Monocle Scent One: Hinoki 2008

Monocle Scent One: Hinoki von Comme des Garçons
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8.0 / 10 275 Bewertungen
Monocle Scent One: Hinoki ist ein beliebtes Parfum von Comme des Garçons für Damen und Herren und erschien im Jahr 2008. Der Duft ist holzig-harzig. Es wird von Puig vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Holzig
Harzig
Grün
Würzig
Rauchig

Duftnoten

WeihrauchWeihrauch KampferKampfer KiefernharzKiefernharz ZederZeder ZypresseZypresse KieferKiefer Georgywood®Georgywood® BaummoosBaummoos ThymianThymian VetiverVetiver

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.0275 Bewertungen
Haltbarkeit
7.0206 Bewertungen
Sillage
6.3208 Bewertungen
Flakon
7.0189 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.255 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 27.03.2024.
Wissenswertes
Dieser Duft entstand in Zusammenarbeit mit Monocle. Er soll von den Momenten in einer Hinoki-Badewanne im Freien beim Tawaraya Ryokan in Kyoto inspiriert worden sein.

Rezensionen

16 ausführliche Duftbeschreibungen
Siebter

49 Rezensionen
Siebter
Siebter
Top Rezension 30  
Elementarkreis
Hinoki ist einer der zahlreichen Düfte von Comme des Garçons, die in Zusammenarbeit mit anderen Marken entstanden sind. Bislang erschienen in der Monocle-Reihe zwei Düfte. Monocle bezeichnet sich als Lifestyle- und Nachrichtenmagazin, ich hatte beim Durchblättern am Bahnhofskiosk aber eher den Eindruck, eine Trendhinterherhechlerzeitschrift für eigentümlich juvenile Geschäftsleute in der Hand zu halten. Der Duft zieht aber keine nachvollziehbaren Querverweise zur Publikation, so viel sei schon mal gesagt.

Im Gegenteil, Hinoki ist ab der ersten Sekunde ziemlich jenseits irgendwelcher Trends. Kampfer und Terpentin kann man schon fast als bewusste Ablehnung des Wunsches nach einem gefälligen Duft sehen; diese Noten verstehen sich durchaus nicht als vage Annäherung, sie sind "echt", ebenso echt wie der ebenfalls gleich zu Beginn einsetzende und enorm kräftige Holzakkord - der zunächst knarzenden Holzigkeit wird eine wilde und frische Harzigkeit an die Seite gestellt, nicht unbedingt Tränen in die Augen treibend, aber doch recht medizinisch und aseptisch. Für einige Minuten übernehmen Terpentin und Kampfer sogar fast vollständig das Regiment. Mir persönlich war das beim ersten Test mehr als einen Tick zu extrem, nach kurzer Zeit war ich mir sicher, mit Hinoki einen interessanten, aber untragbaren Duft kennen gelernt zu haben.

Distanz und deren Verkürzung oder Aufhebung - Elemente, die ich bei vielen Düften von Comme des Garçons wieder finde. Schon nach wenigen Minuten erscheint Hinoki weitaus weicher und weniger herausfordernd, dabei jedoch auch vielschichtiger und entspannter. Drei wesentliche Pole offenbaren sich in der Herzphase; Holz, Erde und Wasser. Diese drei Pole sind jedoch weit gefasst, so umschließt der erdige Pol auch eine würzige und blättrige Nuance, das Wasser ist stark mineralisch und das Holz bisweilen rauchig, aber auch moosig. Hinoki ist dicht, kräftig und keineswegs so linear und transparent, wie es der Bezug zur japanischen Kultur erahnen lässt, dennoch erscheint mir das Bild, welches ich mit Hinoki sehe, sehr klar: ein koniferer Wald, es liegt frischer Schnee, ein hölzerner Badezuber, heißes Quellwasser, Zeitlosigkeit und Stille beherrschen die Atmosphäre. Theoretisch ist Hinoki ein ziemlich exzentrischer Duft, und meiner Erfahrung nach wird er durchaus als solcher wahrgenommen, weil er sich zwar klar als Parfum zu erkennen gibt, aber typischen Erwartungshaltungen kaum entspricht. Ich selber brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass es sich bei Hinoki keinesfalls um einen Duft handelt, der provozieren will - im Gegenteil, es geht um Abkehr, Kontemplation und Klarheit, Hinoki spricht eigentlich zu niemanden, Brücken werden gekappt. Hinoki ist trotz fehlender Referenzen in sich absolut harmonisch, auf nichts angewiesen.

