vor 9 Jahren
"Oud Stars - Al-Khatt" von Jerkoff ist ein gutes Beispiel dafür, dass Oud etwas sehr Kuhstalliges an sich haben kann. Es ist aber auch ein gute Antwort auf die Frage, warum einige dies u.U. gar nicht mal so übel finden. Ich hab schon „schlimmere“ Ouds getestet, trotzdem verstehe ich, weshalb in jedem Kommi zu diesem Duft die Worte „Kuh“, „Gülle“ oder „Bauernhof“ vorkommen. In der ersten ungefähren Stunde ist diese Nuance ausgesprochen deutlich – und für mich interessant, weil ich sie gerade eben noch als tragbar und sogar schön empfinde; warm, leicht fruchtig, dabei dynamisch und angenehm exotisch. Die Lebendigkeit der ausgedehnten Eröffnung ließ mich den Duft nach einiger Zeit sogar nochmals aufträufeln. Apropos Dosierung: ich habe Al-Khatt in einem etwa halbvollen 1,5ml-Phiölchen vorliegen, beim Test gestern verbrauchte ich die Menge von rund anderthalb Sprühstößen, was noch übrig ist, reicht mir bestimmt, um es noch fünf- oder sechsmal zu tragen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese erste Stunde auch so gut funktioniert, wenn man diesen Duft normal oder auch nur mit einem Sprühkopf dosiert (und ich bin ausgesprochener Vielsprüher). Vorsichtig träufelnd dosiert geht es aber – sicherlich auch dank der recht verschwenderisch eingesetzten Vanille. Die wirklich tolle Einleitung steht leider in keinem Verhältnis zum restlichen Verlauf, der vor allem von eben jener Vanille und Cashmeran geprägt wird. Bissl rauchig, bissl süß, bissl holzig. Auf einmal wirkt Al-Khatt starr und monoton. Die Sillage liegt abgesehen vom knalligen Auftakt eher im unteren Bereich, die Haltbarkeit ist allerdings enorm, musste heute früh ganz schön schrubben.
Eine großzügige Abfüllung von Montales "Orange Aoud" erhielt ich kürzlich als Trostpreis von →☆★Chrissy1409★☆←. Ich hab ihn erst zweimal getragen, aber jetzt schon einen kleinen Narren an ihn gefressen. Orange Aoud ist einer dieser Düfte, von denen man vielleicht sagt, dass sie jetzt nicht unbedingt große Kunst seien. Man tut dies, wenn es einen Widerspruch zwischen einem schlichten vorgegebenen Anspruch und seiner exzellenten Ausführung zu überbrücken gilt. Zusammenfassend würde ich OA als cremigen, hellen Orangenoud bezeichnen, was für sich betrachtet weder überraschend noch sonstwie spektakulär ist. Beide Elemente jedoch, die Orange und die Creme, sind wunderbar ausbalanciert und stehen in einem abwechslungsreichen Dialog. Dieser Duft ist sehr dicht, er hat eine hohe Deckkraft, aber er ist keinesfalls schwer oder drückend. Die Orange hat anfänglich etwas von einem gut gekühlten und leicht süßen Orangensaft, mit der Zeit wird sie grüner, dunkler und so herb, wie ich es mir von Hermès' "Eau d'Orange Verte" gewünscht hätte. Der Kontrast zwischen der hellen Oudcreme und der immer herber werdenden Orange ist einfach lovely. Ein sehr cleaner Duft ist das außerdem. Die Sillage ist etwas unterm Montale-Schnitt, aber trotzdem noch super, die Haltbarkeit dagegen wie man es von dieser Marke kennt. OA ist auf jeden Fall kräftig genug, um im kühlen Herbstwetter getragen zu werden, und das passt sogar sehr gut. Danke an Chrissy1409 für diesen wirklich tollen Trostpreis!
"Métalys / Metallica" von Guerlain wäre dagegen ein Duft, dem man eher unterstellen würde, Kunst zu sein. Dieser Duft ist ganz klar feminin, trotzdem würde ich ihn vermutlich ständig tragen, wenn ich noch was davon hätte. Eine eisige und federleichte Vanille im sachten Zwiegespräch mit einer unendlich tiefen und samtigen Orangenblüte. Normalerweise wäre die Orangenblüte hell und strahlend und die Vanille warm und dunkel, hier ist es umgekehrt. Das allein schon. Dieser Kontrast wird nach etwa zwei Stunden von einer geradezu erhabenen Iris durchzogen, trocken und glitzernd. Nach langer Zeit (ich nehme an, es war das EdP) gleitet alles zusammen in ein bronzefarbenes Amberbett. Wahn-sinn. Da stellt man echt keine Fragen mehr.
