MrDarcy
16.06.2022 - 17:44 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Ein Spaziergang am Canale Grande

Zugreise mit inzwischen 120 min Verspätung und viel Leerlauf:
der ideale Zeitpunkt für meine zweite Rezension hier. Heute geht es um Naviglio, den Duft den ich auch gerade -während ich im Zug sitze- trage.

Dieser Duft ist ebenfalls ein Mitbringsel aus den USA, wo ich in einer traumhaften Nischenparfümerie aus aberdutzenden Düften meinen neuen Sommerduft gesucht habe (mehr dazu in meiner ersten Rezension zu Gallagher’s O‘Vert).
Der Sales-Assistant fragte mich einfach so zwischendrin, ob ich seifige Düfte mögen würde. Sofort dachte ich an meine Erfahrungen mit Irisbomben von Prada, die mir an anderen zwar super gefallen, mir auf meiner Haut aber nach wenigen Minuten zu viel werden. „Depends“ war meine Antwort und da hatte er auch schon den Naviglio auf einen Streifen gesprüht. Sofort nach dem Aufsprühen fühlte ich mich in meinen Venedigurlaub vor fünf Jahren zurückversetzt: nach dem Duschen im Hotel am Canale Grande entlangspazieren, so roch dieser kleine Papierstreifen zwischen meinen Fingern. Also rauf aufs Handgelenk und den Tag über getestet. Ziemlich oft ertappte ich mich in den kommenden Stunden dabei, wie ich am Handgelenk roch und jedes Mal kamen positive Urlaubsemotionen hoch. So blieb mir fast keine andere Wahl als den Duft sogleich am nächsten Tag zu erstehen und was soll ich sagen, ich bereue es bis heute nicht. Er ist für mich der ideale Begleiter in Flugzeug, Zug, auf Station oder wenn man einfach nur sauber riechen will. Trotzdem riecht er dabei sehr hochwertig und ich würde ihn auch bedenkenlos auf Special Events tragen, weil er die „sophisticated Quality“ absolut mitbringt (gerade wenn’s total heiß ist und man mal keine Lust auf juicy Zitrik hat, wäre das meine erste Wahl).
Der Seifenakkord, der am Anfang von etwas Zitrik, Neroli und Lavendel begleitet wird (für mich ist der Lavendel ab der ersten Sekunde deutlich präsent) bleibt die ganze Zeit im Mittelpunkt. Im Verlauf werden die eben genannten Noten um ihn herum, von weißem Moschus und leicht aquatischen Noten abgelöst, die ihm eine gewisse Transparenz verleihen, ohne dabei synthetisch zu riechen (ein Kunststück was meiner Meinung nach viel zu wenige „aquatische Noten“ wirklich schaffen). Er hält einen ganzen Arbeitstag durch, auch wenn er nach anfänglich solider Projektion, immer hautnäher daherkommt (was für meine Einsatzbereiche davon auch gut so ist).
Der Flakon ist 1A, der Deckel ist sehr schwer (so schwer hab ich mir die PdM Kappen immer vorstellt, find die eher so mittel) und magnetisch, das Glas ist extra dick, um das Parfüm vor äußeren Einflüssen zu schützen und das Old School Design passt sehr gut zum Duft, der mit den prominenten Noten von Neroli und Lavendel manchen sicherlich zu „alt“ riecht.

Insgesamt ein super hochwertiger Seifenduft mit tollen Flakon und gutem PLV. Wer „klassische“ Düfte nicht mag oder was super spannendes sucht, wird hier eher nicht glücklich.
Leute, denen Prada und Co nicht genug nach echter Seife riechen und Fans von klassischen Colognes kommen hier aber voll auf ihre Kosten.
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