Agenor

In einem Satz: Eine weibliche Version der würzig Holzdüfte von Tom Ford.

Der Duft startet würzig frisch mit rauchigen Noten. Sehr schnell kommt ein blumig süsser Duft dazu (Tuberose). Ich kann zusätzlich zu den angegebenen Noten (Benzoe, Tuberose, Sandelholz, Amber) noch Pfeffer, Kokosnuss, Zimt und etwas trockenes Chemisches (ähnlich zu Chlor) riechen.
Im Verlauf werden dann aber alle Duftnoten runder, sanfter und cremiger. Erinnert mich auf jeden Fall an Sonnencreme mit einer tockenen würzigen Holznote im Hintergrund. Die Tuberose leistet volle Arbeit und gibt dem Duft etwas Verführerisches, macht ihn aber auch schwer und weiblich. Das Sandelholz ist sehr trocken und leicht geröstet. H/S sind durchschnittlich.

In diesem Duft treffen zwei Welten aufeinander. Süss und würzig. Ich bin mir nicht sicher, ob diese beiden Welten hier zusammenpassen, eben wie Sonnencreme im Hallenbad. Vielleicht verhält es sich für einige aber auch wie Spareribs mit Honigmarinade. ;)

Insgesamt erfindet dieses Parfüm das Rad nicht neu. Meine Nase hat nicht das Gefühl hier etwas Neues zu riechen. Es dünkt mich, als ob sich zwei Tom Ford Düfte vereint hätten. Es ist aber ein gut gemachter Duft, und ich denke er wird einigen gefallen. Es scheint mir, als gäbe es mehr männliche Tom Ford Düfte, die Richtung weiblich gehen als umgekehrt. (Correct me if I'm wrong) Dieser Duft wirkt dem sicherlich entgegen.

(Übrigens find ich die Sprühköpfe von Tom Ford echt billig und schlecht. Da düften sie sich bei anderen Marken ein Vorbild nehmen. Aber psssssttt.)

Echte italienische Handwerkskunst.
Dieser Duft ist wild und unberechenbar. Von allen Düften der Blu Mediterraneo Reihe, nein sogar von allen Acuqa di Parma Düften, gefällt er mir am besten. Er startet unglaublich frisch. Erinnert an die Frische von Sorbets oder eisgekühlten süssen, fruchtig sauren Cocktails. Auch dieser Acqua di Parma duft besitzt die Markentypische zitrische Noten, die frische Feige setzt meiner Meinung nach von allen Acqua di Parma Düften den besten Kontrapunkt zu dieser Zitrus-DNA.
Die zitrischen Noten verfliegen innerhalb der ersten Stunde und zurück bleibt ein süsser, grünlicher, frischer Feigenduft. Der Drydown und die Basisnoten auf meiner Haut halten sich in Grenzen. Manchmal kommt eine holzige Note zum Vorschein, meist ist der Duft aber nach einigen Stunden verflogen. Das ist aber keineswegs ein Minuspunkt, es ist Charakter. Die natürlichkeit des Duftes und die schnelle Entwicklung der Noten machen ihn perfekt für einen lässigen Lebensstil.
Von allen Düften, die ich besitzte, ist dieser der eigenwilligste: er reagiert stark auf das Wetter und meine Laune. Man braucht Zeit, ihn zu verstehen und wann er will und wann nicht.
Dieser Duft vereinigt italienisches Temprament, Kunstfertigkeit und La Dolce Vita.

Der Duft macht nichts falsch. Und genau das stört.
Ich stelle mir einen Mann vor, der gerne graue Kleidung trägt, einen langweiligen Kurzhaarschnitt hat und in einem Büro arbeitet. Um uninteressant zu riechen, braucht man keine Luxusparfüms. Würde Nivea nach Aventus riechen und Aventus nach Nivea, würden sich beide weiterhin gleicher Beliebtheit erfreuen wie jetzt.

Was man dem Aventus lassen muss: er ist modern und frisch, ohne dabei allzu synthetisch zu duften und er macht einige Veränderungen durch, bis er nach einigen Stunden in nichts sagendem Moschus schwindet. Die einzelnen Noten von Ananas und Pfeffer über Eichenmoos und Holz, die am Anfang zitrisch frisch daherkommen, dann fruchtig, holzig, männlich und teils metallisch werden haben im Verlauf des Duftes alle ihren Platz, aber eben immer unter einem Mantel von uninspirierter moderner Gefälligkeit.

Es gibt Aventus aus dem gleichen Grund, warum die meisten Autos schwarz, weiss oder silber sind.

Der Duft entwickelt sich während dem Tragen kaum, aber: er ist per se sehr vielschichtig und darin besteht seine Stärke.
Der Duft ist extrem stark, langanhaltend und penetrant.
Die einzelenen Düfte (Holze, Harze, Rauch, Gewürze) in dieser Komposition sind gut erkennbar und jeder für sich auch schön und gut. Nur leider ergeben sie zusammen einen dissonanten Mix, der für mich nach geräuchertem Fleisch und Fast Food riecht. Diese Dissonanz ergibt aber auch eine Spannung, welche mich immer wieder am Duft riechen lässt und zwischen "gefallen mir, diese Hölzer" und "wieso würde man sich mit Fleisch Gourmand einnebeln" schwanken lässt.
Absolut exzentrisch.

Dieser Kirschduft hat alles, was ein gelungenes Drama braucht.

Der Duft startet mit einer saftigen und frechen, aber leicht syntehtischen Kirsche.
Während die Kirsche dann immer subtiler und süsser wird, kommt manchmal, nicht immer, eine dunkle warme Weihrauch oder auch trockene Holznote zum Vorschein.
Am Schluss wird das ganze sehr süss und Tonka lastig. Aber nur im besten Sinne. Während die Kirsche schon tot ist, riechen die Kleider auch noch Tage nach dem Tragen süss, warm und verführerisch.

Die freche Verspieltheit dieses Parfüms, jedesmal ein anderes Schauspiel zu liefern, macht es zu einem meiner Lieblinge.