Series 3: Incense - Zagorsk 2002

Series 3: Incense - Zagorsk von Comme des Garçons
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7.6 / 10 200 Bewertungen
Series 3: Incense - Zagorsk ist ein beliebtes Parfum von Comme des Garçons für Damen und Herren und erschien im Jahr 2002. Der Duft ist holzig-würzig. Es wird von Puig vermarktet.
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Duftrichtung

Holzig
Würzig
Rauchig
Harzig
Grün

Duftnoten

omanischer weißer Weihrauchomanischer weißer Weihrauch PimentPiment BirkenholzBirkenholz HinokiholzHinokiholz KieferKiefer VeilchenVeilchen ZederZeder IrisIris

Parfümeur

Bewertungen
Duft
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Preis-Leistungs-Verhältnis
6.732 Bewertungen
Eingetragen von Sani, letzte Aktualisierung am 20.03.2024.
Wissenswertes
Jedes der fünf Parfüms dieser Reihe ist nach einem religiösen Zentrum benannt und symbolisiert eine Glaubensrichtung. Zagorsk steht für die russisch-orthodoxe Kirche.

Rezensionen

20 ausführliche Duftbeschreibungen
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7.5
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 30  
Solotoje Kolzo
Zagorsk… Sagorsk… Da war doch was? Ab in den Keller! Schnell sind ‚Die Räuber‘ ‚Woyzeck‘ und weitere Reclam-Hefte beiseite gepackt, Königs Erläuterungen zur ‚Judenbuche‘, zum ‚Fräulein von Scuderi‘ etc. folgen. Schließlich liegt einer jener Umzugskartons frei, die den Inhalt meines alten Jugend-Zimmers verwahren.

Treffer! Gleich obenauf finde ich die gesuchte flache Schachtel, beschriftet in kyrillischen Buchstaben mit den Worten „Solotoje Kolzo“. Darin eine Papp-Platte voller Anstecknadeln (siehe Album, Bild 100044), Mitbringsel einer Chor-Reise in die sterbende Sowjetunion. Bekanntermaßen war dort vieles knapp - diese mehr oder minder propagandistischen Anstecker waren es nicht. Der Preis hatte exakt vier Rubel und sechzig Kopeken betragen (Bild 100045), umgerechnet waren das Pfennige, und in jugendlich-übermütiger West-Dekadenz hatten wir pfundweise davon weggeschleppt. Die Dinger waren zu allem und jedem verfügbar: zu Personen, Ereignissen, Errungenschaften, Bauwerken und – zu Städten. „Solotoje Kolzo“ heißt nämlich „Goldener Ring“ und bezeichnet eine Reihe altrussischer Städte nordöstlich von Moskau. Die blecherne Würdigung zu Sagorsk, heute Sergijew Possad, ist links unten zu sehen, Bild 100046 zeigt dieses Prachtstück sozialistischer Fertigungs-Technik im Detail.

In Sagorsk mit seinem Dreifaltigkeitskloster, auf das sich der Duft stellvertretend für den Rauch der russisch-orthodoxen Kirche anscheinend beruft, waren wir damals zwar nicht, wir hatten freilich in Moskau eine andere Berührung mit der Orthodoxie, über das Touristische hinaus. Denn neben dem eigentlichen Konzert-Programm waren wir spontan eingeladen worden, in einem der angeblich ersten offiziellen Gottesdienste nach der russischen Wende zu singen, in der "Kirche des Gedenktages der Auferstehung an der Himmelfahrtsschlucht", gelegen unweit von Kreml und Rotem Platz. Ein einmaliges Erlebnis, inmitten einer fremden Liturgie, umgeben von der predigenden und singenden Stimme eines Priesters und vom üppig verteilten Weihrauch.

Wieviel davon weiß der Duft zu beschwören?

Wenig. Ich spüre einen deutlich iris-behellten Auftakt von fast karottenhafter Frische und dann sogleich helles Holz. Säuerliche, für einige Sekunden beinahe hesperidisch-adstringierende Kiefer. Rasch gesellt sich heller, pfeffriger Weihrauch hinzu. Da ist nix mit Kirche, jedenfalls nicht bei mir. Stattdessen sind mühelos Erinnerungen an den russischen Winter evoziert. Bei minus 20 Grad lag Schnee ohne Ende, umweht wurden wir von schneidender, trockener Kälte.

