AnkerHD

AnkerHD

Rezensionen
AnkerHD vor 4 Jahren 30 1
3
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Enchantment vs. Midsummer Dream - Der direkte Vergleich.
Ich bin ein großer Fan der Roja Dove Düfte. Wie bei manch anderen Parfumos schreckt mich jedoch der recht hohe Preis ab.
Wir sprechen hier teilweise von Kosten über 450€ für 50ml. Preise die ich nicht bereit bin zu zahlen. Die Parfumo-Community hat mich bereits so manch Neuigkeiten und Trends gelehrt und so kam ich über einen Post auf die DUA-Fragrance Lockangebote.

DUA hat sich auf die Nischenparfumeure geschmissen und versucht durch cleveres Marketing von überzeugenden YouTube-Protagonisten ihre scheinbaren 1:1 Kopien an den Mann/an die Frau zu bringen.Hochwertige Düfte fast zu Ramschpreisen - oder doch nicht? 

Naja - nicht ganz. Immerhin werden pro ml fast 2€ (inkl. Versand aus den USA) fällig!



Einige Flakons besorgte ich mir blind, deren Statements bald folgen sollten 
(Über die Aufmachung der Flakons und deren Qualität möchte ich nicht sprechen, da nicht gegeben).

„Nun mal Butter bei die Fische. Was kann denn so ein Duft von Dua?“



Ich bestellte mir eine Probe von Enchantment um einen direkten Vergleich zu starten. Einen fairen Vergleich habe ich mir fest vorgenommen. Unvoreingenommen - versteht sich. Preis und Name dürfen keine Rolle spielen.
Den geliebten und ausgesprochen teuren Roja Midsummer Dream hatte ich bereits hier als 2ml Pröbchen ersoukt.
Ihr merkt, meine Objektivität lässt zu wünschen übrig… ich werde mich jedoch in den nächsten Zeilen versuchen zu bemühen, mich von meinen Marken-Gefühlen zu lösen.



Ich wollte mir Zeit nehmen und versuchen einen intensiven Test zu machen. So sprühte ich mir an einem Samstagmorgen zwei Pumpstöße von „A Midsummer Dream“ auf den linken Handrücken und 2 Stöße von „Enchantment“ auf die rechte Hand.

Eine Minute vergeht und ich versuche meine Augen zu schließen:

Die Eröffnungsphase:


„AMD“ geht, nachdem die alkoholische Note verflogen ist, direkt zitrisch und holzig an den Start. 
Ehrlich gesagt mag ich den Beginn so vieler Düfte nicht. Roja und DUA machen hier keine Ausnahme. 
„E“ beginnt deutlich zitrischer, spritziger. Man könnte sagen, dass mir die aggressiven Bläschen eines Mineralwassers in die Nase schießen und die Bergamotte kurz vor dem Platzen grinsend zu winkt. 
Die anderen beschriebenen Noten nehme ich zunächst kaum wahr.



Nach 20 Minuten:


Roja begrüßt mich mit einer wunderschönen Vanille gepaart mit einer leicht zitrischen Note und der Duft beginnt mich wärmend zu umhüllen. So komplex und ausgewogen fühlt er sich an. Ich rieche ihn nicht - ich fühle ihn! Er nimmt mich auf und trägt mich in seinen weichen Armen. Ich schließe meine Augen und lasse mich auf einer Wolke ruhig zu einem kleinen Nickerchen verleiten. „Bitte, nur ganz kurz - nicht weil ich müde bin, sondern weil es gerade so warm und schön wird.“

Ein kleiner Schnüffler von „E“ holt mich jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: „Aufstehen, Gefreiter Penner!“
Mit der ungestümen Kraft von Riechsalz reißt er mir die Decke herunter und das imaginäre Kissen wird zu einem harten Stein.
Nanu, was ist das? Die Grapefruit sticht in die Nase und beginnt dominant meine Lungenflügel zu benetzen. 
Ich kenne den stechend zitrischen Geruch. Zwar in einer deutlich „orangeren“ und „erdigeren“ Version aber er ist bekannt. Sehr bekannt! Deutlich herbstlicher und weniger komplex. Terre de Hermes!
Ich kann es nicht fassen. „Du hier? Was hast du hier zu suchen? Verschwinde - du musst warten! Deine Zeit ist nicht gekommen!“
Enttäuscht lege ich meine Hände in den Schoß und hoffe darauf, dass etwas passiert. Ich brauche Kaffee! Kaffee könnte mir den Terre-(Terror)Gedanken aus dem Kopf spülen. Nicht falsch verstehen - ich mag Terre. Aber Terre von Hermes - nicht von DUA, der einer Kopie von „AMD“ gleichkommen soll!



