vor 3 Jahren 2
Es gibt schon einige Threads zu dem Thema. Ich befürchte allerdings, dass Du, wenn Du Dich dort durchkämpfst, nachher verwirrter bist als jetzt.
Vielleicht fange ich mal so an: Ambroxan ist die Klammer, die alle ambrierten Akkorde verbindet, mag ihr Duftcharakter auch durchaus stark variieren. Ambroxan ist sowohl der wichtigste Duftstoff des Ambergris als auch des Labdanums - letzteres die Basis aller Amberakkorde (zusammen mit Vanille und ggf. anderen Harzen - nein, kein Bernstein 😀). Ambrierte Akkorde sind typische Basisakkorde. Das enthaltene Ambroxan hat die wunderbare Eigenschaft, einen frischen Charakter bis in die Basis hineinzutragen. Pur ist es schwer zu greifen - hell, strahlend, irgendwie auch warm, frisch, pudrig ... keinesfalls ein olfaktorischer Vorschlaghammer. Aber der Eigengeruch ist ja in der Regel auch egal - es geht um die Funktion. Extrem anpassungsfähig in Parfumformulierungen (absoluter Teamplayer). Wird das Ambroxan nicht als Reinsubstanz eingesetzt, sondern als Ambergris oder Labdanum/Vanille-Mix, bekommt man/frau/nase natürlich nicht nur die Funktion, sondern auch den ganzen restlichen Charakter mit - gewollt oder ungewollt. Beim Ambergris das tabakähnlich riechende gamma-Dihydroionon z. B. Andere Komponenten ergänzen Facetten von Seewasser, Weihrauch, etwas leicht Animalisches und Erdiges ... Dieser typisch orientalische Labdanum/Vanille-Mix wiederum ist deutlich süßer, breiter, harziger wirkend.
Ambroxan ist synthetisch eher teuer herzustellen und ginge es nur darum, möglichst günstig die Substanz in eine Formulierung zu bekommen, dürfte das mit einer mittelprächtigen Labdanumqualität einfacher sein (wenn aufgrund steigender Nachfrage die Ambroxansynthesen auch in den letzten Jahren günstiger geworden sind). Aber - siehe oben - Labdanum hat halt einen starken eigenen Duftcharakter, der ggf. gar nicht zu dem passt, was erzielt werden soll. Will ich nun ein Parfum kreieren, das bin in die Basis frisch riecht und nicht wahnsinnig breit oder harzig wird, so ist pures Ambroxan perfekt geeignet. Möchte ich, dass ein pieksig-frischer Duschgelduft auch in der Basis noch pieksig-duschgelig riecht, wird also oft zu Ambroxan gegriffen - und zwar nicht, weil es selbst so riecht, und nicht, weil es günstig ist, sondern weil damit die gewünschte Funktion erreicht wird. Wer Ambroxan in diesem Kontext kennenlernt und solche Düfte nicht mag, dürfte entsprechend bei der Nennung der Substanz in Duftpyramiden sehr skeptisch sein - selbst, wenn Ambroxan selbst vielleicht gar nicht als unangenehm empfunden werden würde.