Vor allem aber riecht Zagorsk nach Holz; tatsächlich eine ‚Matrjoschka-Holznote‘ (ein Dank an Jumi für dieses Bild!), sowie auch weiterhin Nadelholz. Dazu säuerliches Harz mit einem Gewürz-Stich. Früher, als Piment noch „Gewürzkorn“ hieß und bei Mama ins Essen kam, konnte man beim versehentlichen Darauf-Beißen derlei verspüren. Das steuert hier einen Piekser bei, der nichts mehr mit kalter Luft zu tun hat, sondern eher – sagen wir: allegorisch - an den strengen Geruch alter Möbel erinnern mag.

Das Zagorsk-Holz ist mithin herber, spitzer, kälter, stechender als der fahle Kollege aus dem Geschwister-Parfüm Kyoto, trotzdem darf ein über banale Einzel-Aromen hinausweisender, verwandtschaftlicher Bezug als gelungen gelten. Gut möglich übrigens, dass (wie verschiedentlich gemutmaßt) Vetiver höchstpersönlich für Zagorsk eine tragende Rolle spielt. Dafür sprechen die nussig-erdigen Aspekte im Untergrund. Die üppige Matrjoschka allerdings hat mit Vetiver sicherlich nichts am Hut.

Das Duft-Gebäude steht nun im Wesentlichen: Helles Holz plus Karotten-Iris, daneben eine Säuerlichkeit, die auf Vetiver zurückgehen kann. Plus geradezu minimalistischer Weißweihrauch.

Anderswo ist mir gelegentlich aufgefallen, wie sich helles Holz, vornehmlich welches von laborieller Abstammung, mit Iris veredelnd aufpimpen lässt. Heute funktioniert das leider nicht, weil sich das Karottige sehr seltsam hineinmischt und obendrein mit seiner gewissermaßen statischen Süße recht steril wirkt.

Hm. Seinerzeit, in besagtem Gottesdienst, habe ich verstanden, dass eine Liturgie berauschen, fesseln, umgarnen, verführen kann. Das vermag Zagorsk mir nicht zu vermitteln. Er betritt die Kirche überhaupt nicht.

Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
19 Antworten
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Duft
Parma

260 Rezensionen
Parma
Parma
Top Rezension 28  
Strandgut
Dieser Duft hat mein Interesse geweckt wie zuletzt nur wenige Düfte. Und dass, obwohl er für mich persönlich an der Grenze des Nicht-Tragbaren ist. Aber er entwirft ein ganz klares, prägnantes Geruchsbild, welches ich sehr spannend finde. Abweichend von vielen Beschreibungen hier, habe ich ihn nämlich im Blindtest wie beim 'bewussten' Testen nicht mit Weihrauch in Verbindung gebracht. Zumindest nicht mit dem mir bekannten Geruchsprofil dieses Harzes.

Mein Haupteindruck ist folgender:
Ein einsam am Strand liegendes Stück schwarzes Gummi, welches auf seiner Reise über die Meere einen etwas herben, leichten pflanzlich-grünen, dezent salzigen Geruch angenommen hat. Abweisend, aber gleichzeitig auch vertraut.

In der weiteren Auseinandersetzung mit ihm ergaben sich differenziertere Eindrücke:
Anfangs der eines v.a. pastellenen, herbgrün-folralen Dufts mit klaren gummihaften (zart teerig-rauchig) und wächsernen Akzenten, die ihn pflanzlich wirken lassen. Angedeutet muffig. Trotzdem unbeschwert bleibend. An der Grenze zur Ätherik, da mit einem zart zypressigen Unterton versehen. Auch hellledrig (weich, wächsern, grünpastellen). Insgesamt einer Hyazinthe ähnlich - oder zumindest so, wie ich sie empfinde. Streng, etwas abweisend, erdverbunden und gleichzeitig seltsam erhebend. Leicht weichgezeichnet durch eine ganz dezente Irispudrigkeit (die wahrscheinlich bei mir zu diesem Ledereindruck beiträgt). Der kühle, grünstengelig-gummiartige Charakter eines Bel Respiro kommt mir in den Sinn.

