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Bin ich ein Museum?

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vor 11 Jahren
Tamina:
(...)
das alles kann man auf das parfümmachen beziehen. werder die tragbarkeit noch die flüchtigkeit ist ein kunst-ausschlußkriterium.

Unbedingt. Bloß weil ich mir ein Bild gerne an die Wand hänge, verliert es nicht den Anspruch, Kunst zu sein. Es wird dadurch nicht zur Tapete.

Diese an sich banale Feststellung ist durchaus nicht unbestritten bei der Übertragung auf Parfum: einem nicht tragbarem Parfum wird eher zugestanden, Kunst zu sein ("Oh, wie konsequent! Kunst!") als einem wirklich gutem Parfum, was es schafft, künstlerischen Anspruch mit Tragbarkeit zu vereinen. Das sei dann ja Design.
vor 11 Jahren
Tamina:
Ronin:

dass sie sich gegenseitig ironische Zitate zuwerfen, die gar nicht außerhalb der Gilde verstanden werden sollen - nur, um sich anschließend lustig machen zu können über die vermeintliche Dummheit außerhalb ihrer Gruppe.

(fett von mir)
das bezweifel ich.
viel eher wird ironie genauso wie in der bildenden und sonstigen kunst als skeptischer kommentar zu bestehendem und lust an persiflage verwendet. als beispiel: siegmar polkes bild „Höhere Wesen befahlen, rechte obere Ecke schwarz malen!“
zwangsläufig wird man, weil in einer subgruppe spezialisiert und verfeinert, oft nur von den jeweiligen subgruppen verstanden. die außerhalb der subgruppe stehenden interessieren dabei nicht - manchmal wird deren existenz vergessen.

ironie ist oft ein sich nicht festlegen. weil man weiss, dass man nicht weiss.

Da hast Du sicher Recht. Ich habe da wohl von Parfumo auf Parfum übertragen *ggg*
vor 11 Jahren
Ronin:
Ich habe da wohl von Parfumo auf Parfum übertragen *ggg*

Laughing

ob tragbar oder nicht, diese starren grenzen in der kunst gibt es doch eigentlich nicht mehr. sonja alhäuser macht z.b. aus essen kunst, und bei der vernissage darf man alles aufessen.
vor 11 Jahren
@Tamina: Yep, ich sehe den Punkt... und freilich ist jedes vermeintliche Diktum, das man aufstellt anfällig *g*, dennoch sehe ich eine (vielleicht wichtige, vielleicht auch völlig unwichtige?) Differenz in der Vermittlung. Es gibt vermittelte und unvermittelte (unmittelbare) Schönheit. Olfaktorische Kunst ist mehr auf die unvermittelte angewiesen wegen des Weges, den die Perzeption nimmt (als einziger Sinn erst ins lymbische System, danach in den kognitiven Hirnteil).
Ist Guernica (unabhängig vom unschönen Bedeutungsinhalt) ohne Vermittlung als "schön" zu sehen?
Ich zweifle daran.
Zweifelsohne ist es wunderschön.

Dannyboy wird sich die Haare raufen, wenn es schon wieder mehr zur Kunst-Frage driftet hier. *g*
@Danny: Noch´n Thread aufmachen? *fg*
vor 11 Jahren
@Louce: Ach, ihr macht doch eh was ihr wollt und ich bin ja kein Moderator. *g*

Unabhängig davon sehe ich aktuell den Bezug zur Ausgangsfrage. *g* Und mir stellt sich da gerade die Frage, ob es nicht auch in der Parfümerie durchaus das Hässliche gibt - und zwar gewollt - wir es nur nicht so bezeichnen. Stattdessen sagen wir dann: "Das mag ich nicht." Wohlwissend, dass andere es mögen.
vor 11 Jahren
liebe louce,
aber gerade guernica kann unmittelbar als schön empfunden werden. wegen der klassischen komposition, einer komposition die ganz unmittelbar als vertraut empfunden werden kann, ohne dass man sich darüber bewusst werden muss. das ist wie ein vertrauter geruch, wie kalter weihrauch in der kirche. über diese komposition wird man angezogen und erschrickt erst danach über den inhalt.

grundsätzlich denke ich, dass kunst immer unmittelbar ansprechen muss, als klang, geruch, atmosphäre. das passiert nicht immer, passiert in geglückten augenblicken, wenn ein werk den betrachter anblickt und der betrachter zurückblickt, für augenblicke erkenntnis möglich wird.

kunst ist ein sinnlich ding, vermittlung ist gedankenarbeit.
vor 11 Jahren
ich komme noch mal zurück zu sonja alhäuser. sie macht u.a. kunst, die essbar ist. auf der vernissage wird die kunst vom vernissagepublikum verspeist. die kunst transformiert im innern der betrachter/esser und wird ein oder zwei tage später in die kanalisation entlassen. gelangt in die kläranlage. dort wird sie verdünnt und in homöopathischer form großflächig verteilt.

parfüm funktioniert ähnlich.
vor 11 Jahren
Tamina:
die kunst transformiert im innern der betrachter/esser und wird ein oder zwei tage später in die kanalisation entlassen. gelangt in die kläranlage. dort wird sie verdünnt und in homöopathischer form großflächig verteilt.

parfüm funktioniert ähnlich.