Dunkelgrün geräuchertes Holz beherrscht über viele Stunden den Duft, die Schärfe des Auftakts ist noch wahrnehmbar, aber sie hat sich millimetergenau in den Kreis aus Wasser, Holz und Erde eingefügt. Dieser Kreis lässt sich auseinanderpflücken, ich erkenne schnell Weihrauch und Vetiver als weitere entscheidende Komponenten, diese Art der Analyse empfinde ich bei diesem Duft aber als unpassend. Der Duftverlauf ist nicht linear, die einzelnen Phasen überlagern sich jedoch stark. Meine Nase nimmt die namensgebende Hinoki-Zypresse erst spät wahr - grundsätzlich ist Hinoki ein unfassbar holziger Duft. Wonderwood aus dem selben Hause thematisiert Holz praktisch ausschließlich, dennoch empfinde ich Hinoki noch als weitaus holziger, und dies, obwohl im Vergleich zu Wonderwood eine größere Bandbreite von Duftnoten verwendet wird. Was immer in Georgien an Hölzern wächst, zusammen mit Zeder und Kiefer ergeben sie ein für mich unglaublich vielschichtiges und tiefes Holzelixier, das ist wirklich Holz zum schwelgen, verharzt, gesplittert, roh. Die erst in der Basis dazustoßende Hinoki-Zypresse mutet ganz anders an: samtweich, zitrisch, ein klein wenig süß und doch mit holziger Textur, wenn auch deutlich filigraner; erst hier wird der Duft im klassischen Sinne unisex, während er bis dahin ziemlich maskulin auftritt.

Hinoki lungert in meiner inneren Top Ten ziemlich zuverlässig auf einen der drei ersten Plätze herum. Wer Holz wirklich mag, findet mit diesem Duft eine seiner spektakulärsten Inszenierungen, die Haltbarkeit ist deutlich überdurchschnittlich, die Sillage ist beeindruckend und überaus kontrastreich, gerade bei warmen Wetter liegt sogar eine sparsame Anwendung nahe. In der Basis gefällt Hinoki den meisten, denn die eigentliche Hinoki-Zypresse duftet wirklich ausgesprochen fein, fast lieblich - bis dahin muss aber ein Weg beschritten werden, den nicht jeder mag, zum Beispiel las ich mal, dass dieser Duft an einen modrigen Hamsterkäfig in einem Keller erinnern würde, wo alte Pinsel eingeweicht werden. Ich kann das zumindest nachvollziehen. Ein Blogger namens Nathan Branch warnt sogar all jene vor Hinoki, die nicht Klebstoff schnüffelnd in der Nachbarsgarage aufgewachsen sind, auf sie würde dieser Duft allenfalls wie ein großes "Fuck you!" wirken. Hm. Hinoki ist zumindest ein sehr eigenwilliger Duft, keiner wird ihn tragen, um klassisch, elegant oder allgemeinverständlich sexy zu wirken, und überhaupt will ich nicht der Marketingexperte sein, der die für Hinoki angemessenen Anlässe aufzählt. Es ist ganz schlicht: wer ihn mag, wird ihn tragen. Ich trage ihn nicht gerade jeden Tag, aber missen will ich ihn auf keinen Fall, ich kenne keinen Duft, der diesen wunderschönen Kreis aus Holz, Wasser und Erde nachzuzeichnen vermag.

Hinoki scheint ein wenig abseits des Fokus der meisten Parfumliebhaber zu sein, zumindest sorgt er nicht gerade für Furore. Eigentlich ist das verwunderlich, betrachtet man, wie originell und konsequent dieser Duft ist. Andererseits passt das ganz gut zu Hinoki. Er ist einfach nicht korrumpierbar.
10 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 34  
Schlafen
Es war ihm nun ein Rätsel, warum er sich nicht besser vorbereitet hatte. Er war derart besessen gewesen von der Aussicht, alles hinter sich zu lassen, dass er keinen Gedanken darauf verwendet hatte, so etwas könne passieren. Und dann wäre niemand da, um zu helfen.