Von Bogners "Deep Forest" hab ich so grundsätzlich gar nichts erwartet, Herrenvintagedüfte vor dem Jahr 2000 sind eigentlich nicht auf meinem Schirm. Aber hui, der ist super. Der Waldanteil ist keinesfalls koniferig, sondern tropisch, also dunkelgrün, feucht und dicht. Ich schwöre, ich habe beim Test mehrfach das Zirpen vermutlich bizarr aussehender Insekten gehört. Sehr atmosphärisch das Ganze. Über der Phytomasse liegt eine wunderbare trocken-zimtige Süße, die dem Ganzen etwas Verspieltes verleiht. Deep Forest hat eine gewisse Nähe zu "Panda" von Zoologist, beide Düfte kombinieren tropische grüne Noten mit starken Neroli-/Orangenblütenakzenten, ich würde zudem vermuten, dass auch in DF Mimose eingebettet wurde. Im weiteren Verlauf verschiebt sich die Atmo in Richtung Regenwald, es wird also noch feuchter, aber wunderbarerweise nicht schwerer. Ein Tick zu viel Eichenmoos zum Ende hin für meinen Geschmack, aber das nehme ich hier gerne in Kauf. Origineller und charaktervoller Duft, sehr schön.
Eine großzügige Abfüllung von Montales "Orange Aoud" erhielt ich kürzlich als Trostpreis von →☆★Chrissy1409★☆←. Ich hab ihn erst zweimal getragen, aber jetzt schon einen kleinen Narren an ihn gefressen. Orange Aoud ist einer dieser Düfte, von denen man vielleicht sagt, dass sie jetzt nicht unbedingt große Kunst seien. Man tut dies, wenn es einen Widerspruch zwischen einem schlichten vorgegebenen Anspruch und seiner exzellenten Ausführung zu überbrücken gilt. Zusammenfassend würde ich OA als cremigen, hellen Orangenoud bezeichnen, was für sich betrachtet weder überraschend noch sonstwie spektakulär ist. Beide Elemente jedoch, die Orange und die Creme, sind wunderbar ausbalanciert und stehen in einem abwechslungsreichen Dialog. Dieser Duft ist sehr dicht, er hat eine hohe Deckkraft, aber er ist keinesfalls schwer oder drückend. Die Orange hat anfänglich etwas von einem gut gekühlten und leicht süßen Orangensaft, mit der Zeit wird sie grüner, dunkler und so herb, wie ich es mir von Hermès' "Eau d'Orange Verte" gewünscht hätte. Der Kontrast zwischen der hellen Oudcreme und der immer herber werdenden Orange ist einfach lovely. Ein sehr cleaner Duft ist das außerdem. Die Sillage ist etwas unterm Montale-Schnitt, aber trotzdem noch super, die Haltbarkeit dagegen wie man es von dieser Marke kennt. OA ist auf jeden Fall kräftig genug, um im kühlen Herbstwetter getragen zu werden, und das passt sogar sehr gut. Danke an Chrissy1409 für diesen wirklich tollen Trostpreis!
"Métalys / Metallica" von Guerlain wäre dagegen ein Duft, dem man eher unterstellen würde, Kunst zu sein. Dieser Duft ist ganz klar feminin, trotzdem würde ich ihn vermutlich ständig tragen, wenn ich noch was davon hätte. Eine eisige und federleichte Vanille im sachten Zwiegespräch mit einer unendlich tiefen und samtigen Orangenblüte. Normalerweise wäre die Orangenblüte hell und strahlend und die Vanille warm und dunkel, hier ist es umgekehrt. Das allein schon. Dieser Kontrast wird nach etwa zwei Stunden von einer geradezu erhabenen Iris durchzogen, trocken und glitzernd. Nach langer Zeit (ich nehme an, es war das EdP) gleitet alles zusammen in ein bronzefarbenes Amberbett. Wahn-sinn. Da stellt man echt keine Fragen mehr.
Von Bogners "Deep Forest" hab ich so grundsätzlich gar nichts erwartet, Herrenvintagedüfte vor dem Jahr 2000 sind eigentlich nicht auf meinem Schirm. Aber hui, der ist super. Der Waldanteil ist keinesfalls koniferig, sondern tropisch, also dunkelgrün, feucht und dicht. Ich schwöre, ich habe beim Test mehrfach das Zirpen vermutlich bizarr aussehender Insekten gehört. Sehr atmosphärisch das Ganze. Über der Phytomasse liegt eine wunderbare trocken-zimtige Süße, die dem Ganzen etwas Verspieltes verleiht. Deep Forest hat eine gewisse Nähe zu "Panda" von Zoologist, beide Düfte kombinieren tropische grüne Noten mit starken Neroli-/Orangenblütenakzenten, ich würde zudem vermuten, dass auch in DF Mimose eingebettet wurde. Im weiteren Verlauf verschiebt sich die Atmo in Richtung Regenwald, es wird also noch feuchter, aber wunderbarerweise nicht schwerer. Ein Tick zu viel Eichenmoos zum Ende hin für meinen Geschmack, aber das nehme ich hier gerne in Kauf. Origineller und charaktervoller Duft, sehr schön.