27.11.2012 - 23:55 Uhr
Siebter
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Siebter
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Zorn und Vergebung [mit Video]
Comme des Garçons Parfum ist einer meiner wenigen Blinderwerbungen, und lange Zeit schob ich es auf diesen Umstand, dass ich recht viel Geduld brauchte, um mit ihm warm zu werden. Das lag nicht daran, dass mich die ersten Tests enttäuscht hätten, ganz im Gegenteil: was für ein Einstand von Comme des Garçons! Insbesondere dann, wenn man in Betracht zieht, dass dieser Duft bereits 1994 erschien: im selben Jahr war CK One als erster Designer-unisexoid der Renner, Le Mâle und A*Men erschienen erst '95 und '96. Ich erkannte zudem sofort, dass es sich hier um einen facettenreichen Duft hoher Qualität handelt, der super hält und eine ordentliche Sillage aufweist. Ich hatte ihn gegen Chanels Édition Blanche getauscht, der mir viel zu brav erschien, und auch gemessen daran war ich zufrieden: CdGP ist keinesfalls brav. Guter Tausch!
Es fiel mir aber lange Zeit schwer, einen Anlass für CdGP zu finden. Wann trägt man einen solchen Duft? Die Zutatenliste lässt auf schmeichelndes hoffen: Gewürze, Harze, Honig, bisschen was florales, klingt nach einem kuscheligen Winterduft. Der Auftakt ist jedoch alles andere als kuschelig: dieser Duft präsentiert sich zunächst scharf, kalt, fauchend - den Gewürzakkord von CdGP durchzieht ein eisiger Hauch, dornenbesetzt und angriffsbereit. In ihrer Summe ergeben die Gewürze ein Aroma, welches stark an Gewürznelke erinnert, en detail jedoch wesentlich aggressiver und vor allem kühler in meiner Nase ankommt. Es dauert durchaus ein Weilchen, bis sich der im weiteren Verlauf sehr dominante Honig zeigt, wohl auch deshalb, weil die Schärfe zunächst alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Honig schafft einen Kontrast, denn es ist warmer Honig, aber auch unsüßer Honig. Ein echter Kontrapunkt ist er also nicht. In meinem Kopf geschieht sogar etwas seltsames: die eisigen Stacheln werden vom ernsten Honig überschwemmt und ergeben - schwelenden Zorn.
Von warmen Honig umspülte eiskalte, fauchende Stacheln. Sorry, ich kann's nicht besser beschreiben, so duftet CdGP für mich.
Der reine Zorn hält sich recht lang und ist ausgesprochen angenehm, denn den Träger vermag er durchaus zu wärmen oder besser: zu umhüllen und zu schützen. Man muss kaum schauen, ob jemand im Weg steht, dieser Duft schafft Distanz. Auf meiner Haut dauert es Stunden, bis sich das zweite Thema von CdGP zeigt: Rose, viel animalischer Styrax, ein stiller teeartiger Akkord und etwas süßer Labdanum erlauben es endlich, dem Träger so was wie ein Herz zuzutrauen. Die Rüstung wird nicht abgelegt, aber man entspannt sich, lässt sich sogar in die Augen sehen. Das zweite Thema ist nicht Vergessen und anschließend in die Arme fallen, nicht die Wiedererlangung von Vertrauen, nicht die Hand, die sich von Streichern unterlegt auf die andere legt. Das zweite Thema ist Vergebung. Diese Abfolge empfinde ich als typisch für viele spätere Düfte von CdG: zunächst wird Distanz geschaffen, um diese dann zu verkürzen oder aufzuheben.
Ich kenne kaum einen Duft, der so abhängig vom Träger scheint: wann immer ich konnte, habe ich diesen Duft auf fremde und vertraute Haut gesprüht und war überrascht, wie unterschiedlich Zorn und Vergebung abgewogen wurden. Weniger in der ziemlich prägnanten Eröffnung, aber insbesondere im drydown zeigt sich CdGP immer wieder anders; animalisch grollend, verführerisch, verschlossen, die Grenze zur Verachtung streifend und sanft. Aber niemals freundlich.
In den letzten zwei oder drei Stunden wird CdGP etwas holziger, das Duftthema selbst ändert sich durch die Zedernbasis aber nicht; die vorgestellten Grundthemen bleiben bis zum Ende dominant. CdGP bleibt auf meiner Haut zehn bis zwölf Stunden gut wahrnehmbar und kann sparsam dosiert werden, ansonsten geht die Sillage eventuell ein wenig durch die Decke. Belässt man es bei ein oder zwei Sprühstößen, funktioniert dieser Duft auch im Sommer. Kommt vielleicht auch drauf an, wie feindlich die Stimmung gerade ist.