Gleichzeitig hatte er verblüfft festgestellt, wie wenig beunruhigt er war, doch der Grund dafür war ihm rasch deutlich geworden: Drei Monate der Einsamkeit hatten eben das bewirkt, was er sich erhofft hatte: Die stundenlangen Spaziergänge oder das endlose Sitzen und Lesen, Lauschen und Atmen im Wald hatten ihm innere Ruhe gebracht, den Blick auf das Wesentliche gelenkt. Der von hervorragend bezahlter, aber sinnloser Arbeit bis zur Selbstaufgabe gemarterte Geist hatte sich befreien können. Obwohl die klare, kühle Einsamkeit des Kiefernwaldes, die er so ersehnt und bei seiner Ankunft so begrüßt hatte, ihm angesichts der neuen Situation jetzt anders, distanzierter vorkam, empfand er sie weiterhin als keineswegs bedrohlich.

Ein Geruch von Kiefernnadeln, Harz, Kampfer und Kräutern waberte durch den kleinen Raum. Mühsam beugte er sich zum Kessel hinüber, rührte noch einmal um und hob die Kelle heraus. Es zischte, als einiges von ihrem Inhalt auf die erhitzten Steine schwappte, die die Feuerstelle mit den glühenden Holzscheiten umkränzten. Ein strenger Geruch nach ätherischen Ölen durchzog die kleine Hütte und mischte sich mit dem Geruch der rohen Holzbohlen, aus denen er sie eigenhändig gezimmert hatte.

Mit seinem Sud hoffte er, die Blutung stillen zu können. Er war unten am Fluss ausgerutscht und schwer gestürzt. Ein gesplitterter Ast hatte sich ihm in den Leib gebohrt. Unter nicht gekannten Schmerzen hatte er sich zur Hütte zurückgeschleppt. Dort lag er nun auf seiner Pritsche; immer wieder wuchs der rote Fleck im notdürftigen Verband an und erforderte neuerlichen Wechsel. Er tränkte ein weiteres Tuch mit der Flüssigkeit, ließ es kurz abkühlen und presste es auf die freigelegte Wunde. Die Wärme tat gut und der Duft legte sich über sein Gesicht.

Nur einen Moment innehalten, eine kleine Pause von der Anstrengung. Der Rauch-Geruch der brennenden Holz-Scheite kroch ihm sanft in die Sinne, gefolgt von bleierner Müdigkeit. Ein bisschen schlafen, bloß für ein paar Sekunden die Augen schließen. Schlafen. Schlafen.
21 Antworten
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Serenissima

1053 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 25  
die Waldkathedrale
Obwohl diese sonnigen Spätsommertage noch sehr willkommen sind, entsteht immer häufiger die Sehnsucht nach Ruhe und auch Entspannung für die Augen ist langsam willkommen.
Der Sommer ist farbenfroh: verschiedene Blautöne am Himmel, Blüten in Farbvielfalt, häufig so bunt durcheinander, dass sich die Farben beißen. Die Sonne lässt alles hell, manchmal sogar grell erscheinen: alles strahlt!

Langsam wächst das Verlangen nach goldenem Gelb und Braun, Rotbraun, Orange, Ocker: die Natur bietet alles, wenn sie meint, es sei nun an der Zeit.
Selbst die Rot- und Blautöne der herbstlichen Früchte, wie Beeren und Pflaumen, tragen einen leichten Grauschleier: der Sommer war sehr groß!

Verlockend ist deshalb ein Spaziergang im Wald; es werden nicht nur Schatten und Kühle gesucht.
Allein all die farblich variirenden Grüntöne und unterschiedlichen, meist kräftigen Düfte der Vegetation sprechen alle Sinne an.
Die Ruhe und das eventuelle Plätschern eines kleinen Baches, das Rascheln in Unterholz und bereits herabgefallenem Laub tun nicht nur Großstadtmenschen gut!

All das enthält auch "Monocle Scent One: Hinoki" für mich: künftig kurz "Hinoki" genannt (wir haben Brüderschaft getrunken und deshalb darf ich ihn etwas flapsig ansprechen!).
Dessen gradlinigen Flacon muss ein weiser, grünfingriger Zauberer gefüllt haben, der die Geheimnisse des tiefen Wohlbehagens kennt und gern und großzügig weitergibt.

