Das ist korrekt, wenn der Wal für die Gewinnung nicht getötet oder verletzt wird. An Stränden aufgesammeltes Ambergris fällt nicht unter CITES.
Ich bin spät dran, möchte dazu aber dennoch was sagen, weil ich mich grade kürzlich aus bestimmten Gründen damit beschäftigen musste und sagen kann, dass das so pauschal nicht stimmt. Der Herr Tauer lag da falsch. Vielleicht wurde das Interview deswegen auch runtergenommen. Es ist nämlich verschwunden. Die Sachlage ist wie folgt:
Ambergris als Ausscheidung des Wals fällt für sich genommen nicht unter CITES, wie das hier einschlägige Washingtoner Artenschutzabkommen abgekürzt heißt. CITES bezieht sich nur auf die Tiere selbst bzw. Teile von ihnen, nicht auf natürliche Ausscheidungen. Aus demselben Grund ist z. B. Hyraceum unproblematisch. Ambergris darf also problemlos eingeführt und verwendet werden, wenn der Wal selbst für seine Gewinnung nicht verletzt oder getötet wurde. Früher wurden Wale dafür regelmäßig gejagt, wobei dabei das frische Ambergris aus dem Wal das Ziel war, das als Duftstoff gänzlich ungeeignet ist und für Lampen verwendet wurde. Das ist heutzutage nicht mehr der Fall. Das Ambergris, das in Parfums Verwendung findet, muss ohnehin sehr lange im Meer treiben, um seinen Gestank abzulegen und den charakteristischen schönen Duft anzunehmen. Es wird dann an Stränden angespült und dort aufgelesen. In dem Fall ist es bezüglich CITES völlig unproblematisch, da es sich um eine natürliche Ausscheidung handelt, die ohnehin anfällt. Zwar kann diese Ausscheidung das Tier töten, weil sie oft zu einem Darmverschluss führt, aber das ist ein natürlicher Vorgang und keine Tötung der Tiere durch den Menschen, weswegen CITES hier nicht anwendbar ist.
Es ist übrigens noch viel komplizierter. Amber kann sage und schreibe vier Bedeutungen haben:
a.) Ambergris
b.) Den Amber-Akkord im Sinne einer Kombination verschiedener Duftstoffe, also das, was du "Fantasie-Bernstein" nennst. In Parfums ist wohl meist das gemeint. Mit dem echten fossilen Bernsteinduft hat das nicht das Geringste zu tun.
c.) Amberbäume der Gattung Liquidambar. Daraus wird übrigens Styrax gewonnen.
d.) Der Duft fossilen Bernsteins oder seines ätherischen Öls. Es wird oft behauptet, fossiler Bernstein hätte keinen Geruch. Wer das glaubt, dem empfehle ich wärmstens, sich ein paar Gramm fossilen Bernsteins zu besorgen - gibt es in einigen Räuchershops - und den zu räuchern. Ihr werdet überrascht sein. Das ätherische Öl gibt es weltweit m. W. nur bei Eden Botanicals. Und auch das ist eine Offenbarung. Matthew Meleg von Meleg Perfumes benutzt es in einigen seiner Parfums.
Ich bin daher dafür, die spezifischeren Begriffe zu verwenden, also nicht nur Amber, sondern z. B. Amber-Akkord, Ambergris oder Bernstein (zumindest im Deutschen).
