09.12.2012 - 09:17 Uhr
Siebter
49 Rezensionen
Siebter
Top Rezension
35
Double Feature
Vettiveru ist zunächst mal ein sehr einfach zu kategorisierender Duft - CdG lässt den Duft-Aficionado selten rätseln, was sich hinter einem Namen verbirgt. Hier haben wir also ein Eau de Cologne mit Fokus auf Vetiver vor uns. Eigentlich alles andere als ungewöhnlich, nur erwartet man solch klassische Ansätze von traditionell anmutenden Parfumhäusern, während CdG eher für aus dem Rahmen fallende und bisweilen avantgardistische Düfte bekannt ist.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Vettiveru bleibt den Vorgaben eines Cologne relativ treu. Ein recht kurzer zitrischer Auftakt leitet fix in das Hauptthema über, und das ist Vetiver. Ab dieser Phase bleibt der Duft im Grunde recht linear, um gegen Ende ein klein wenig holziger zu werden. Klingt totlangweilig, oder? CdGsche Avantgarde wird man eher in anderen Serien finden, ein verstaubter Altherrenduft ist Vettiveru aber nicht, sondern im Gegenteil der vielleicht ungezwungenste Duft meiner Sammlung.
Der Duft selbst ist schnell beschrieben. Zwei typische Vetiver-Variationen thematisiert er, nämlich zum einen die zitrisch-grüne Variante, zum anderen die erdige. Wie beschrieben ist Vettiveru eigentlich linear, es gibt keinen herkömmlichen Verlauf mit sich absetzenden Kopf- Herz- und Basisnoten, dennoch ist Vettiveru nicht einseitig, denn der wunderbar scharf umrissene zitrischgrüne und der samtig-erdige Vetiver wechseln sich auf ziemlich interessante Weise ab - ich kenne keinen anderen Duft, der es vermag, der Einbahnstraße einer Duftpyramide zu widersprechen und auf einen bereits vorgestellten Duftakkord im weiteren Ablauf mehrmals zurückzukommen. Das finde ich höchst ungewöhnlich, denn diese beiden Variationen haben durchaus Kontrast zueinander. Im Grunde erhält man mit Vettiveru zwei Düfte in einem, die sich fast übergangslos abwechseln und dabei dennoch in einem sehr ausgewogenem Verhältnis zueinander stehen. Ich kenne diesen Duft mittlerweile sehr gut, dennoch weiß ich nie, welcher der beiden Hauptakkorde mich erfreuen wird, wenn ich eine Nase davon nehme.
Der Duft mutet sehr natürlich an, nicht mal ein Anflug von Synthetik ist zu entdecken. Pfeffer und insbesondere Neroli filtert meine Nase in den grünen Phasen auf Wunsch heraus, vermutlich deshalb, weil ich diese beiden Noten sehr mag, tatsächlich sind die den Vetiver begleitenden Noten aber genau das: eine unterstützende Begleitung, der pendelnde Vetiver ist der Star. Der Wandel zwischen dunkelsamtig und grünzitrisch ergibt in seiner Summe einen unaufgeregten, äußerst angenehmen und fantastisch komponierten Duft, der einem allrounder sehr nahe kommt: Vettiveru ist vielseitig einsetzbar, nicht aufdringlich und im Übrigen unerwartet haltbar; ich habe EdTs in meiner Sammlung, die Vettiveru hinsichtlich ihrer Haltbarkeit und Sillage hoffnungslos unterlegen sind. Gleichzeitig ist Vettiveru charakterstark und läuft nicht Gefahr, als x-te Nuancierung eines altbekannten Duftthemas stecken zu bleiben. So klassisch der Ansatz sein mag, dieser Duft ist auf jeden Fall modern.
Im Gegensatz zur wirklich überzeugenden Qualität steht der durchaus sympathische low-budget-Ansatz von Vettiveru. Die Cologne-Serie wird in betont funktionelle und schmucklose Flakons abgefüllt. Eine Verpackung existiert nicht, Inhaltsstoffe, Barcode und der grüne Punkt wurden direkt auf den Schüttflakon gedruckt, der aufschraubbare Sprühkopf liegt in einem Ziplocker bei. Erfreulicherweise setzt sich dieser Ansatz im Preis fort und wirkt dadurch glaubwürdig: 125ml dieses kleinen Juwels kosten etwa 40€, für den halben Liter muss man gerade mal das doppelte auf den Tisch legen.