Und wo steckt nun der Weihrauch, der dieser Reihe ihren Namen gibt?

Ich kenne omanischen weißen Weihrauch nicht, aber wenn man weiß, dass hier jene Olibanumart verbaut ist, muss es eine seifige, helle Ausführung sein. An Bohnerwachs erinnernd. Diese schält sich im Herzen nach und nach heraus. In seiner wächsernen Charakteristik mit Villoresis "Vintage Collection - Incensi" vergleichbar, der mich jedoch mehr an Kerzen und Kirche denken lässt, sowie vornehmer und leicht retroesk erscheint. Zagorsk ist in all seiner Gegensätzlichkeit naturnäher, atheistischer, zeitloser. Und bekommt tief im Drydown eine dezente, süße Harzigkeit, die ich mit Myrrhe in Verbindung bringe.

So ergibt sich das Bild eines komplexen, pflanzlichen (Weihrauch-)Dufts, der aufgrund seiner gummiartigen, wächsernen und angedeutet salzigen Einfärbungen bei mir v.a. Assoziationen zum oben beschriebenen Strandgut hervorruft. Dieser wunderbar ausgeglichen abgestimmte Eindruck spricht mich auf einer abstrakten Ebene sehr an, weshalb Zagorsk für mich von den bisher aus der Series 3: Incense-Reihe getesteten Düften (Avignon, Kyoto, Zagorsk) der interessanteste ist.

Mit herzlichem Dank an Toppine für die Testmöglichkeit.
22 Antworten
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Haltbarkeit
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Duft
Jumi

41 Rezensionen
Jumi
Jumi
Top Rezension 21  
Wenn alles passt
Da sitze ich nun und fühle mich wieder einmal darin bestätigt, dass die tollsten Düfte diejenigen sind, die in mir Erinnerungen wecken. Erinnerungen an die Kindheit, diese Zeit jenseits aller Sorgen und Erwachsenenprobleme, dieser Ort, an dem bekanntlich alles besser, das Gras grüner, der Schnee weisser und sogar der Regen nasser war :) Dort, wo noch nicht “Kevin allein zu Haus”, sondern “Drei Nüsse für Aschenbrödel” (danke für die Erwähnung, Löwenherz! :)) zu meinem jährlichen Winterferienprogramm gehörte. Wo das großelterliche Haus mit allerlei interessanter Holz-Deko ausgestattet war. Wo das Spielzeug aus Holz billiger als selbiges aus Plastik war. Wie etwa die Matrjoschka-Puppen. Nicht die heutigen, stechend nach billigem Lack und Farbe riechenden. Die damaligen, gefertigt aus echtem Birkenholz (ersatzweise Linde) und liebevoll von Hand bemalt. Nicht irgendwo in China, sondern in der berühmten alten (1904) Matrjoschka-Fabrik in Sergiyev Posad aka Zagorsk.

Wenn ich den Incense – Zagorsk aufsprühe überkommt mich das Gefühl als würde ich – wie damals auch – meine neugierige Nase in eine geöffnete Matrjoschka reinhalten. Was habe ich sie und ihren Duft geliebt! Das authentische helle Birkenholz zeichnet den ganzen Duftverlauf aus, als würde ich die zahlreichen bunten Puppen nacheinander öffnen und nebeneinander aufstellen. Meine Kindheit verbrachte ich weit entfernt von Birkenwäldern, aber diesen Birkenholzduft würde ich immer erkennen. Später im Laufe des Lebens konnte ich direkte Vergleiche des Holzes machen und ja, das Puppenholz war eindeutig die Birke.

