MrDarcy

Percival, dieser Duft beschäftigt mich viel zu oft und immer auf ähnliche Weise, deshalb ist jetzt mal eine Rezension fällig.

Es fing alles letztes Jahr mit meinem PdM Sample-Set an. Jeden Tag zwei PdMs direkt auf die Haut, linker Arm, rechter Arm, no Risk, no Fun. Sehr zum Leid meiner damaligen Freundin, die fast alle Düfte bestenfalls „nicht so gut“ fand. Den Percival fand ich beim ersten Test super, erinnerte mich sofort an meine Schulzeit. Neben meinem besten Kumpel in einer Fierce-Duftwolke sitzen und über Gott und die Welt quatschen, während vorne irgendwelche physikalischen Formeln an die Tafel geschrieben wurden, die eh nur der Lehrer versteht - ach ja, das waren Zeiten…
Meine nun Ex-Freundin fand den damals schrecklich, erinnerte sie an irgendeinen schmierigen Ü40-Typen.
Was auffällt: Wir hatten beide direkt eine Assoziation zu dem Duft und wenn man die Statements hier liest, geht es vielen so. Fierce, Legend, Egoiste - die Liste ließe sich beliebig fortführen. Auch mein erstes Statement ging in diese Richtung: Frisch, aber warum sollte man viel Geld für so etwas ausgeben?

Dazu kommt, dass ich in einer gewissen Stimmung für diesen Duft sein muss. Gerade im Opening finde ich ihn sehr dominant, professionell, aber eben auch distanziert. Keiner zum Ankuscheln, eher der Typ, der morgens ins Büro kommt und allen genau sagt, was sie zu tun haben, Widerrede nicht erwünscht.
Zu diesem Zweck hat er bei mir bisher auch super funktioniert.
Das ist freilich subjektiv, viele meiner Freunde meinen, das riecht einfach frisch geduscht und geht immer. So simpel ist es für mich nicht. Auf das sehr dominante „sharpe“ Opening (ich könnte jetzt die Noten kopieren, aber die kann jeder oben nachlesen, möchte eher das Gefühl beschreiben, das der Duft transportiert), folgen ein Herz und eine Basis, die immer wärmer und würziger werden. Der Duft wirkt immer noch professionell, entwickelt aber zusehends eine würzige leicht süßliche sehr anziehende Aura. Das schöne ist, dass H und S noch so präsent sind, das diese auch auf andere wirkt. Für diesen Duft ist mir mal eine fremde Frau in der Stadt hinterhergelaufen: „irgendwas riecht hier so gut ich glaube Sie, ja Sie.“ Und da war der 8 Stunden drauf bei 3 Sprühern.
Allerdings habe ich für diesen Duft auch die bisher negativste Reaktion bekommen, bei einer Gruppendiskussion unter freiem Himmel im Stehkreis. Da hatte ich aber ich auch sehr viel drauf, weil ich den neuen Reisezerstäuber falsch eingeschätzt hatte: „Dein Deo, Duschgel, Parfüm, was auch immer, ist zu stark für mich. Ich bin auf Duftstoffe allergisch, ich tausche mal den Platz mit jemand anderem“. Auch hier sieht man wieder, dass er für viele gerade am Anfang auch für ein Deo oder Duschgel gehalten werden könnte und die Duftwolke wirklich prominent ist.

Genau wie ich für diesen Duft schon positive und negative Reaktionen erhalten habe, weiß ich nie, ob ich ihn jetzt behalten will oder nicht. Gerade abends, wenn ich vor dem Schlafengehen durch meine Sammlung schnupper (wenn ihr wisst, was ich meine:D), ist er mir oft zu harsch und ich denke mir, dass ich so nicht für andere riechen möchte. Wenn ich dann aber morgens vor einem wichtigen Termin überlege, was ich nehme oder zwischen Zweien schwanke, landet der überproportional oft drauf und ich hab’s eigentlich auch noch nie bereut. Insbesondere der DD bringt mich immer wieder ins Schwärmen und außerdem ist das einer dieser Düfte, die in der Luft besser riechen als unmittelbar auf der Haut (zumindest im Opening, der DD riecht auch Hautnah sehr angenehm).