Dieser Spaziergang führt in einen mediterranen Nadelwald: die so vertraut duftende Zeder ist dort zuhause; die schlanke elegante Zypresse besitzt nicht nur eine Schönheit, die zum Anschauen einlädt.
Sie bildet hier auch, zusammen mit dem würzigen Zedernduft einen harmonischen Auftakt.
Die Kiefer, auch und gerade bei uns im Norden beheimatet, fügt nicht nur den Duft ihrer sonnenbeschienen Nadeln bei; sie offeriert auch eine gute Portion Kiefernharz. Das ist durchgewärmt allein schon ein aromatischer Nasenschmeichler.
Große Büschel von Thymian, wohl unterschiedlichster Arten, verströmen eine vertraute Würze. So, als würden einzelne Ästchen und Blättchen zwischen den Fingern zerrieben.
Selbst Kampfer (mich erinnert er immer etwas an Krankenzimmer) passt sich hier harmonisch an.
Vetivergaben verleihen diesem Duft ein leichtes Flimmern (die Sonnenstrahlen tanzen zwischen den Stämmen), das durch die tiefe grüne Feuchtigkeit des Mooses noch willkommener ist - der Duft breitet seine hellen Flügel aus.
Nadelholzwälder können nämlich ganz schön dunkel sein. Trolle und Elfen finden sich dort sicher eher, als die vielfach besungenen Räuber.
Ein feiner Amberhauch durchzieht dieses Duftgebilde: zurückzuführen wohl auf Georgywood: was immer das auch sein mag.
Die Recherche ergibt, dass gerade dieses über harziges Amberaroma, Frische und minzige Süße verfügen soll.
In "Hinoki" nehme ich diese Beigabe gern an; das Erlebnis des Waldspazierganges wird dadurch noch intensiviert.
Dieser Nadelwald ist gewohnt holzig-würzig zusammengesetzt. Mit all den kleinen und großen Bäumen, Sträuchern und Kräutern, die hier erwartet werden.
Unerwartet ist allerdings der wohl dunkle Weihrauch, der rauchig und mit kräftiger Würze über allem schwebt - das gesamte Duftbild durchzieht.
Er verleiht "Hinoki" eine ausgeprägte sakrale Note, die ganz wundervoll die Illusion einer Waldkathedrale vertieft!
Die Natur sollte sehr viel öfter ein Ort der Einkehr, der Andacht sein und diese Duftkreation vermittelt einen lebendigen Eindruck, wie es sein könnte: alle Sinne ansprechend, behütend, schützend umarmend.

Die Sillage ist durchschnittlich; aber bei all dieser kräftigen Würze in Ordnung.
Die Haltbarkeit des Duftes ist zufriedenstellend, da sie sich bei mir vier, fünf Stunden hält; allerdings im Laufe der Zeit feiner wird - so als würde ein leichter Wind das "grüne" Aroma auseinander treiben.
Bei "Hinoki" ist es eine freundliche Art und Weise, sich zu verabschieden: er geht leise und höflich.
Manchmal merke ich gar nicht, dass er schon fort ist. Das ist dann ein Zeichen für mich, dass ich seine heilsame beruhigende und auch etwas Nerven stärkende Wirkung nicht mehr benötige.