Eine weitere im Duft präsente Holzart, die Kiefer samt Nadeln, macht sich erkennbar mit ihrem ätherisch-koniferigen, trocken-balsamischen Duft. Mit anderen Hölzern gestaltet es sich nicht so einfach – die Zeder ist nicht dominant und entweder verliert sich in der ganzen Birken-Kiefer-Pracht oder verstärkt diese ohne sich sonderlich bemerkbar zu machen. Hinokiholz ist an sich ein olfaktorischer “weißer Fleck” für mich, somit kann ich nur vermuten, dass es als ein unter Koniferen klassifiziertes Gewächs bei der Duftkomposition eine untergeordnete Rolle spielt und nicht aus dem Gesamtkonzept fällt. Der blumige Teil fehlt bei mir komplett, so sehr ich mich bemühe Veilchen (oder auch Iris) herauszuriechen. Der holzige Part des Duftes, dieses herzzerreißende melancholische Zusammenspiel von Birke und Kiefer macht für mich den Kern des Duftes aus. Umhüllt von Weihrauch, nicht aggressiv, sondern freundlich, wenn auch etwas kratzig. Der hellste seiner Sorte, leicht, fast transparent, verleiht er dem Holz eine luftige Kühle, eine etwas heisere Rauchigkeit und bringt damit meine aufgewühlten Emotionen wieder zur Ruhe. Selbst seine kleine säuerliche Note stört nicht, sondern passt zu der leichten Traurigkeit, die mir der Duft vermittelt. Ich war nur einmal in einer russich-orthodoxen Kirche gewesen und kann mich daher nicht auf meine Erinnerung stützen, ob der Weihrauch dort nun derselbe wie hier im Duft war. Eine Art meditativer Zustand setzt bei mir dennoch ein. Wie damals im Haus meiner Großeltern beim Betrachten der im Holz ausgeschnitzter und ausgebrannter Märchen- und Landschaftsmotive.

Dieser Schönling fasziniert mich, introvertiert, ruhig, herb und sehnsuchtserweckend. Er bleibt unsüß, unblumig und immer noch schön holzig im Ausklang, wenn sich der Weihrauch bereits verabschiedet hat. Ich habe festgestellt, dass seine Sternstunde wohl im Winter schlägt. Das erste Mal im Sommer getestet wirkte er viel blasser und bekam von mir nur eine 7. Jetzt im Winter entfaltete er seine ganze holzig-rauchige Pracht und bescherte mir diese wunderschöne Zeitreise. Bewertung auf 9 erhöht.

Da sitze ich nun, den Rest meiner Probe aufgesprüht. Draußen fällt leise der Schnee in großen Flocken. Ich bin im Frieden mit mir selbst. Tolle Stimmung. Alles passt. Wie die duftenden Matrjoschka-Puppen ineinander.
10 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5.5
Duft
Zionist

24 Rezensionen
Zionist
Zionist
Top Rezension 19  
Zagorsk und der Pariser Chic
Die russische Großstadt Sagorsk ( früher Sergijew) liegt mit etwa 70 km Entfernung in unmittelbarer Nachbarschaft von Moskau.
CdG hat das im 14. Jahrhundert erbaute Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit in Zagorsk in seiner Insence Serie zum Symbol für das religiöse Zentrum der russisch - orthodoxen Kirche erkoren.

Da ich selbst noch nie in Russland war, und sich bei mir aus Film- und Fernsehdokumentationen klare Bilder der russischen Orthodoxie verfestigt haben, war ich auch nicht überrascht die Beschreibung bei Liebe zum Duft zu lesen, wo die Parfumeurin Evelyne Boulanger quasi den Auftrag von CdG zur vollsten Zufriedenheit umgesetzt haben soll:

deren poetische Beschreibung:
Klösterliche Anklänge ergeben sich durch intensive rauchige Weichrauchnoten, die an dunkle Klostergewölbe erinnern, die durch Koniferennoten und würzigen Pfeffer die kühle Trockenheit unterstreichen und somit kontemplative Ruhe bei meditativer Beschaulichkeit eine besinnliche Klosterstimmung authentisch vermitteln.

Fein dachte ich mir, dann erspare ich mir in Zukunft beim nächsten beruflichen Zustand eines möglichen Burnouts die avisierten Exerzitien im Kloster und lege schon mal höherfrequent prophylaktisch Zagorsk bei den nächsten inzipienten Anzeichen von Stressüberlastung an.

