Byron

Byron

Rezensionen
Byron vor 11 Jahren 31 7
10
Duft
Ich kann DICH riechen ...
Vielleicht bringe ich ein bisschen etwas durcheinander, aber ich glaube so war es:

Helmut Kohl war damals schon wieder - oder immer noch Bundeskanzler. Vor der elterlichen Garage stand wohl einer der letzten Opel Ascona B in orange. Ein bis dato unbekannter Boris Becker schrieb Sportgeschichte in Wimbledon. Wir waren jung – sehr jung – und gerade dabei den 3stelligen Kleidergrößen entwachsen zu sein, aber immer noch zu schmächtig, um die erste kleinste Männerkonfektionsgröße tragen zu können.

Der Schlabberlook in Sportklamotten war keine Hip-Hop Attitude, das war eine billige Notwendigkeit. Es waren die Erbstücke des großen Bruder. Manchmal waren es auch die Überbleibsel der Cousins, die man nur vom Namen her kannte.
Der Hype um Breakdance war nahezu aus der BRAVO verschwunden. Es war die Zeit irgendwo zwischen Madonnas gleichnamigen Album und der Soundtrack-LP „Who’s that girl“. Wir versuchten zu tanzen wie Michael Jackson, hörten aber Prince. „Let’s go crazy“ war auch unser biologisches Programm, welches uns sehr zu schaffen machte.

Die Energie der Hormonsuppe kochte in unseren Adern über. Wir waren mit der Kanalisation dieser Urkräfte alleingelassen und in jeglicher Hinsicht überfordert. Wir wußten nicht was mit uns geschah. Unsere Eltern wußten es und lächelten; manchmal lachten sie uns auch aus; zumeist aber gab es Stress. Dem ganzen setzten wir dann später mit den Beastie Boys die Krone auf und hymnisierten „Fight For Your Right“.

Und dann gab es da noch DIE ANDEREN…

… DIE MÄDCHEN…

Sie waren ganz anders als wir. Selbstverständlich wußten wir vom Biologieunterricht schon längst um die phänotypischen und genotypischen Unterschiede, aber sie hatten auch noch einen ganz eigenen Geruch an sich.
Sie rochen so „sanft und frisch“, so „klar und rein“. Nach zitrischen Früchten, aber auch nach Jasmin und anderen Obstblüten. Manchmal vermeinte man auch dazu einen sehr dünnen Duftfaden von Mandel und Vanille aus der Luft eingeschnappt zu haben. Es war ein unbeschreiblicher Duft von dem eine Faszination ausging, der uns noch sehr lange in einer zärtlichen Faust fest gebannt halten sollte.

Genau genommen gab es da EIN Mädchen. Wir waren an der gleichen Schule aber in verschiedenen Jahrgangsstufen. Für SIE war ich unsichtbar, aber ich konnte anhand des oben beschriebenen Duftes mit geschlossenen Augen feststellen, ob SIE das Schulgebäude bereits betreten oder schon wieder verlassen hatte.
Es sollten aber noch einige Jahre ins Land streichen bis ich den Mut hatte SIE anzusprechen. Noch weitere Jahre zogen ins Land und noch mehr Mut mußte ich aufbringen, bis ich Ihr mit schlotternden Knien einen Antrag unter einem Zitronenbaum auf der Isola Bella gemacht habe.

Bei einer Duftprobe von Schwarzlose 1A33 explodierten förmlich alle diese Erinnerungen wieder vor meinem geistigen Auge. Ich fragte meine Herzallerliebste, welches EdT oder welches Parfum sie denn früher getragen hatte. Zunächst wusste sie nicht was ich meinte, daraufhin beschrieb ich ihr den Duft: Wann und wie ich diesen Duft zum ersten Mal wahrgenommen und mit ihr in Verbindung gebracht hätte. Zunächst schaute sie mich verwirrt mit Ihren großen blauen Augen an. Als ich ihr aber einen Duftstreifen von 1A33 unter die Nase hielt wurde sie zunächst ganz blass. Je mehr ich darum bat, daß sie sich doch an den Namen des Duftes erinnern möge, desto unruhiger wurde sie und rutschte nervös auf ihrem Stuhl umher.

Ersichtlich verwirrt aber auch irgendwie erleichtert …

„Schatz, mir ist dieser Duft auch schon sehr lange vertraut, wußte aber nie woher oder wohin. Seit unserem ersten gemeinsamen Abend, als Du mich zum ersten Mal angesprochen hast und bei deinem Antrag auf der Isola Bella, konnte ich ihn dann endlich zuordnen. Ich schien mir bis heute sicher zu sein, daß seist schon immer DU gewesen … ?“

Seitdem weiss ich: MAGIE hat einen eigenen Duft!!!

Und die MAGIE ist groß bei diesem hier…
7 Antworten