Ich treffe hier einen außergewöhnlichen Duft mit großem Potential: er macht glücklich!
Schon allein das ist ein Grund, sich auf "Hinoki" einzulassen. Mich hat er nicht enttäuscht!
13 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Sehr hilfreiche Rezension 29  
Hotaru no Haka
auf deutsch: 'Die letzten Glühwürmchen', das wohl berühmteste Werk des Ghibli-Gründers Isao Takahata, ist einer der bekanntesten Animes - und in seiner ganzen Sprachlosigkeit und Schrecklichkeit so etwas wie 'Das Leben ist schön' oder 'Schindlers Liste' unter den Zeichentrickfilmen. Erzählt wird die Geschichte des vierzehnjährigen Seita und seiner vierjährigen Schwester Setsuko, die in der Endphase des Zweiten Weltkriegs nach dem Bombardement der Stadt Kobe - vergeblich - zu überleben versuchen. Der Film lässt den Zuschauer - in derselben, uns vertraut erscheinenden Bildsprache, die wir etwa von 'Heidi' kennen oder 'Tao Tao', und das ist das eigentlich Verstörende - den Überlebenskampf des heranwachsenden Jungen und des kleinen Mädchens bezeugen - und dabei immer wieder in der Annahme, schlimmer könnte es nun nicht mehr werden, um ihn dann - fast völlig ohne Gewalt- oder bildlich schockierende Darstellungen - ein ums andere Mal erbarmungslos eines Besseren zu belehren. 'Die letzten Glühwürmchen' ist kein Kinderfilm und - wie sein Genre 'Anime' - zu einem festen Bestandteil der japanischen Kultur geworden und hat in einer Nation, die jahrhundertlang durchaus kriegsbegeistert war und auch den Zweiten Weltkrieg (zumindest aus westlicher Sicht) nur sehr sporadisch aufgearbeitet hat, in einer Art und Weise nachgewirkt, die bemerkenswert ist für einen so kleinen - zumal einen gezeichneten - Film. Nie ist er laut oder effektheischend, doch macht er in eben dieser Stille, Traurigkeit und Fassungslosigkeit die Kehle eng - und auch Erwachsenen das Herz schwer und die Augen feucht.

Comme des Garçons Hinoki macht weder die Kehle eng, noch die Augen feucht - und ist auch kein schrecklicher Duft, das gar nicht. Doch verwendet er eine Sprache, die sich eben derselben Elemente aus Stille und dem Gefühl von Fassungslosigkeit und seelischer Entwurzelung bedient wie Isao Takahatas berühmter Film - einer Sprache, die Leere zurücklässt und mehr Fragen zu stellen scheint, als sie Antworten zu geben bereit ist. Sein Zentralakkord (die Dreiheit von Kopf- und Herz- und Basisnote ist - bei Comme des Garçons nicht unüblich - nur wenig relevant, da er sich kaum weiterentwickelt) basiert auf einer mal tröstlichen, wie dann wieder scharfen Holz- und Harznote - und etwas Brandigem und Schwelenden, das weniger von Zerstörung kündet als von etwas längst Zerstörtem. Seine Weichheit ist flüchtig wie die wenigen Momente der Zärtlichkeit und Unbeschwertheit zwischen dem kleinen Mädchen und ihrem großen Bruder, der alles zu tun versucht, um ihrer beider Leben für einen Augenblick erträglich zu machen. Und seine mitunter beißende Bitterkeit ist demgegenüber gallig schwarz und so endgültig wie die Ruinen der geschundenen Stadt Kobe, in der es keine Hoffnung gibt. So ist Hinoki gleichsam der Atem eines der dunkelsten Momente der Geschichte Japans - und darin doch auch eine Metapher für etwas Weichheit und Licht, wenngleich es am Ende von Hotaru no Haka weder das eine, noch das andere mehr gibt.

Fazit: der Duft erreicht - weil er ein Duft ist und kein Film - bei weitem nicht die Wirkung der Parabel von Takahatas 'letzten Glühwürmchen'. Doch in seiner Ernsthaftigkeit und Bedachtsamkeit bringt er seinen Träger zur Ruhe und zur Einkehr und erschafft einen Moment der Dichte und (japanischen) Stille und letztlich - ja: auch Schönheit.
2 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Unterholz

54 Rezensionen
Unterholz
Unterholz
Top Rezension 17  
Goa liegt in Mitteleuropa
Hinoki startet für mich absolut ungewöhnlich mit einem wunderbar harzigen Geruch nach frisch aufgesägten Tannen, an Händen und Sägen haftet noch das helle ambratische Harz, das man nicht so einfach wieder loswird, so wie man Hinoki in den nächsten Stunden nicht von der Haut kriegt. Interessant auch die gut vernehmbare Terpentinnote, die hier eindeutig für den Exotik-Kick sorgt. Es ist ein beinahe körperlicher Geruch nach Holz und Räucherwerk, ohne dass bei mir jetzt Assoziationen zu der Schreinerwerkstatt aufkommen, wie in den Vorkommentaren. In einer Schreinerei riecht es viel trockener, staubiger, weniger ätherisch. Hinoki erinnert eher an ein Maleratelier, wo ein Künstler ganze Wälder in Öl auf Leinwand klatscht. Etwa so wie Anselm Kiefer einen Wald malen würde (und nicht nur wegen seines Namens). Allerdings würde ich Hinoki jetzt nicht als saftig beschreiben; ich denke, das Bild von vielerlei Harzen, die von den Borken noch lebender Bäume tropfen, ist kein schlechter Vergleich. Und doch habe ich schon da im Hinterkopf, dass diese stattlichen Stämme dereinst gefällt werden, dass das edle Material für weitere Zwecke verwendet werden wird. Aus Natur wird Kunst(hand)werk, ein orientalischer Schrein vielleicht, der durch seine schön geschwungenen und dennoch sparsamen Konturen den Betrachter fasziniert.