Evelyne Boulanger hat sich mit einigen ihrer bisherigen Arbeiten bereits in mein Herz geschlichen.

Mit Silver von Amouage hat sie bereits vor Jahren ein perfekt ausbalanciertes harmonisches Weihrauchthema abgeliefert , firmierte für CdG auch bei der Umsetzung des Weihrauchthemas im Hinduismus mit Jaisalmer, und hat auch Giorgio Armanis Oud Royal geschaffen.
Für mein Dafürhalten, konnte sie - was ich zumindest - unter Weihrauch in der russisch orthodoxen Handhabung verstehe, nicht umsetzen, und hat mir somit eine große Freude bereitet. da der Duft schlichtweg ein wunderbarer Duft - auch ffür den Alltag - ist.

Nach mehreren Versuchen konnte ich klar erkennen, dass Zagorsk vor allem durch seinen geradlinigen und klaren Verlauf charakterisiert ist. Wer hier einen schweren Weihrauchduft erwartet ist hier fehl am Platz.

Zagorsk hat initial, in der Sekunde nach dem aufsprühen, eine sehr rauchige Note, die extrem kurz ist, und für einige irritierend sein mag, die sich aber sofort verflüchtigt, und auch nicht mehr auftaucht.
Die Kopfnote beginnt kratzig grün und pfeffrig krautig, aber auch dieser Eigenschaft ist nur eine kleine Kurzatmigkeit beschieden.

Ein schwerer rauchiger Charakter, ( wie ich ihn für den Duft erwartete) und wie er in den ersten Sekunden auch wahrnehmbar war, ist dann beim Breitbandauftritt von Weihrauch nicht erkennbar.

Der Weihrauchton kommt sehr mild daher und ist durch Birken- Kiefern- und Zederholz von einer dezenten holzig harzigen Würzigkeit, die keine Assoziationen von Klostergewölben, sondern eher Bilder einer sonnig warmen mediterranen Landschaft bei mir aufkommen lassen.

Vetyver, welches im Inhalt nicht angegeben ist, ist mit den bereits beschriebenen Vertretern und den zarten Intermezzi von Iris und Veilchen für den weiteren warmen cremigen Verlauf verantwortlich, der über Stunden einen wohltemperierten Ausklang nimmt.

Das franz. „ Comme des Garcons“ steht für „ jugendlicher Mann „ oder „Junge“ insofern entspricht auch der Duft nicht den reichgeschmückten alttestamentarischen russisch orthodoxen Priesterornaten, sondern Madame Boulanger ist sich paradoxerweise, was die Intention mit Zagorsk betrifft, unbewußt der eigenen Firmenphilosophie von C d G treu geblieben, die mit moderner puristisch klarer und auf reduzierte Formen beschränkte Männerkleidung bisher im Geschäft ist.
5 Antworten
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
8.5
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 20  
Kannst du mir jetzt mein Rätsel beantworten?
'Die Wangen sind mit Asche beschmutzt -
aber der Schornsteinfeger ist es nicht.
Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter -
aber ein Jäger ist es nicht.
Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball -
aber eine Prinzessin ist es nicht.'

So lautet das legendäre Rätsel, das die wunderschöne Libuše Šafránková als Aschenbrödel dem Prinzen zu lösen aufgibt. Bald ist sie wieder da - die alljährlich wiederkehrende Zeit des immerschönen und immerjungen Märchenfilms von 1973, der die Geschichte des tapferen Stiefkindes in einer böhmischen Winterlandschaft erzählt.

