Ary11825

Das 'Tom Ford – Beau de Jour' fiel mir eigentlich ganz zufällig in den Einkaufswagen. Meine Neugier war gepackt, als ich unwissend, nach gehobener Reife und etwas standhaftem suchte. Dieser Duft also, begrüßt Ihren Tag keineswegs mit jugendlicher Unschuld. Er tritt klassisch in Kraft und umhüllt in moosgrünem Glanz. Unverkennbar haben wir hier ein Zusammenspiel aus erlesener Lavendel, erdigen Böden und etwas von glorreichen Sträuchern. Für mich ein Zusammentreffen sehr natürlicher Stärke, sowie akribisch gepflanzten Samen, die zusammen eine Erscheinung großer Mächte an den Tag legen.

Dieser Duft bringt zusammen, was zusammen gehört. Er lässt einen versinken in den ungeschriebenen Liebesbriefe noch so schöner Unschuld. Eine Renaissance längst zurückliegender Jugendromanzen. Die Euphorie, wenn sich allmählich Anzeichen junger Verliebtheit erkennbar machen. Er umhüllt brüchlich, süßen Hölzern und findet in seiner Dramaturgie ebenso einen Abschluss in seiner verruchten Stelle. Jedoch liegt das wirkliche Highlight genau zwischen Anfang und Ende. Denn dort verführt er uns, mit Vanille, Zitrone und Honig nimmt er uns gefangen und macht uns verwundbar. Ich spreche in bester Absicht eine Empfehlung, an alle, die nach den Pfeilen des Amors suchen.

Dieser Duft suchte förmlich nach mir. Wenn wir in einer bunt inszenierten Kreation, nach Schönheiten suchen, finden wir sie hier. Es ist ein Duft, der uns denken lässt, irgendwann muss sich diese Trauer doch abnutzen, hingegen offenbart sie erst die tiefsten Stellen unseres Herzens. Und dann schweben sie wieder, diese leisen, weißen Wolken. Zeigen uns ihre Blüten der Schönheit, sie nicht anzunehmen wäre nichts weiter als falsch. Für mich habe ich den wohl schönsten und gleichzeitig zärtlichsten Blumenstrauß entdecken können. Doch neben diesen sinnlichen Blüten, ist ein seidenweiches, rotes Abendkleid darin zu spüren. Er lädt alle zu einem Tanz ein, dessen Schritte mit einer Tiefe und Eleganz direkt zu einer ganz anderen Welt führen können, als im blassen Augenschein.

Bei diesem Duft, muss ich vor allem an eine Liebe denken, die sich in den Sommernächten zutrug. Als ich ihn zum ersten Mal zu einem unserer Dates präsentierte, erklärte ich folgend ihrem Kompliment, dass dieser hier wie Heroin wirken sollte. Sie sah mich mit einem langen Blick an, ich, unwissend, dass hier für schon lange kein Heroin mehr nötig ist. Begleitet von diesem Duft, der alles so erwärmte, dass, das Wachs in Bäumen zu schmelzen anfing. Mir war klar, dass dieser Duft für mich immer etwas sehr Nostalgisches besessen hat. Er ist so ergreifend wie die Liebe selbst und lässt einen somit nicht mehr los. Jenes Zarte, Sehnsüchtige, welches für gewöhnlich nur der Frühling mit sich bringen kann. Wir finden hier neben unserer Verletzlichkeit, auch die Eigenschaft, mit wachen Augen zu träumen. Die Vernunft hat in diesem weichen und sensiblen Duft, nichts mehr zu schaffen.

Ich muss zugeben, lange bevor das Parfum erschien, war ich stets zufrieden mit dem EdP. Besonders gut kam dieses auch bei meinen Mitmenschen an. Nun hats ein gekonntes Angebot doch noch veranlasst, mir ein solches zu besorgen. So tragte ich diese Symphonie aus schwarzen Leder, verspielten Blumen und süßen Hölzen, mit wenigen Sprühungen auf. Es erinnerte mich direkt an einen Spaziergang, nachts, in Paris, durch den 'Parc des Buttes-Chaumont'. Diese Harmonie aus moderner Frische, sensibler Sinnlichkeit und trotz dieser spürbaren, edlen Ledernote in solch federleichten Komposition, macht dieser Duft zu einer Reise in ganz vollkommener Offenbarung. Ich empfehle allen, die nach einem Signature Duft suchen, der sowohl im Licht als auch im Schatten seine Verträumtheit entfaltet. Für mich einer der gelungensten Düfte aus dem Hause Tom Ford. Diese Zerbrechlichkeit in einem doch als Leder klassifierzten Duft, machen ihn zu einem wahren Signature.