Insgesamt fällt es mir schwer den Duft abschließend zu beurteilen. Ich hätte ihn schon mehrmals fast verkauft und dann doch wieder nicht.
Wollte ihn oft mal nicht tragen, hab’s dann doch gemacht. Wollte ihn abends mögen, fand ihn dann aber wieder zu harsch. Dieser Duft und ich: ein ständiges Auf und Ab. Und genau deshalb wird er mich wohl noch eine Weile beschäftigen und begleiten, weil er mich nie ganz loslässt, egal, auf welche Weise.

Danke fürs Lesen, testet den auf jeden Fall aus, wenn ihr einen Freshie mit sehr guter HS sucht. Auch die neuen Varianten performen noch super. Und tragt den ein paar Mal, bevor ihr euer finales Urteil fällt, falls euch das -im Gegensatz zu mir- dann irgendwann gelingt.

Zugreise mit inzwischen 120 min Verspätung und viel Leerlauf:
der ideale Zeitpunkt für meine zweite Rezension hier. Heute geht es um Naviglio, den Duft den ich auch gerade -während ich im Zug sitze- trage.

Dieser Duft ist ebenfalls ein Mitbringsel aus den USA, wo ich in einer traumhaften Nischenparfümerie aus aberdutzenden Düften meinen neuen Sommerduft gesucht habe (mehr dazu in meiner ersten Rezension zu Gallagher’s O‘Vert).
Der Sales-Assistant fragte mich einfach so zwischendrin, ob ich seifige Düfte mögen würde. Sofort dachte ich an meine Erfahrungen mit Irisbomben von Prada, die mir an anderen zwar super gefallen, mir auf meiner Haut aber nach wenigen Minuten zu viel werden. „Depends“ war meine Antwort und da hatte er auch schon den Naviglio auf einen Streifen gesprüht. Sofort nach dem Aufsprühen fühlte ich mich in meinen Venedigurlaub vor fünf Jahren zurückversetzt: nach dem Duschen im Hotel am Canale Grande entlangspazieren, so roch dieser kleine Papierstreifen zwischen meinen Fingern. Also rauf aufs Handgelenk und den Tag über getestet. Ziemlich oft ertappte ich mich in den kommenden Stunden dabei, wie ich am Handgelenk roch und jedes Mal kamen positive Urlaubsemotionen hoch. So blieb mir fast keine andere Wahl als den Duft sogleich am nächsten Tag zu erstehen und was soll ich sagen, ich bereue es bis heute nicht. Er ist für mich der ideale Begleiter in Flugzeug, Zug, auf Station oder wenn man einfach nur sauber riechen will. Trotzdem riecht er dabei sehr hochwertig und ich würde ihn auch bedenkenlos auf Special Events tragen, weil er die „sophisticated Quality“ absolut mitbringt (gerade wenn’s total heiß ist und man mal keine Lust auf juicy Zitrik hat, wäre das meine erste Wahl).
Der Seifenakkord, der am Anfang von etwas Zitrik, Neroli und Lavendel begleitet wird (für mich ist der Lavendel ab der ersten Sekunde deutlich präsent) bleibt die ganze Zeit im Mittelpunkt. Im Verlauf werden die eben genannten Noten um ihn herum, von weißem Moschus und leicht aquatischen Noten abgelöst, die ihm eine gewisse Transparenz verleihen, ohne dabei synthetisch zu riechen (ein Kunststück was meiner Meinung nach viel zu wenige „aquatische Noten“ wirklich schaffen). Er hält einen ganzen Arbeitstag durch, auch wenn er nach anfänglich solider Projektion, immer hautnäher daherkommt (was für meine Einsatzbereiche davon auch gut so ist).
Der Flakon ist 1A, der Deckel ist sehr schwer (so schwer hab ich mir die PdM Kappen immer vorstellt, find die eher so mittel) und magnetisch, das Glas ist extra dick, um das Parfüm vor äußeren Einflüssen zu schützen und das Old School Design passt sehr gut zum Duft, der mit den prominenten Noten von Neroli und Lavendel manchen sicherlich zu „alt“ riecht.

Insgesamt ein super hochwertiger Seifenduft mit tollen Flakon und gutem PLV. Wer „klassische“ Düfte nicht mag oder was super spannendes sucht, wird hier eher nicht glücklich.
Leute, denen Prada und Co nicht genug nach echter Seife riechen und Fans von klassischen Colognes kommen hier aber voll auf ihre Kosten.

