CdG

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16 - 20 von 39
CdG vor 13 Jahren 9 1
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
… J-a, g-erne!
Die beiden Duftkreationen "S-Perfume" und "S-ex" waren einst Bestandteile einer Kunstinstallation des New Yorker Bildhauers Nobi Shioya über die Sieben Todsünden. Es heißt, das Publikum jener Ausstellung sei von den Düften derart fasziniert gewesen, dass sich Shioya, in der Szene besser bekannt als „Sacré Nobi“, dazu entschloss, die Düfte in einer Kleinstserie produzieren zu lassen.

Das von Morillas und Laudamiel entwickelte Duftduo soll (laut PR-Text) einen Brückenschlag zwischen der klassischen Parfümkunst Frankreichs und der modernen zeitgenössischen Kunst darstellen.

Nach meiner wirklich traumatischen Begegnung mit "Sécrétions Magnifiques" bin ich bei experimentellen Parfüms inzwischen vorsichtig geworden, insbesondere, wenn sie sich das Thema Sex auf ihre Fahne geschrieben haben.

Glücklicherweise war "S-ex" beim Testen kein gänzlich Unbekannter, eine ganze Weile schon hatte ich es im Schrank stehen und zuvor auch schon einmal kurz angetestet. Ledrige Düfte, zu denen auch der hier besprochene zählt, sind mit einigen wenigen Ausnahmen nicht unbedingt mein Fall. Obendrein erinnerte ich mich daran, dass "S-ex" eine gute Portion aquatisches Melonenaroma (Calone) spendiert worden ist, eine Note, die mich in den meisten Parfüms aufs Härteste abstößt.

Doch bei meinem Test erlebte ich eine echte Überraschung: "S-ex" ist wirklich gut … und zwar richtig gut! In der Kopfnote rieche ich die Süße von Beeren und das bereits erwähnte, diesmal jedoch wohldosierte Melonenaroma. Es folgt ein fließender Übergang ins Animalische und Ledrige. Es ist eine besondere Art von Leder, eine, die ich in Parfüms bisher noch nicht angetroffen habe. Zuerst ist es kühl und schroff, dann, nachdem es Körperwärme angenommen hat, weich und wie eine zweite Haut.

Auf dem Teststreifen ist "S-ex" eine gesichtslose Plörre, auf der Haut eine absolute Schau! Träger nicht ganz einfach zu bekommenden Eaus (oder solche, die es werden wollen), sollten diesen Umstand beim Austesten unbedingt bedenken.
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CdG vor 13 Jahren 10
10
Haltbarkeit
10
Duft
Heiliger Faustschlag auf die Nase
Als ich mir Avignon Anfang 2003 erste Mal unter die Nase hielt, stand für mich fest, dass es von allen mir bekannten „Weihwässern“ das authentischste ist. Auch heute empfinde ich noch immer so.

Obgleich ich mich zu den Fans dieses Dufts bekenne, kann ich durchaus nachvollziehen, dass ihn manch einer nicht ausstehen kann. Das mag einerseits an seiner Authentizität liegen, andererseits vielleicht auch an seiner Intensität. Avignon ist opulent wie eine spätgotische Kirche im Flamboyantstil, in der eine mächtige Orgel Bachs Toccata in d-moll anstimmt und deren Ehrfurcht einflößende Pfeifenklänge nicht nur die Buntglasfenster erzittern lassen.

Avignon ist einerseits wie ein „heiliger Faustschlag“ auf die Nase und doch auch eine warmholzige und feinwürzige Mischung mit leicht zitronigem Einschlag von beispielloser Eleganz und Reinheit. Es ist ein irdisch-ätherisches Kreuzfeuer zwischen edlem Palisander, balsamischer Myrrhe, kostbarem Ambrette, erdigem Patschuli, süßer Vanille und aromatischem Weihrauch. An Honig erinnerndes Zistrosenharz und verschiedene Gewürze verleihen dem Eau zusätzliche Tiefe und fixieren den Duft gleichzeitig, so dass sich ein äußerst haftendes Eau de Toilette ergibt, das der Haltbarkeit eines Eau de Parfum in nichts nachsteht.

Kurzum: Avignon ist ein Meisterwerk! Zusammen mit Zagorsk gefällt es mir von allen fünf Düften der Serie am besten. Allerdings ist Avignon kein Duft für jeden Tag und jede Jahreszeit, dafür ist er zu schwer und zu besonders.
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CdG vor 13 Jahren 11
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Mein persönlicher Lieblingsduft der CdG-Weihrauchserie
Es überrascht mich ehrlich gesagt ein wenig, dass das russisch-orthodoxe Mitglied im CdG-Weihrauchquintett hier scheinbar nicht so gut wegkommt. Nachdem mein Lieblingsduft der Series 3 inzwischen schon zweimal „abgestraft“ wurde, habe ich mich entschlossen, ihm ebenfalls einen Kommentar zu widmen.

Ich liebe Zagorsk – seit vielen Jahren. Schon damals gefiel mir Boulangers Weihrauchinterpretation von den fünf Düften der Series 3 am besten. Ich liebe seine nüchterne Kühle, diesen gradlinigen Fotorealismus von ätherischen Nadelhölzern und Räucherwerk auf der einen und floralen Akzenten auf der anderen Seite.

