Gerry:Die Diskussion um "Reinheit" von Oud ist für mich zunächst eine akademische, da ich die olfaktorischen bzw. praktischen Auswirkungen von "rein" oder "nicht rein" gar nicht kenne. Verkauf mir ein nicht reines Oud als rein - ich würde es nicht merken. Dazu fehlt mir die Referenz. So lange aber ein nicht reines Oud (was auch immer das "nicht rein" sein soll) mir einen authentischen Dufteindruck vermittelt, kann es mir doch egal sein - so lange ich beim Preis nicht über den Tisch gezogen worden bin
Vermutlich würde ich aber das nicht einmal feststellen können.
Bedeutet "rein" es handelt sich um 100% Oud. Was bedeutet "nicht rein"? Ist es dann gestreckt und hat das einen Einfluss auf den Duft bzw. verändert das "Streckmittel" den Duft - womöglich durch einen Eigengeruch?
Ja, das ist ein sehr interessanter Einwand.
"Gestrecktes Oud" kann durchaus einen sehr echten Eindruck vermitteln, weil es ja manchmal nur mit Jojobaöl oder ähnlichem verlängert wird. Ich hatte eben auch schon Oud, wo man schon sofort an Farbe und Konsistenz erkennt, dass damit was nicht stimmt. Wenn das wirklich "pur" ist, ist das deutlich zähflüssiger als ein normales Duftöl beispielsweise. Die Farben unterscheiden sich auch bei purem Oud, Hell-Honiggelb fände ich aber beispielsweise seltsam
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Man kann also natürlich bei einem "gestrecktem" Oud einen olfaktorisch authentischen Eindruck bekommen. Ich finde es nur ärgerlich, wenn man dann für etwas reines bezahlt und die Meisten auch nie wissen werden, dass sie über den Tisch gezogen wurden.
Dann gibt es auch Ouds die für viel Geld verkauft werden und besonders schön sein sollen... manche Sweet Hindis usw. Die können wirklich toll riechen, sind aber eben Attars. Manch ein pures Oud hat durchaus süße Akzente, ein anderes grüne, würzige oder was auch immer für Duftrichtungen. Das gibt es alles. Aber manchmal werden leider auch Ouds als pur verkauft, wo eindeutig noch süße Noten oder was auch immer hinzugefügt wurden.
Ich habe als ich meine ersten Oudproben in der Hand hielt vermutlich ein eher billiges und garantiert nicht reines Oud schon als "heilig" empfunden, einfach weil es völlig anders als dieses (für mein Empfinden nicht so schöne) Ammoniakoud was man aus beispielsweise Dahn Oud al Shams kennt, war.
Das ging lange so weiter... und ich dachte bei so manchem "wow ist das toll". Bis ich dann mal an etwas kam, was aus einer sehr sicheren Quelle stammte und anscheinend auch laut Labor und Co. ziemlich "rein" war. Was ich davor mal roch, hatte mit dem olfaktorisch absolut nix zu tun. Was wohl auch daran lag, dass meist wohl doch noch andere Stoffe im Spiel waren. Ich nehme an, um ein günstiges Oud noch etwas wertiger duften zu lassen. Aber das sind Mutmaßungen, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es wirklich nur noch wenig gemeinsam hatte.
Im weiteren Verlauf bekam ich dann von anderen Kontakten verschiedene Proben, auch aus verschiedenen Ländern von "vernünftigem" Oud, wie ich es nennen würde. Auch eher günstiges, pures Oud wo der ML nur etwas über 10€ kostet... aber egal ob günstig oder teuer, ob aus Kambodscha, Thailand, Indien... es hat immer eine ganz typische Grundnote. Und die fehlte oft bei diesem Zeug von Anbietern, die sich für mich als fragwürdig herausstellten. Leider bekommt man teilweise auch von recht namhaften Anbietern etwas als Oud verkauft, was für mein Empfinden mit diesem "real Stuff" nur noch ansatzweise zu tun hat :/
Es gibt also beides. Einfach nur relativ geruchsneutral "gestrecktes", sowie leider auch Attars/Mukhallats, die als Oud verkauft werden.
Nochmal, wie das bei Oudh.co.uk ist, weiß ich aber nicht!