratzbäumchen für das Eingravieren aller Liebschaften unseres Streuners steht auch schon in der Herznote bereit, um markiert zu werden.
Aus Kostengründen und des Klimawandels wegen wählte man hier die Laborvariante des Sandelholzes. Erstens ist es widerstandsfähiger und zweitens ausdauernder. Nur mit den schroffen Splittern haben die weißen Kittel mit Schutzbrille noch Schwierigkeiten, aber die Forschung geht weiter. Bis dahin schmirgelt man hier mit viel Vanille, den verdichteten Feuerlöscher für Unstimmiges.
Jasmin, fast schon am Ersticken unter der cremigen Löschdecke, schwitzt ganz leise vor sich hin.
Um Hautrötungen oder Sonnenbrände zu vermeiden, wird zusätzlich eine dieser seltenen, leicht nach Moschus riechenden Sonnencremes gereicht, warum auch immer. Ich dachte nachts, ja nachts, wären alle Katzen grau. Aber wer weiß, Mondstrahlen sollen in gewissen Kreisen Mondbrände verursachen.
Doch der Abwehrzauber gelingt hier mit kuscheligem Ambroxan in plüschigem Fell.
Der Duft wird auch brav so verbleiben, Sandelholz mit Vanille und getarntem Jasmin; der Moschus puscht noch mit etwas Süße auf.
Nach ein paar Mondzyklen kommt endlich das betörende und süßlich gehaltene Patchouli. Ja, so schnell schießen die Preußen nicht, oder die Aquitanierinnen in diesem Fall. Moschus und Patchouli, très féline hier.
Generisch? Mag sein, aber unfreiwillig ironisch und witzig. Und ich denke, dass der Duft genügend Potential für die kommende Paarungszeit in den kälteren Monaten hat.
Doch das sollte die Zielgruppe selbst erschnuppern.
Irgendwo in den Tiefen meiner Hirnwindungen melden sich die passenden Sätze eines elektrischen Mädchens zum Dufteinsatz:
Was’ n das für ’n wundervoller Hintern,
der da nebenan am Tresen steht.
Und der Typ, der da am Hintern noch mit dran ist,
hat sich grade zu mir umgedreht.
Und ich lache ihm zu, oh prima!
Den nehm ich nach Hause mit!
Und da lehne ich mich zurück
und lass‘ dem Mann den ersten Schritt.
Ich für meine Wenigkeit habe dank dieser Schöpfung eine herrliche Erinnerung an die größtenteils rechtsrheinische Landeshauptstadt und Kölns Lieblingsrivalin.
Mein Gen-Mitstreiter & Gattin gönnten sich zu jener Zeit ein wohlverdientes langes Wochenende weit weg von Düsseldorf. Glücklicherweise erlaubte mir mein Kalender, ein paar Tage den House-Sitter zu spielen. Doch im Kleingedruckten - Leute, lest Euch IMMER das Kleingedruckte durch! - willigte ich arglos ein, mich um deren Katzen zu kümmern.
Die erste Nacht war der Prolog zu Dantes Inferno.
So gegen 03:00 konnte ich meine Beine im Bett nicht mehr rühren. Und etwas Schweres brummte mahnend, die Nachtruhe nicht zu stören.
Am nächsten Morgen richtete ich den beiden Incubi rasch alles nach Plan: Futter, Wasser, Streu. Nach dem Frühstück düste ich in Richtung Innenstadt.
Schlendernd an den expressionistischen Bauten der Heinrich-Heine-Allee wurde mir etwas mulmig. Ach liebes Heinichen, denke ich an die Katzen in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!
Ob ich sie mit Fisch und Karotte am Freitagabend gütig stimmen könnte?
Wie auch immer, plötzlich saßen ich und eine ungünstige Sternkonstellation mitten auf der Königsallee an einem Außentisch dieser schicken Cafés.
Ein angenehm teures, halb offenes Gefährt schwäbischer Provenienz parkte frech vor mir im Halteverbot und heraus stieg - ich nenne sie wegen der passenden Anfangsbuchstaben so - Caroline Charlène samt weißem Plüschkätzchen. Mit eiserner Zielstrebigkeit steuerte sie die Doppel-C Kleiderhalle an und verströmte einen heftigen Sandelholz Signalduft einer LVMH Marke.
Ihr genervter Wonnegatte sicherte sich währenddessen einen Platz am Nachbartisch.
Vor meinem geistigen Auge sah ich die beiden als Nachfahren von Ernst Blofeld, dem Erzfeind von James Bond mit weißer Katze.
Zurück mit den üblichen Einkaufstüten dieser diskreten Marke und mir den Rücken zugewandt, wurde meine Friedfertigkeit von einer Sandelholz-Backpfeife wie folgt geprüft: „Dat schöne Jold-Gettschen mußte sein“. Dabei zeigte sie auf Katzis neues Halsband.
