Borzoi71

Borzoi71

Rezensionen
Borzoi71 vor 2 Jahren 19 7
9
Flakon
10
Haltbarkeit
1
Duft
Aktenzeichen BR540 Ungelöst
Selten in meinem Leben habe ich mir solche Mühe gegeben, etwas zu verstehen und zu mögen - aber Baccarat Rouge bleibt mir ein Rätsel.

Mein erster Test erfolgte ein bißchen zwischen Tür und Angel im Duty Free; ich hatte gerade meine ersten Schritte in die Welt der Nischendüfte getan und wurde auf allen Kanälen mit BR beschallt: das beste Parfum aller Zeiten, eine Offenbarung, eine überirdische Kreation, bei der die Götter ihre Hand im Spiel hatten. Umso erfreuter war ich, das himmlische Elixir am Flughafen vorzufinden. Erwartungsfroh besprühte ich einen Teststreifen, wedelte ihn mit großer Geste vor meiner Nase auf und ab und … nichts. Ich hielt den Streifen dichter an die Nase. Immer noch nichts. Ich hielt den Streifen AN die Nase. Wieder nichts. Ich schüttelte den Kopf und machte mich auf den Weg zum Gate. Es war sehr früh am Morgen und meine Nase wohl noch nicht in Topform, also würde ich das Ganze vertagen.

Zwei Wochen später bestellte ich eine Reihe von Abfüllungen und beschloß, BR noch eine Chance zu geben, zumal er in so ziemlich jeder Nischen-Topliste ganz vorne stand. Quasi der FC Bayern der Düfte. Da mußte doch was dran sein! Die Abfüllungen trafen ein, und wohlweislich testete ich BR zuallererst, sozusagen mit jungfräulicher Nase. Diesmal erhaschte ich beim Aufsprühen einen Hauch von irgendetwas. Sekunden später hielt ich mir den Streifen vor die Nase – und wieder passierte nichts. Also auf die Haut gesprüht. Nichts. Weder nach 5 Minuten noch nach einer Stunde. Nun wurde ich doch stutzig. Eine kurze Google-Recherche ergab, daß es wohl tatsächlich Menschen gibt, die BR nicht oder nur ganz minimal riechen können. Tja, dann gehörte ich wohl dazu. Pech gehabt. Ich legte die Abfüllung beiseite und dachte nicht weiter darüber nach.

Ein halbes Jahr später, genauer gesagt, vor drei Wochen, hatte ich den Tester wieder in der Hand. Da sich mein Geruchsempfinden seit meinem Einstieg in die Duftwelt sehr verändert hat, hoffte ich, nun eventuell doch noch hinter das Geheimnis des Erfolges von BR zu kommen und mich Hals über Kopf zu verlieben. Also testete ich erneut. Und siehe da – plötzlich war da etwas. Etwas Seltsames ... und zwar nicht zu knapp: eine geballte Ladung Heftpflaster. Ich roch nichts Süßes, nichts Elegantes, nichts Faszinierendes; nur schieres Hansaplast, vielleicht noch mit einer Beimischung von einem Prozent Pattex. Je mehr Zeit verging, desto penetranter schien der Geruch zu werden – bis ich mich schließlich gezwungen sah, das Zeug runterzuwaschen. Oder auch nicht. Denn wenn ich ansonsten nichts Positives an diesem Duft finden kann, eines muß man ihm wirklich zugestehen: Der überlebt auch einen Atomkrieg.

Es fasziniert mich, wie unterschiedlich die Duftwahrnehmung von einer Person zur anderen ausfällt. Ich wünschte wirklich, ich könnte das Phänomen BR begreifen, doch das wird mir wohl leider verwehrt bleiben (dafür habe ich aber mit "gentle Fluidity (Gold) | Maison Francis Kurkdjian" eine andere Liebe im Hause MFK gefunden).
7 Antworten
Borzoi71 vor 2 Jahren 10 3
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Leider kein Feuerwerk ...
Soleil Passion war mein allererster Blindkauf, denn die gelisteten Duftnoten schienen perfekt … tja, so lernt man dazu.

Im Opening nehme ich eine vage Fruchtigkeit wahr, die von einem üppigen Blumenbouquet relativ schnell geknebelt wird (der Granatapfel ist allerdings auch später noch im Hintergrund präsent, wenn auch sehr zurückgenommen). Die angekündigte Fruchtexplosion und Saftigkeit empfinde ich nur in Ansätzen, und auch nur ganz kurz nach dem Aufsprühen. Im Drydown mischt sich dann noch irgendwas ein, das mir nicht hunderprozentig liegt; ich kann leider nicht genau sagen, welche Note es ist.

Soleil Passion ist für mich ein sehr warmer Duft, wie ein träger, später Nachmittag in südlichen Gefilden; die Liebe zu ihrem Garten in Grasse, die Martine Micallef ausdrücken möchte, erkenne ich deutlich, und es ist ein sehr schöner Garten – nur leider nicht meiner. Ich schätze das Haus Micallef außerordentlich – Ylang in Gold ist für mich einer der exquisitesten Düfte überhaupt – aber den spritzigen, saftigen, mediterranen Granatapfel hat Carner mit "Super Moon | Carner" wesentlich besser umgesetzt. Die Verwandtschaft zwischen den beiden Düften ist unverkennbar; Soleil Passion ist in diesem Fall aber die schweigsamere, etwas blassere Cousine.

Haltbarkeit und Sillage sind durchschnittlich – auch da liegt Super Moon meilenweit vorne.

Das nächste Micallef-Highlight kommt bestimmt, und ich werde weiterhin jeden neuen Duft des Hauses mit Freuden testen. Soleil Passion war kein kompletter Reinfall, aber eben leider auch kein Feuerwerk - und letzteres ist mir bei einem hochpreisigen Duft dann doch zu wichtig.
3 Antworten