Nach einer Stunde:

Die Gespräche meiner Frau bringen mich auf andere Gedanken. Doch immer wieder versuche ich Antworten auf meine Fragen zu finden: 
„Wie kann ein Duft eines Clon-Hauses so bekannt sein? Wie bringt es „E“ immer wieder auf die Top-Platzierungen der besten Dupes? Es muss doch etwas dran sein. IRGENDWAS!“
Roja verwandelt einige seiner Nuancen in die außergewöhnlichsten Formen. Wie ein Sonnenstrahl, der langsam durch ein Mosaikstein besetztes Fenster scheint, nimmt der Duft einzelne Farben an. Das Zedernholz kommt zum Vorschein - umhüllt von moschusartigem Puder. Jedoch zurückhalten. Alles scheint sehr ruhig, ausgewogen und langsam zu fließen. Es gibt bei „AMD“ keine lauten und raschen Veränderungen. Kennt Ihr Piano hinterlegte Konzentrationsmusik? Das könnte ein Soundtrack zu Rojas Midsummer Dream sein.
Wohingegen der von DUAs Enchantment einer laut knatternden Harley Davidson gleichkommen würde.

Nach drei Stunden:


Ich vergesse mein Experiment. Die letzten zwei Stunden habe ich mich über die verpassten Chancen der Elektromobilität und den grundsätzlichen Wirtschaftsstandort Deutschland unterhalten. An die kraftstoffbetriebene Harley Davidson habe ich nicht mehr gedacht.
Unbedacht rieche ich den vermischten Duft beider Handrücken. „Stimmt! Da war doch was!“.
Ich rieche zunächst rechts. „Ach wie schön - so ausgewogen, komplex und so vollkommen. So riecht ein Roja.“

Ein Schnüffler links: “Hmm? Moment mal. Der ist gleich! Das gibts doch nicht. Ich habe ihn verwechselt. Heute früh kam doch der Roja links und Dua rechts drauf!?“ So habe ich mich getäuscht.

Ich hatte es tatsächlich verpasst. Innerhalb der letzten zwei Stunden gab es ein Zeitfenster, in dem DUA das Rockerimage abgelegt hatte und nun in einer Drohne versetzt langsam über Wiesen und Felder gleitet. Nicht so hoch, dass ich bis zu den Wolken schweben könnte, aber bestimmt 50 Meter über der Erde.
Die Frage ist nun: "Wie lange hält der Akku? Wie lange wirst Du durchhalten? Wirst Du wieder auf deine Harley steigen? Wirst Du überhaupt noch Saft haben um irgendetwas zu machen?“



Fazit:

Ich bin kein guter Beschreiber von Düften. Diese Kompetenz überlasse ich den talentierteren User unserer tollen Community. Nach drei Stunden kann ich allerdings sagen, dass „E“ zu 95% die DNA von „AMD“ angenommen hat. Die restlichen 5% unterscheiden sich für mich in der angenehmen Süße und Helligkeit. Beide Eigenschaften schreibe ich Roja zu.


Der Weg bis hierhin war für mich allerdings zu leidenschaftlich. Wer temperamentvolle Beziehung schätzt, in der auch mal Tassen fliegen können, sollte die Liebe zu „E“ wagen. 
Für mich ist der Charakter zu sprunghaft und unausgeglichen - wie der eines pubertären Teenagers.


Zudem hat mich die frühe Verwandlung des weichen Kissens in einen Stein beschädigt und eine klaffende Wunde an meinem Hinterkopf hinterlassen. 


Den Vergleich habe ich genossen und fand ihn sehr spannend auch wenn ich mich dazu entschlossen habe, „E“ nicht zu kaufen. Zu einzigartig und exklusiv war die Erfahrung meines mittsommerlichen Traums.

Performancezeiten folgen.
1 Antwort