Als ich Hinoki das erste Mal auftrug, musste ich allerdings gleich an die Goa-Parties denken, auf denen ich mich vor ein paar Jahren gerne tummelte. Das waren meist illegale oder halblegale Anlässe irgendwo auf dem Land, wo die Veranstalter einen Acker vom Bauer mieteten oder irgend ein Stück Wiese am Waldrand. Zelte wurden aufgebaut und in der Nacht verwandelte sich der Ort in eine phantasmagorische Tollwiese der Sinne: phosphoreszierende Pilz-Deko, Lagerfeuer, Finnenkerzen und allerlei Stände mit gewürzten Snacks und Getränken, und natürlich Unmengen von Räucherwerk, das abgefackelt wurde und das die wummernden Bässe noch weiter ins Mystische entrücken liess… Naja, jeder, der schon mal auf so einer Party war, weiss wahrscheinlich, wovon ich schreibe. Das waren tolle Erlebnisse, bei denen man merkte, dass nicht (nur) Kommerz im Vordergrund stand, sondern auch noch ein Bisschen Pioniergeist und Begeisterung für gute Musik.

Im drydown variiert Hinoki seine imposante ‚Gästeliste‘ nur wenig, wobei ich jetzt nicht so genau sagen könnte, welches Holz für welche Nuance zuständig ist. Hinoki ist ein Parfüm, das sich unverkennbar den Überbegriff Holz zum Thema genommen hat, und ich kann mir vorstellen, dass dieser Duft in jedem Erdteil andere Assoziationen auslösen wird, so wie dieses Material auch mit verschiedenen Werten verknüpft ist. Dennoch besitzt Hinoki eine universale Gültigkeit, ich kann mir vorstellen, dass mit diesem Duft überall positive Erlebnisse verbunden werden. Er lässt trotz seines (nicht zuletzt äusserlich durch den puristischen Flakon) modernen Erscheinungsbildes noch einmal ein wenig die 68er aufleben. So wie auch Psychedelic Trance/Goa in den Neunzigern den Bezug suchte zum Lebensgefühl der Woodstock-Generation (zumindest ästhetisch).
In diesem Sinne: Peace! ;-)
7 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

58 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 3 Monaten
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Hinoki Zypressenwald in Japan
Beruhigender Weihrauch
aus spirituellen Tempel
Trocken-harzend & hell-grüner Nadelbaum
Spendet kühlen Schatten
62 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 28 Tagen
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Onsen in der waldigen Berglandschaft der japanischen Alpen.
Eintauchen in die Beschaffenheit des Holzes.
Bei sich sein. *
44 Antworten
GandixGandix vor 3 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Die Kirche steht im Zypressenhain
Statt Messwein gibt es
Klosterfrau Melissengeist
Die Bänke sind mit was
Lederartigem überzogen
Am Ende....
19 Antworten
ViolettViolett vor 9 Monaten
5
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Reich mir die hilfreiche Salb' die aus Harzen du gerührt,mit Kampher gekührt und im Rauch besungen hast.Selbstvergessen-unter den Zypressen.
30 Antworten
SeejungfrauSeejungfrau vor 5 Jahren
5
Flakon
6
Sillage
7
Duft
Lichtsprenkel blitzen durchs Gehölz
feucht # modrige Erde # Nadelsaft
kühl/moosgrün/harzig/waldig
ätherisch/hellrauchig
( * Ruhe * )
7 Antworten
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