Völlig naiv zeigte ich dem Wonnegatten den zustimmenden Daumen und formte meine Lippen zu einem ironischen Vorkuss. Adressat verstand meinen Humor auf Anhieb und wiederholte lustig meine Gesten, welche leider für die wohl süßeste Verwirrung auf der Kö sorgten. Caroline Charlène drehte sich um und verstand die Welt nicht mehr. Vorsichtshalber legte ich meinen Geldbetrag auf den Tisch und verduftete ganz verstohlen. Das Letzte, was ich hörte, war eine Aufforderung zur Beichte seiner Manneskraft und dem Beschwören seiner Liebe zu ihr. Ja, so ein rheinisch-katholischer Beichtstuhl aus Sandelholz hat was unmißverständlich Überzeugendes.
Die Kö wurde mir zu brenzlich und ich machte mich quer durch Ladenpassagen in Richtung Immermannstraße auf. Irgendwie war alles voller Katzentiere: Frauen in Leopard, Tiger, Löwenmähne. Sogar an den japanischen Läden der Immermannstraße grinsten mich vergnügte Hello Kitty Gargoyles an.
Und dann kam die Vollmondnacht. Wie bestellt jaulten, miauten und kreischten mich die beiden Hauskatzen in den Schlaf. Purlimunter übten sie sich in schrägsten Tonlagen, denn ein streunender Kater hatte draußen die Nachbarschaft schon unsicher gemacht.
Um Jahre gealtert, ließ ich mir das lange Wochenende in Sandelholz auszahlen, nämlich dessen egoistischer Variante mit dem doppelten C.
Und auf der Rückfahrt verfolgte mich dieses eine Lied. Um Himmelswillen, den Text kann ich sogar im Schlaf singen!
„Le chat“ von Pow woW. Französisch war noch nie so einprägsam. Leider.
Tja, und heute beschert mir Douce Féline ein Wiedersehen mit diesem rheinischen Abenteuer. Das Sandelholz ist sicherlich nicht so exklusiv wie jenes in den oben genannten Düften, aber für das bisschen Geld reicht es allemal, um ein saloppes Streunen hinzulegen.
Also Vollmondnacht, auf zum Jaulen!
Also, an alle Cat-Content-Lovers, schnappt Euch genügend Leckerli-Naschwerk, denn gleich schnurren wir alle um die Wette!
Vor mir liegt ein Kunst-Orientale der Sonderklasse. Himmel, der verdient eine eigenständige Kategorie.
Aber ich möchte hier zunächst den Löwen schlafen lassen, liebe Tokens aus den 1960ern. Wer mag, kann sich das Stück zur Duftpyramide antun, helfen wird es allemal.
So, zisch und los!
Die Kopfnote verschwindet nach ein paar Minuten, das scheue Kätzchen.
Bittere Bergamotte, so ziemlich das Dezenteste am Duft, hält für ein paar Augenblicke die Luftröhre frei. Und es ist auch gut so, denn jetzt werde ich jede Menge kostbaren Lungenvolumens brauchen, um die Kaugummi-Blase zum Bersten zu bringen.
Etwas Ylang-Ylang, Lavendel und löffelweise Vanille wollen gut gekaut werden. Garfield plant wieder Übles.
Ja, so ein Kratzbäumchen für das Eingravieren aller Liebschaften unseres Streuners steht auch schon in der Herznote bereit, um markiert zu werden.
Aus Kostengründen und des Klimawandels wegen wählte man hier die Laborvariante des Sandelholzes. Erstens ist es widerstandsfähiger und zweitens ausdauernder. Nur mit den schroffen Splittern haben die weißen Kittel mit Schutzbrille noch Schwierigkeiten, aber die Forschung geht weiter. Bis dahin schmirgelt man hier mit viel Vanille, den verdichteten Feuerlöscher für Unstimmiges.
Jasmin, fast schon am Ersticken unter der cremigen Löschdecke, schwitzt ganz leise vor sich hin.
Um Hautrötungen oder Sonnenbrände zu vermeiden, wird zusätzlich eine dieser seltenen, leicht nach Moschus riechenden Sonnencremes gereicht, warum auch immer. Ich dachte nachts, ja nachts, wären alle Katzen grau. Aber wer weiß, Mondstrahlen sollen in gewissen Kreisen Mondbrände verursachen.
Doch der Abwehrzauber gelingt hier mit kuscheligem Ambroxan in plüschigem Fell.
Der Duft wird auch brav so verbleiben, Sandelholz mit Vanille und getarntem Jasmin; der Moschus puscht noch mit etwas Süße auf.
Nach ein paar Mondzyklen kommt endlich das betörende und süßlich gehaltene Patchouli. Ja, so schnell schießen die Preußen nicht, oder die Aquitanierinnen in diesem Fall. Moschus und Patchouli, très féline hier.
Generisch? Mag sein, aber unfreiwillig ironisch und witzig. Und ich denke, dass der Duft genügend Potential für die kommende Paarungszeit in den kälteren Monaten hat.
Doch das sollte die Zielgruppe selbst erschnuppern.
Irgendwo in den Tiefen meiner Hirnwindungen melden sich die passenden Sätze eines elektrischen Mädchens zum Dufteinsatz:
Was’ n das für ’n wundervoller Hintern,
der da nebenan am Tresen steht.
