Baux

Wer Kirschen nicht mag, muss jetzt nicht weiterlesen. Alle anderen dürfen sich diesen wirklich großartigen Duft mit unglaublichem Preis-Leistungs-Verhältnis ans Herz legen lassen. L’Occitane verwendet nur erstklassige natürliche Rohstoffe, und die 100ml kosten trotzdem keine 45€. Aber Schluss mit der profanen Ökonomie.

Wenn man im Sommer das erste Mal wieder Kirschen isst – echte Kirschen, keine tiefgefrorenen oder aus dem Glas – die riechen wie die erste Viertelstunde dieses Eau de Toilette. Ein saftiger, fruchtiger Kirschduft, der glücklich macht – und etwas langweilig wäre wie die ganzen Fruchtparfums, wenn er sich die ganze Zeit über halten würde.

Das tut er aber nicht. Ein Hauch davon bleibt vielleicht, aber hier geht es um die Kirschblüten, nicht die Früchte. Es ist ein Frühlingsparfum, kein Sommerduft. Die Kirsche blüht, wenn es noch kalt ist, im März/April und gibt eine Ahnung von Sonne und blauem Himmel. Fleurs de Cerisier wird jetzt floral, aber ohne Pudrigkeit, ohne kremige Opulenz. Es riecht sauber und geradezu unschuldig nach Kirsche, nach Blüten, nach kühler klarer Luft ...

... und Holz. Rosenholz sagen die Noten, aber das sollen feinere Nasen entscheiden als meine. In den Duft mischt sich eine ambratische Wärme und ein überhaupt nicht so unschuldiger Moschusakzent. Das Parfum bleibt jetzt dicht an der Haut. Aber wer euch so nah kommt, wird es lieben.

Ich kannte mal eine junge Frau, eine Weile ist es schon her, die war sehr hübsch. Sie hieß Jasmin. Ich verliebte mich auf den ersten Blick in sie – wer hätte das nicht. Sie hatte langes, lockiges schwarzes Haar und einen hellen Teint. Ihr Mund war rot, und ich küsste ihn gerne. Nur zu reden hatten wir nicht viel. Vielleicht war sie deshalb so viel allein und hatte keine Freunde. Vielleicht war sie zu schön, um wirklich zu anderen zu passen.

Auch unsere Wege trennten sich wieder. Ich denke noch manchmal an Jasmin, denn in meiner Erinnerung ist sie immer noch schön. Aber wären wir länger zusammen gewesen, weiß ich, wär sie mir immer langweiliger und immer weniger hübsch vorgekommen. Vielleicht ist jemand anderes mit ihr glücklich geworden.

Creed-Parfums sind teuer, man sollte jedes Mal, wenn man den Sprühkopf drückt, 10 Cent ins Sparschwein stecken. SMW ist jeden Cent wert. Ich daure jeden, der die Perfektion darin nicht riechen kann. Nach ein paar Minuten, wenn sich der frisch-mandarinige Anfang verflüchtigt hat, bekommt man einen fast greifbaren Johannisbeer-Akkord mit ein bisschen Tee. Darunter liegt mit englischem Understatement die Millisimé-Basis. Besser geht es kaum. Der Sommer hat ein Parfum – dieses hier.

SMW macht zwar keine großartige Entwicklung, schafft es aber trotzdem, einen immer wieder zu überraschen. Gerade wenn man denkt, dass es nicht mehr da ist, tritt es mit einer prallen Johannisbeer-Note hervor. Über die Haltbarkeit kann ich mich deshalb nicht beschweren.

Wer MI nicht mag, für den ist wahrscheinlich auch SMW nichts. Euer Pech! Wer SMW mag, muss aber damit rechnen an den MI-Flankern noch weiteres Geld zu verlieren. Außerdem wird eure Freundin es benutzen und keine 10 Cent ins Sparschwein stecken.

... aber dieses Serge-Lutens-Parfum ist wirklich richtig toll. Der Auftakt aus Bergamotte und Ingwer ist hinreißend und fast wünscht man, dass es die ganze Zeit so bliebe, aber es kommt doch recht schnell der kräftige Duft von Tee hervor. Vor allem diese Tee-Note ist meiner Meinung nach noch gelungener als bei Tea for two von L’Artisan. Steht sie dort nach ein paar Minuten sehr im Vordergrund, wird sie hier durch die Schärfe von Pfeffer und kandiertem Ingwer sowie einer feinen süßen Hönignote gedämpft. Die großartige Haltbarkeit kann ich nicht bestätigen. Zwar rieche ich Five O'Clock Au Gingembre noch nach ein paar Stunden an mir, aber leider nicht den wundervollen Duft, den das Parfum nach etwa 2-3 Stunden entwickelt, sondern etwas noch leicht Teeiges, aber viel Grüneres als vorher.

Eine sehr ausgewogene und balancierte Komposition, was man ja nicht von allem SL-Düften sagen kann. Auf jeden Fall tragbar, auch im Büro. Ich finde den Düft nicht zu, aber doch recht feminin. Wer sich an die Parfums dieses Hauses wagen will, sollte vielleicht hier anfangen und nicht bei Ambre Sultan.