Close to Midnight 2020

ElfeLotta
24.10.2021 - 09:35 Uhr
8
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Kaffeemusik! - Oder: Ich wollte dich so gern mögen... Und ich glaube fast, ich tu's!

Eine Probe dieses Dufts erhielt ich von einer lieben Parfuma als Beigabe zum Souk. (Danke nochmal an dieser Stelle! :D) Die angegebenen Duftnoten hatten mich vor Aufregung schon ganz kribbelig gemacht. Ganz zu schweigen von dem Namen - sowohl der Marke als auch des Parfüms. Wenn ich merke, dass ich aus welchen Gründen auch immer einen Duft mögen WILL, ist das meist ein schlechtes Omen - da ist die Enttäuschung fast vorprogrammiert.
Aber! Das könnte hier tatsächlich anders sein...
Inzwischen ist er zweimal getestet und da hier bisher kaum etwas über ihn steht, dachte ich mir, ich versuche mal, nachvollziehbare Worte zu finden...

Beim ersten Schnuff: unbestreitbar Begeisterung! Über die schöne Andersartigkeit zu den vielen Parfümtests von Blumigerem und Fruchtigerem der letzten Zeit; vielleicht auch über die Kaffeenote, die ich so deutlich zum ersten Mal in Parfüm erlebe.
(War ich doch tatsächlich kürzlich in der Parfümabteilung der orangen Drogeriekette und fragte nach einem Parfüm mit Kaffeenote und beide Damen schauten mich völlig entgeistert an - von so etwas hätten sie noch nie gehört! Wiebittewas? Und ich hielt mich die ganze Zeit als Anfängerin für ahnungslos...)
Hier ist der Kaffee jedenfalls präsent und das auf eine für mich sehr schöne Weise: warm, weich, schwer - und dabei einen Hauch von Kühle behaltend, von frischer Schärfe und Trockenheit. Das ist definitiv erstmal Kaffee, nicht Café. ;)
Immer wieder kommt ein Anflug von etwas leicht Säuerlichem, der mich überlegen lässt, woran er mich erinnert... Wie so oft bei derartiger Entwicklung denke ich schließlich doch kurz mal an Schokokirschkuchen, aber das ist es nicht. Es ist dieser säuerliche Touch, der sich grundsätzlich auf meiner Haut schnell zu entwickeln scheint und mir angenehme Parfüms immer wieder zu verderben droht... (Mein Verdachtskandidat ist Jasmin, evtl. auch Labdanum.) Aber er hält sich hier in beiden Testläufen so weit in Grenzen, dass es gut geht und ich weiterhin der Begeisterung frönen kann.

Und dann - so nach ca. einer Stunde - wird's langsam süßer... Laaangsam... Aber stetig. Mmhhh.... :) Habe ich bisher mit meiner kleinen Kaffeemühle auf dem windig-sonnigen Herbstbalkon gesessen und Bohnen zermahlen, umweht von angenehm kühler frischer Luft, in die sich hin und wieder eine Ahnung von Rauch aus der fernen Nachbarschaft mischt, so packe ich jetzt langsam zusammen und ziehe schließlich um in ein Café, in dem die Düfte der gebackenen Köstlichkeiten sich mit dem Kaffee in der Luft und den Gewürzen des Chai-Tee am Nachbartisch vermischen. Sie gehen hier etwas sparsamer mit Zucker um, als in manch anderer Backstube. Wenn ich die volle Ladung Süße möchte - am besten noch mit ordentlich Vanille - dann muss ich mich anderweitig umsehen. Meistens ist die hier angebotene Ausführung jedoch genau das, worauf ich Appetit habe: da ist noch was herbes, was würziges, was dunkles. Das erdet und umschmeichelt zugleich.

Und wenn ich drüber nachdenke, ob ich mir den Duft eher an einem Mann oder einer Frau vorstellen würde, meldet mein Hirn irgendwann "Error", weil das Bild zu schnell hin und her springt.

Fazit: Ich wollte dich so gern mögen. Und ich tu's - aber hallo!
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