Und der Typ, der da am Hintern noch mit dran ist,
hat sich grade zu mir umgedreht.
Und ich lache ihm zu, oh prima!
Den nehm ich nach Hause mit!
Und da lehne ich mich zurück
und lass‘ dem Mann den ersten Schritt.
Ich für meine Wenigkeit habe dank dieser Schöpfung eine herrliche Erinnerung an die größtenteils rechtsrheinische Landeshauptstadt und Kölns Lieblingsrivalin.
Mein Gen-Mitstreiter & Gattin gönnten sich zu jener Zeit ein wohlverdientes langes Wochenende weit weg von Düsseldorf. Glücklicherweise erlaubte mir mein Kalender, ein paar Tage den House-Sitter zu spielen. Doch im Kleingedruckten - Leute, lest Euch IMMER das Kleingedruckte durch! - willigte ich arglos ein, mich um deren Katzen zu kümmern.
Die erste Nacht war der Prolog zu Dantes Inferno.
So gegen 03:00 konnte ich meine Beine im Bett nicht mehr rühren. Und etwas Schweres brummte mahnend, die Nachtruhe nicht zu stören.
Am nächsten Morgen richtete ich den beiden Incubi rasch alles nach Plan: Futter, Wasser, Streu. Nach dem Frühstück düste ich in Richtung Innenstadt.
Schlendernd an den expressionistischen Bauten der Heinrich-Heine-Allee wurde mir etwas mulmig. Ach liebes Heinichen, denke ich an die Katzen in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!
Ob ich sie mit Fisch und Karotte am Freitagabend gütig stimmen könnte?
Wie auch immer, plötzlich saßen ich und eine ungünstige Sternkonstellation mitten auf der Königsallee an einem Außentisch dieser schicken Cafés.
Ein angenehm teures, halb offenes Gefährt schwäbischer Provenienz parkte frech vor mir im Halteverbot und heraus stieg - ich nenne sie wegen der passenden Anfangsbuchstaben so - Caroline Charlène samt weißem Plüschkätzchen. Mit eiserner Zielstrebigkeit steuerte sie die Doppel-C Kleiderhalle an und verströmte einen heftigen Sandelholz Signalduft einer LVMH Marke.
Ihr genervter Wonnegatte sicherte sich währenddessen einen Platz am Nachbartisch.
Vor meinem geistigen Auge sah ich die beiden als Nachfahren von Ernst Blofeld, dem Erzfeind von James Bond mit weißer Katze.
Zurück mit den üblichen Einkaufstüten dieser diskreten Marke und mir den Rücken zugewandt, wurde meine Friedfertigkeit von einer Sandelholz-Backpfeife wie folgt geprüft: „Dat schöne Jold-Gettschen mußte sein“. Dabei zeigte sie auf Katzis neues Halsband.
Völlig naiv zeigte ich dem Wonnegatten den zustimmenden Daumen und formte meine Lippen zu einem ironischen Vorkuss. Adressat verstand meinen Humor auf Anhieb und wiederholte lustig meine Gesten, welche leider für die wohl süßeste Verwirrung auf der Kö sorgten. Caroline Charlène drehte sich um und verstand die Welt nicht mehr. Vorsichtshalber legte ich meinen Geldbetrag auf den Tisch und verduftete ganz verstohlen. Das Letzte, was ich hörte, war eine Aufforderung zur Beichte seiner Manneskraft und dem Beschwören seiner Liebe zu ihr. Ja, so ein rheinisch-katholischer Beichtstuhl aus Sandelholz hat was unmißverständlich Überzeugendes.
Die Kö wurde mir zu brenzlich und ich machte mich quer durch Ladenpassagen in Richtung Immermannstraße auf. Irgendwie war alles voller Katzentiere: Frauen in Leopard, Tiger, Löwenmähne. Sogar an den japanischen Läden der Immermannstraße grinsten mich vergnügte Hello Kitty Gargoyles an.
Und dann kam die Vollmondnacht. Wie bestellt jaulten, miauten und kreischten mich die beiden Hauskatzen in den Schlaf. Purlimunter übten sie sich in schrägsten Tonlagen, denn ein streunender Kater hatte draußen die Nachbarschaft schon unsicher gemacht.
Um Jahre gealtert, ließ ich mir das lange Wochenende in Sandelholz auszahlen, nämlich dessen egoistischer Variante mit dem doppelten C.
Und auf der Rückfahrt verfolgte mich dieses eine Lied. Um Himmelswillen, den Text kann ich sogar im Schlaf singen!
„Le chat“ von Pow woW. Französisch war noch nie so einprägsam. Leider.
Tja, und heute beschert mir Douce Féline ein Wiedersehen mit diesem rheinischen Abenteuer. Das Sandelholz ist sicherlich nicht so exklusiv wie jenes in den oben genannten Düften, aber für das bisschen Geld reicht es allemal, um ein saloppes Streunen hinzulegen.
Also Vollmondnacht, auf zum Jaulen!
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