Es sind einsame und tief verschneite Wälder, in denen Aschenbrödel ausreitet mit Nikolaus, dem Apfelschimmel - dem letzten, was vom Vater blieb - und dem treuen Jagdhund Kasperle, der der einfältig-garstigen Schwester Dora im Vorspann schon ein Hühnerbein stibitzt. In diesen Wäldern - schwarzweiß mit nur einer Ahnung von dunklem Grün und Braun dazwischen - entkommt sie dem Prinzen und seinen Freunden - und entwischen diese wiederum dem gestrengen Präzeptor, der sie in höfischem Benehmen unterweisen soll. An einem eilig dahinfließenden Bach zwischen winterkahlen Bäumen wäscht sie hier die Wäsche, und mit ihrer Armbrust schießt sie auf der königlichen Jagd hier die vorgeblich unerreichbar hoch hängenden Zapfen von einer Tanne. Entlang dieser winterlichen Wälder reitet sie im eingangs erwähnten 'silbergewirkten Kleid mit Schleppe' (und zartrosa Kapuze) zum Ball in des Königs Schloss. Und es sind diese Wälder, in denen der Schlitten der Stiefmutter und ihrer Tochter schließlich in einer Schneewehe von der Straße abkommt - und die wachsame Eule Rosalie den Prinzen zu seiner Prinzessin heimführt.

Comme des Garçons' Zagorsk - wenngleich namentlich einem russischen Wald bzw. einer in diesem Wald liegenden Stadt gewidmet - fängt ihn ein und zitiert ihn - den Duft des kalten böhmischen Winterwaldes aus Božena Nemcovás berühmtem Märchen. Obgleich einer originären Weihrauchserie entstammend, bleibt das Rauchwerk hier matt und hintergründig - verglichen mit seinen schwermütig-trunkenen Brüdern Avignon und Kyoto. Birken- Kiefern- und Hinokiholz (letzteres ist eine Zypressenart) sind stark und herrlich: ernst und harzig-bitter, dunkel und dennoch nicht finster. Die Birkennote ist nordisch und wunderschön, und etwas warmweiche Zeder tritt später ganz leise hinzu. Den dunkelgraugrünen Hölzern beigestellt ist - und das muss etwas bedauert werden - auch hier jener Comme des Garçons-immanente synthetische Akkord: ein ferner Anklang von Flüssigklebstoff und von Aldehyd inmitten der tief verschneiten Winterpracht, der mich (wie immer) etwas stört. Zum Ende hin dunkelt er schließlich sachte nach - dieselbe sanfte Empfindung des 'Nachdunkelns', die ein Merkmal so vieler Basisnoten ist. So ist Zagorsk ein herbkühler Holz- und Waldduft voll winterlicher Schönheit und voll rauer Sehnsucht: nordöstlich-erhaben, andächtig und schön.

Fazit: ein Duft wie ein böhmischer Wald im Winter - hochgewachsen, kühl und Ehrfurcht gebietend. Doch am Ende - und das wissen wir - wird alles gut inmitten des jubelnden Gesindes auf dem Gutshof im bleichen Morgenlicht.
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Weitere Rezensionen

Statements

43 kurze Meinungen zum Parfum
FloydFloyd vor 1 Jahr
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Mit Bleistift
Schraffierst Du
Eine kleine Kirche
Streust Veilchenflügel
In Hinokibäume
Umspielst Birken
Mit zarten Nebeln
Seidigen Fäden
41 Antworten
KnopfnaseKnopfnase vor 3 Jahren
6
Flakon
7
Sillage
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Weihrauch-Zedern
tanzen mit
Veilchen-Federn,
die sanfte Iris
dreht andächtig
auf geweihtem Boden
in allumfassender Liebe
Pirouetten.
35 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 2 Monaten
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Sanft-kühlseifig & hell-zitrisch weißer Weihrauch
In unorthodoxer WaldKirche
Violet & Iris legen weich-pudrigen Blumenstrauß
Aufs Holzaltar
43 Antworten
PollitaPollita vor 3 Jahren
7
Sillage
8
Duft
Für mich viel mehr ein Irisduft mit harzig-rauchigen Anklängen als andersherum. Klare Empfehlung für Weihrauch-Einsteiger. Fast lieblich.
20 Antworten
AzuraAzura vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Veilchenmesse
In der Waldkapelle
Durchs Holzdach
Wachsen Kiefern
Laden zum Friedensgebet
St. Koniferia
St. Hinokius
St. Iris
Bittet für uns
21 Antworten
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