30.08.2025 - 04:12 Uhr

Hroptatyr54
8 Rezensionen

Hroptatyr54
2
Vom Verbotenen und vom Rot
Das Sinnbild der Farbe Rot galt in Mitteleuropa des 19. Jahrhunderts lange zeit als zwiespältig. Auf der einen Seite zeichnete es sich in den Worten Lebenskraft, Liebe, Wärme ab; auf der anderen Seite galt es als das Stigma des Verruchten. Kardinäle trugen sie als Zeichen göttlicher Autorität, Prostituierte als Signal profaner Verfügbarkeit. Roter Samt in den Salons war gleichermaßen Versprechung wie Drohung - wer den Vorhang beiseite schob, betrat eine Welt, die nicht jedem zugänglich war.
Diese Ambivalenz zwischen "Anziehung und Gefahr" erstreckt sich kulturgeschichtlich von der kirchlichen Symbolik über die politischen Fahnen bis hin zum literarischen Motiv der "femme fatale". Rot war immer mehr als eine Farbe und gilt bis heute als Schnittstelle zwischen einem Versprechen und einer Warnung.
Forbidden Rouge klingt zunächst nach Schminke, nach einer frivolen Geste vor dem Spiegel. Aber es geht hier um weitaus mehr, als nur um den harmlosen Puder. Ein unerlaubter Akt. Und da stehen wir nun mit dem Parfum: Einem Mittel, mit dem man sich seit jeher gesellschaftlich Sanktionierten entzieht. Ein Duft kann, anders als ein Kleidungsstück, kein Uniformzwang bändigen; er überschreitet unbemerkt Grenzen, schleicht sich in die Nase, weckt sowohl Assoziation als auch Erinnerung, welche man als Träger nicht mehr zurückrufen kann.
Die für mich lautstarke Verführerin öffnet sich mir warm, fast balsamisch, steigt auf, mit einer Aura eines geheimen Salons, in dem noch Zigarrenrauch hängt und schwere Stoffe die Wände zieren und den Klang der Außenwelt gänzlich verschlucken. Ich hatte wenig mit süßfruchtigen Explosionen gerechnet. Mich überkam der Bonbonrote Nebel, fast wie schummriges weich-rotes Licht eines alten Theaterhauses.
Mit der Zeit kam immer mehr eine subtile Bitterkeit hinzu, ein Trockenheitsmoment, der verhindert, dass die Komposition in plüschige Behaglichkeit verfällt. Man fühlt sich an einen Likör erinnert, dessen Süße stets durch eine herbe, fast hölzerne Basis konterkariert wird. Sirupartig und krautig a la Amaro oder die Süße im Widerstand in einem komplexen grünen Chartreuse.
Das macht diesen Duft zu einem jener, die mehr andeuten als preisgeben. Kein offener Reißverschluss, eher ein halbgeknöpftes Hemd.
Forbidden ist hier nur dem Reiz des Schrillen nicht mit einem zwinkern begegnen zu wollen.
Diese Ambivalenz zwischen "Anziehung und Gefahr" erstreckt sich kulturgeschichtlich von der kirchlichen Symbolik über die politischen Fahnen bis hin zum literarischen Motiv der "femme fatale". Rot war immer mehr als eine Farbe und gilt bis heute als Schnittstelle zwischen einem Versprechen und einer Warnung.
Forbidden Rouge klingt zunächst nach Schminke, nach einer frivolen Geste vor dem Spiegel. Aber es geht hier um weitaus mehr, als nur um den harmlosen Puder. Ein unerlaubter Akt. Und da stehen wir nun mit dem Parfum: Einem Mittel, mit dem man sich seit jeher gesellschaftlich Sanktionierten entzieht. Ein Duft kann, anders als ein Kleidungsstück, kein Uniformzwang bändigen; er überschreitet unbemerkt Grenzen, schleicht sich in die Nase, weckt sowohl Assoziation als auch Erinnerung, welche man als Träger nicht mehr zurückrufen kann.
Die für mich lautstarke Verführerin öffnet sich mir warm, fast balsamisch, steigt auf, mit einer Aura eines geheimen Salons, in dem noch Zigarrenrauch hängt und schwere Stoffe die Wände zieren und den Klang der Außenwelt gänzlich verschlucken. Ich hatte wenig mit süßfruchtigen Explosionen gerechnet. Mich überkam der Bonbonrote Nebel, fast wie schummriges weich-rotes Licht eines alten Theaterhauses.
Mit der Zeit kam immer mehr eine subtile Bitterkeit hinzu, ein Trockenheitsmoment, der verhindert, dass die Komposition in plüschige Behaglichkeit verfällt. Man fühlt sich an einen Likör erinnert, dessen Süße stets durch eine herbe, fast hölzerne Basis konterkariert wird. Sirupartig und krautig a la Amaro oder die Süße im Widerstand in einem komplexen grünen Chartreuse.
Das macht diesen Duft zu einem jener, die mehr andeuten als preisgeben. Kein offener Reißverschluss, eher ein halbgeknöpftes Hemd.
Forbidden ist hier nur dem Reiz des Schrillen nicht mit einem zwinkern begegnen zu wollen.