What?
vor 11 Jahren
Tamina:
(...) kunst ist ein sinnlich ding, vermittlung ist gedankenarbeit.(...)

Yep, aber Vermittlung wirkt zurück auf Sinneswahrnehmung und Empfindung und gehört untrennbar zur Kunsterfahrung.
Nimm z.B. mal eine andere Kunstform: Literatur. Sie ist an sich vermittelt, gar nicht anders möglich. Deshalb ist sie aber nichtsdestoweniger Kunst.
Vermittlung gehört zur Kunstrezeption dazu, ist nicht gegenteilig oder etwas anderes.
Das Maß an stattfindener Vermittlung oder möglicher oder nötiger ist höchst unterschiedlich. Und in Duftkunst aufgrund des Perzeptionsweges ein anderes als bei Kunstformen, die andere Sinne zum Medium haben (jetzt mal abgesehen von der bildenden Kunst im Speziellen).

Tamina:
(...) grundsätzlich denke ich, dass kunst immer unmittelbar ansprechen muss, (...)

JA! Fettes, unumschränktes Unterschreiben meinerseits!
Wenn wir uns vom Begriff "Schönheit" trennen (ist an sich ganz ratsam... so überhaupt, wenn es um Kunst geht, denke ich) und stattdessen vom unmittelbaren Ansprechen ausgehen, dann ist da auch nix, was sich begrifflich verknoten kann.
vor 11 Jahren
Louce:
Yep, aber Vermittlung wirkt zurück auf Sinneswahrnehmung und Empfindung und gehört untrennbar zur Kunsterfahrung. (…)Vermittlung gehört zur Kunstrezeption dazu, ist nicht gegenteilig oder etwas anderes.

ja
Louce:
Nimm z.B. mal eine andere Kunstform: Literatur. Sie ist an sich vermittelt, gar nicht anders möglich. Deshalb ist sie aber nichtsdestoweniger Kunst.

selbstverständlich.
bildende kunst, speziell konkrete, aber nicht nur diese, entzieht sich aber im letzten der sprache. könnte man ein werk sprachlich umsetzen, bräuchte man das werk nicht. das werk wäre illustration, wäre überflüssig.
sprachlosigkeit, ein verstummen und ein letztes quentchen verwirrtes nichtverstehen, eine fassungslosigkeit -bei gleichzeitiger anziehung und faszination- angesichts eines kunstwerks ist nach meiner überzeugung ein zeichen für ein großes werk.

man kann ein bild von agnes martin oder mark rothko beschreiben, farbe und struktur benennen, aber der dialog als vis a vis mit dem bild ist vergleichbar dem blick in die augen des geliebeten. (gut, bei rothko könnte man bei einigen (wenigen!) bildern sagen: „mensch mark, da oben haste ja ganz schön rumgepfuscht, um einen bestimmten effekt zu erzielen.“ das stört dann etwas den blick in die augen *g*)

anziehung und faszination geht nicht ohne eine art von schönheit.
vor 11 Jahren
ein paar gedanken, die mir in den letzten tagen durch den kopf gingen: was passiert mit einem kunstwerk, wenn es verpackt im lager steht? ist es dann noch kunst? oder gehört zum wesen eines werkes, dass es angesehen wird?

vielleicht ereignet sich kunst erst im dialog mit dem betrachter. das werk sagt: sieh mich an und ich bestätige dich und du bestätigst mich.
auf parfüm übertragen hieße das, dass das kunstwerk parfüm auf einen träger angewiesen ist, um sich zu vollenden, sich in seinen verschiedenen duftzuständen zu zeigen.
das parfüm entfaltet sich auf dem träger. der träger ist weniger museum, eher besucher.
oder besser bewohner. das parfüm wäre dann eine flüchtige, sich verändernde architektur, die den träger umgibt. der träger befindet sich im innenraum der duftarchitektur.

und ist es hier auch so, dass das parfüm sagt: riech mich und ich bestätige dich und du bestätigst mich. ?
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