Moin da draußen,

das ist meine erste Rezension hier und die erste im Forum für diesen Duft, aber der hat einfach eine Rezension verdient.
Wenn es um frische Zitrusdüfte für den Sommer geht, dann gibt es ein paar gängige Empfehlungen. Gerade Nio von Xerjoff und Afternoon Swim von LV sind da so Kandidaten, die in YT-Videos regelmäßig auf Platz 1 landen. Auch hier scheinen diese Düfte viele Fans zu haben und wenn jemand damit glücklich wird, tragt die gerne.
Für mich riecht Nio leider nach einer Mischung aus Badreiniger und Oma und AS wie eine Nischenversion von DGLB Forever (den ich auch nicht mag - wobei ich mich immer noch frage, ob meine Abfüllung Fake ist, denn die gefeierte Fantanote konnte ich nicht vernehmen, dafür viel synthetische Meeresbrise).

Nun soll es aber um O‘vert gehen, der in seinem neuen Flakon übrigens nochmal schöner daherkommt als hier abgebildet. Gefunden habe ich ihn bei Perfumology in Philadelphia, eine durch englischsprachige Duft-Reviewer auf YT, inzwischen recht bekannte Nischenparfümerie. Da stand ich nun zwischen hunderten Nischendüften, mit dem Wunsch einen neuen Sommerduft zu finden. Ein Mitarbeiter nahm sich meiner Sache an, ließ mich mehr als 50 Sommerdüfte testen. Ich ließ ihn ein bisschen verzweifeln: „to sweet“, „to heavy in ambroxan“, „to synthetic“, „not the kind of citrus I’m looking for“ - das waren ein paar meiner Dauerbrenner. Relativ gen Ende meines Besuches wies er mich auf eine kleine Abteilung direkt neben dem Eingang hin, die mir aufgrund der Flakons schon vorher aufgefallen war. Wenn ich auf Zitrus stehe, solle ich unbedingt den O‘vert von Gallagher probieren.
Ich (schon relativ konstatiert) sprühe ihn auf einen Streifen, rieche und …mhh.
Direkt nach dem aufsprühen saftige saure Zitrik, aber nicht zu sauer, erfrischend und belebend, genau das, was man an einem heißen Tag braucht.
Bloß nicht euphorisch werden, denke ich, das ist der Wunsch endlich etwas zu finden, heute wird nix gekauft.
Also rauf auf die Haut mit dem Duft und raus aus dem Geschäft. An diesem Tag waren 28 Grad und wolkenloser Himmel. Ideal um den Duft zu testen.
Den ganzen Rückweg rieche ich immer wieder die belebende Zitrone in der Luft, zu der sich relativ schnell Kardamom und Vetiver gesellen. Alles in einer so gut abgestimmten Mischung, das die Frische konserviert wird, ohne dabei zu süß, schwer oder belanglos zu werden. Mit den Stunden wird der Duft immer transparenter, das Meersalz lässt sich erahnen, aber mehr durch das Gefühl/die Transparenz wenn man ihn riecht und nicht durch eine synthetische „Meer, riechste? riechste?“-Note, die ich leider bei sehr vielen Sommerdüften wie DGLB und Flankern wahrnehme (kann was individuelles sein mit meiner Hautchemie, auf Papier finde ich die gar nicht so schlecht).
Ingesamt bleibt die Erfrischung, je nach applizierter Menge, bei mir für etwa 6-8 Stunden erhalten, was ich für einen Zitrusduft äußerst passabel finde. Gerade bei Wind oder Bewegung nimmt man auch nach Stunden noch „Wiffs“ (weiß das deutsche Wort gerade nicht) davon in der Luft war.

Ingesamt ist O‘Vert meiner Meinung nach der beste Duft meiner Sammlung für 25 Grad aufwärts. Gerade, wenn ich aufgrund der Hitze schlecht geschlafen habe und müde vor der Parfümschublade stehe, gibt der mit einen super Frischekick, fast wie ein Espresso. Auch bei ausgefallener Klimaanlage im Zug hat er mir schon gute Dienste geleistet (eine Bastion der Frische, zwischen tonnenweise Blumen und Ambroxan in der Umgebung), er ist bei hoher Hitze einfach der Beste.

Danke fürs Lesen, ich hoffe ich konnte -trotz meiner beschränkten Nase und Erfahrung im rezensieren - einen kleinen Eindruck dieses, meiner Meinung nach, wunderbaren Duftes vermitteln.
Auf einen schönen Sommer, egal, mit welchem Duft:)