Zagorsk ist für ein CdG-Parfüm ungewöhnlich einfach strukturiert, fast schon flach und schnörkellos, im Duftablauf sehr linear, dennoch langanhaftend. Weihrauch, Hinoki-Zeder, Veilchen sowie an Pfeffer, Wacholder und Gewürznelken erinnernde Noten sind für mich die tonangebenden Duftanteile.

Apicius bemerkte, Zagorsk sei ein waschechter Vetiverduft. „Waschecht“ möchte ich zwar nicht unkommentiert unterschreiben, dennoch ist es durchaus möglich, dass Vetiver enthalten ist. Wenn ich jedenfalls meine persönlichen Referenzen (Vetiver/Guerlain, Encre Noire und Sycomore) zum Vergleich heran ziehe, entdecke ich tatsächlich Ähnlichkeiten zu Zagorsk, die in Letzterem u. U. aber auch durch das Zusammenspiel von Zeder, Gewürzen und floralen Akzenten zustande gekommen sein können.

Wie dem auch sei, Zagorsk ist mein persönlicher Lieblingsduft, mein „Erkennungsduft“ gewissermaßen. Ich trage ihn häufig und wenn ich (wie in letzter Zeit recht oft) auf Reisen bin und den Duft nicht dabei habe, bekomme ich zuweilen Sehnsucht nach ihm.

Der Fairness halber muss ich gestehen, dass ich Zagorsk für den am „männlichsten“ ausgeprägten Duft innerhalb der Serie halte und es insofern verstehen kann, wenn ihn Frauen sprichwörtlich zu orthodox finden.
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CdG vor 13 Jahren 10 1
6
Duft
Orientduft mit angezogener Handbremse
Opium pour Homme hätte Potenzial, sehr großes Potenzial sogar! Es vereint die aromatische Würze eines orientalischen Dufts mit der krautigen Struktur eines fintierten (!) Fougères. Natürlich ist Opium kein echtes Fougère, dazu fehlt es an allen Ecken, aber irgendwie macht es dennoch einen recht ähnlichen olfaktorischen Eindruck wie ich finde. Die Anisnote im Angeruch ist phänomenal und erinnert mich sehr an mein geliebtes Azzaro pour Homme, was vielleicht eine Erklärung für meine Fougère-Assoziation sein könnte.

Aber wie dem auch sei: Was Opium (zumindest dem EdT) fehlt, ist ein wärmendes, stützendes Gerüst, wie man es von einem orientalischen Duft eigentlich erwarten kann. Lediglich ein Hauch von Vanille spendet ein Fünkchen Wärme, das die enthaltene Zeder jedoch nicht ansatzweise zum Lodern bringt.

Opium p. H. ist also mehr ein Schwelbrand in Anatolien als ein Flammeninferno in einem fernöstlichen Gewürzspeicher… vielleicht ein bisschen wie eine Autobahnfahrt mit angezogener Handbremse bei Tempo 50 im 6. Gang. Mein erster Gedanke beim Testen war jedenfalls: "Hurra!" … Dann aber recht bald: "Ach ne, doch nicht".

Bleibt zu hoffen, dass das EdP, das ich demnächst testen will, wesentlich mehr Substanz besitzt.

Aber was ist Opium denn nun, wenn es weder ein klassisch-orientalischer Duft, noch ein Fougère ist? Ich sage es euch: Eine verpasste Chance, insbesondere im Vergleich zu seiner genialen Schwester, Opium für Damen.
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CdG vor 13 Jahren 13 3
3
Duft
Über Jungfrauen, Toreros und nasse Ziegen
Gott sei Dank arbeite ich nicht in der PR-Abteilung von Etat Libre d’Orange, denn je mehr ich mich mit deren Düfte beschäftige, umso klarer wird mir, wie schwer es mir fallen würde, mir immer wieder auf ein Neues ansprechende Texte für nicht ansprechende Kreationen ausdenken zu müssen – abgesehen von zwei, drei Ausnahmen natürlich.

"Vierges et Toreros" (zu Deutsch: Jungfrauen und Toreros) wäre mein aktueller Problemfall. Was würde ich nur schreiben? Schriebe ich von einer olfaktorisch in Szene gesetzten Widersprüchlichkeit zwischen dem Unschuldigen, Unbefleckten und dem Animalischen, Triebhaften? Oder schriebe ich über den Antagonismus zwischen Sanftheit und Brachialität … zwischen Mensch und Tier?

Nein. Denn eigentlich müsste ich schreiben, dass bedauerlicherweise auch dieser Duft kaum tragbar ist, dass er nach nasser Ziege riecht und nicht nur bei mir hochgezogene Augenbrauen und eine in Falten gelegte Stirn verursachte, sondern bei bisher jedem, den ich daran schnuppern ließ.

Auch müsste ich darüber schreiben, dass ich froh darüber bin, diesen Duft nicht blind gekauft zu haben. Nein, diesmal (!) war ich klug genug, ihn vorher ausgiebig zu testen und ihn guten Herzens unterhalb der „geht so“-Skala einzusortieren. Indie-Duft hin oder her: Das geht auch besser … und schlechter natürlich. Man denke bloß an "Sécrétions Magnifiques", dieser Duft ist nämlich nicht nur schlechter, sondern auch grotesker.

Mensch, bin ich froh, dass ich nicht für ELDO arbeite! Und Etienne de Swardt, so er meine Parfumo-Reviews kennt, wäre sicherlich auf froh darüber.
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