DasguteLeben
25.09.2014 - 07:34 Uhr
4
Hilfreiche Rezension
7
Duft

British Amber

John Stephen ist fast so etwas wie eine graue Eminenz der neo-viktorianischen Parfümkultur, die sich seit der Wiederauferstehung von Penhaligon's Ende der 70er Jahre neben den "echten" Überlebenden aus alter Zeit (wie Trumper's oder D.R. Harris) als fester Bestandteil und immer wieder beliebtes Marketingkonzept in der Duftwelt etabliert hat. Neben der seit 1966 betriebenen Cotswold Perfumery zeichnete Stephen unter anderem für viele der Czech & Speake Düfte verantwortlich (besonders hervorzuheben ist der Klassiker No. 88), entwarf den ersten Flight der Boadicea Serie, kreierte Bespoke-Düfte für die Queen (womit er entgegen den Wünschen des Köngishauses für sich die Werbetrommel rührte) und schuf 1983 das leider fast vergessene, perfekte englische Parfüm: Cotswold des kurzlebigen Hauses Dukes of Pall Mall. Leider bin ich von den vielen Düften seiner eigenen Linie nur mit Amber vetraut. Dabei handelt es sich um einen grundsoliden, gut gemachten, an Männer adressierten Duft, der das konventionelle orientalische Thema geschickt anglisiert. Empire Amber, quasi. Das gelingt mittels der reizvollen pfeffrig-kräuterigen Kopfnote, in der ich Lavendel, Pfeffer und kampherige Noten wahrnehme, sowie fruchtrig-estrige Akzente, die elegant in den eher hellen Vanille-Ambroxan-Fond überleiten, der es qualitativ leider nicht mit Lutens oder, näherliegend, dem ebenfalls anglo-orientalen aber wesentlich natürlicheren "Souk" von den Cotswolder Kollegen Essentially Me aufnehmen kann. Alles in allem solides Handwerk, aber keine Sternstunde wie im Falle von No. 88, Cuba oder Cotswold.
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