Einen passenden Anlass kann ich Euch für CdGP auch nicht liefern. Tragt ihn nicht bei der Einschulung Eurer Tochter, das wäre fies. Überhaupt, wenn Kinder dabei sind. Kein anderer kommt ihm nahe, die Qualität ist außerordentlich und der minimalistische Flakon ist ohnehin ein Fetishobjekt für sich - das Duftthema ist einzigartig und CdGP für mich dadurch absolut zeitlos. Tragt ihn, wenn ihr zornig seit, dafür ist er perfekt.
Ich bete zu eigens dafür erfundene Götter, dass dieser Duft niemals d/c wird.
Es fiel mir aber lange Zeit schwer, einen Anlass für CdGP zu finden. Wann trägt man einen solchen Duft? Die Zutatenliste lässt auf schmeichelndes hoffen: Gewürze, Harze, Honig, bisschen was florales, klingt nach einem kuscheligen Winterduft. Der Auftakt ist jedoch alles andere als kuschelig: dieser Duft präsentiert sich zunächst scharf, kalt, fauchend - den Gewürzakkord von CdGP durchzieht ein eisiger Hauch, dornenbesetzt und angriffsbereit. In ihrer Summe ergeben die Gewürze ein Aroma, welches stark an Gewürznelke erinnert, en detail jedoch wesentlich aggressiver und vor allem kühler in meiner Nase ankommt. Es dauert durchaus ein Weilchen, bis sich der im weiteren Verlauf sehr dominante Honig zeigt, wohl auch deshalb, weil die Schärfe zunächst alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Honig schafft einen Kontrast, denn es ist warmer Honig, aber auch unsüßer Honig. Ein echter Kontrapunkt ist er also nicht. In meinem Kopf geschieht sogar etwas seltsames: die eisigen Stacheln werden vom ernsten Honig überschwemmt und ergeben - schwelenden Zorn.
Von warmen Honig umspülte eiskalte, fauchende Stacheln. Sorry, ich kann's nicht besser beschreiben, so duftet CdGP für mich.
Der reine Zorn hält sich recht lang und ist ausgesprochen angenehm, denn den Träger vermag er durchaus zu wärmen oder besser: zu umhüllen und zu schützen. Man muss kaum schauen, ob jemand im Weg steht, dieser Duft schafft Distanz. Auf meiner Haut dauert es Stunden, bis sich das zweite Thema von CdGP zeigt: Rose, viel animalischer Styrax, ein stiller teeartiger Akkord und etwas süßer Labdanum erlauben es endlich, dem Träger so was wie ein Herz zuzutrauen. Die Rüstung wird nicht abgelegt, aber man entspannt sich, lässt sich sogar in die Augen sehen. Das zweite Thema ist nicht Vergessen und anschließend in die Arme fallen, nicht die Wiedererlangung von Vertrauen, nicht die Hand, die sich von Streichern unterlegt auf die andere legt. Das zweite Thema ist Vergebung. Diese Abfolge empfinde ich als typisch für viele spätere Düfte von CdG: zunächst wird Distanz geschaffen, um diese dann zu verkürzen oder aufzuheben.
Ich kenne kaum einen Duft, der so abhängig vom Träger scheint: wann immer ich konnte, habe ich diesen Duft auf fremde und vertraute Haut gesprüht und war überrascht, wie unterschiedlich Zorn und Vergebung abgewogen wurden. Weniger in der ziemlich prägnanten Eröffnung, aber insbesondere im drydown zeigt sich CdGP immer wieder anders; animalisch grollend, verführerisch, verschlossen, die Grenze zur Verachtung streifend und sanft. Aber niemals freundlich.
In den letzten zwei oder drei Stunden wird CdGP etwas holziger, das Duftthema selbst ändert sich durch die Zedernbasis aber nicht; die vorgestellten Grundthemen bleiben bis zum Ende dominant. CdGP bleibt auf meiner Haut zehn bis zwölf Stunden gut wahrnehmbar und kann sparsam dosiert werden, ansonsten geht die Sillage eventuell ein wenig durch die Decke. Belässt man es bei ein oder zwei Sprühstößen, funktioniert dieser Duft auch im Sommer. Kommt vielleicht auch drauf an, wie feindlich die Stimmung gerade ist.
Einen passenden Anlass kann ich Euch für CdGP auch nicht liefern. Tragt ihn nicht bei der Einschulung Eurer Tochter, das wäre fies. Überhaupt, wenn Kinder dabei sind. Kein anderer kommt ihm nahe, die Qualität ist außerordentlich und der minimalistische Flakon ist ohnehin ein Fetishobjekt für sich - das Duftthema ist einzigartig und CdGP für mich dadurch absolut zeitlos. Tragt ihn, wenn ihr zornig seit, dafür ist er perfekt.
Ich bete zu eigens dafür erfundene Götter, dass dieser Duft niemals d/c wird.
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