Ich setze Düfte meistens nur beim Kauf im Relation zu ihrem Preis, aber in diesem Falle möchte ich unterstreichen, dass Vettiveru das ist, was man im englischen Sprachraum einen "nobrainer" nennt. Das Verhältnis von Preis zu Qualität ist derart frappierend, dass ich wirklich jedem dringend empfehle, diesen Duft zu testen. Ja, es ist nur ein EdC, zum skinscent wird dieser Duft auf meiner Haut aber erst nach guten fünf Stunden - Cologne-typische Anwendung vorausgesetzt, was aber auch mit dem Sprühaufsatz auf Anhieb gelingt, denn der ist wirklich sehr großzügig. Mitmenschen meines Umfeldes empfinden Vettiveru als angenehm und bisweilen anziehend, niemals jedoch als aufdringlich, gleichzeitig bleibt Vettiveru für mich als Träger über den gesamten Duftverlauf interessant. Sich ausschließende Anlässe fallen mir kaum ein, dieser Duft passt zum Waldspaziergang wie zur romantischen Verabredung, zum Anzug eben so gut wie zum Kapuzenpulli. Frostige Temperaturen lassen Vettiveru schnell verstummen, ein verregneter Sommertag scheint mir dagegen die perfekte Untermalung für diesen Duft.
Vettiveru schmeichelt der Nase, dennoch ist dies kein generischer Büroduft. Dafür sorgt der starke Naturbezug, der zwar etwas geglättet erscheint, aber dennoch überzeugt. Dies ist ungewöhnlich für Düfte von CdG, in denen sich zwar häufig Bezüge zur Natur finden, die aber fast immer in Kontrast zu urbanen, industriellen und synthetischen Noten stehen. Vettiveru dagegen ist Natur pur, frühlingshaft bis sommerlich, ohne dabei allzu romantisiert oder zivilisiert zu wirken. Vetivergras wohnt eine Natürlichkeit inne, die in fast jedem Kontext erhalten bleibt (zumindest bei den Vetiverdüften, die ich bislang kenne), im Falle von Vettiveru steht es sogar praktisch ganz für sich.
Vettiveru scheint so einfach und schlicht, aber ich mag es, wenn Ideen ohne Abstriche in die Tat umgesetzt werden. In diesem Fall: eine leichte und moderne Vetiver-Interpretation von hoher Qualität mit guter Haltbarkeit zu einem günstigen Preis, vielseitig einsetzbar, ohne langweilig zu sein. Vettiveru ist kein verkopfter Duft, über den man viel grübeln muss, und ich finde, das ist durchaus etwas, was ein gutes Eau de Cologne ausmacht. Aufmachung, Darreichungsform und Preis legen eine zwanglose Anwendung nahe, und genau diese Ungezwungenheit auf hohem Niveau findet man nicht allzu häufig.
Schon cool, dass es so was gibt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Vettiveru bleibt den Vorgaben eines Cologne relativ treu. Ein recht kurzer zitrischer Auftakt leitet fix in das Hauptthema über, und das ist Vetiver. Ab dieser Phase bleibt der Duft im Grunde recht linear, um gegen Ende ein klein wenig holziger zu werden. Klingt totlangweilig, oder? CdGsche Avantgarde wird man eher in anderen Serien finden, ein verstaubter Altherrenduft ist Vettiveru aber nicht, sondern im Gegenteil der vielleicht ungezwungenste Duft meiner Sammlung.
Der Duft selbst ist schnell beschrieben. Zwei typische Vetiver-Variationen thematisiert er, nämlich zum einen die zitrisch-grüne Variante, zum anderen die erdige. Wie beschrieben ist Vettiveru eigentlich linear, es gibt keinen herkömmlichen Verlauf mit sich absetzenden Kopf- Herz- und Basisnoten, dennoch ist Vettiveru nicht einseitig, denn der wunderbar scharf umrissene zitrischgrüne und der samtig-erdige Vetiver wechseln sich auf ziemlich interessante Weise ab - ich kenne keinen anderen Duft, der es vermag, der Einbahnstraße einer Duftpyramide zu widersprechen und auf einen bereits vorgestellten Duftakkord im weiteren Ablauf mehrmals zurückzukommen. Das finde ich höchst ungewöhnlich, denn diese beiden Variationen haben durchaus Kontrast zueinander. Im Grunde erhält man mit Vettiveru zwei Düfte in einem, die sich fast übergangslos abwechseln und dabei dennoch in einem sehr ausgewogenem Verhältnis zueinander stehen. Ich kenne diesen Duft mittlerweile sehr gut, dennoch weiß ich nie, welcher der beiden Hauptakkorde mich erfreuen wird, wenn ich eine Nase davon nehme.
Der Duft mutet sehr natürlich an, nicht mal ein Anflug von Synthetik ist zu entdecken. Pfeffer und insbesondere Neroli filtert meine Nase in den grünen Phasen auf Wunsch heraus, vermutlich deshalb, weil ich diese beiden Noten sehr mag, tatsächlich sind die den Vetiver begleitenden Noten aber genau das: eine unterstützende Begleitung, der pendelnde Vetiver ist der Star. Der Wandel zwischen dunkelsamtig und grünzitrisch ergibt in seiner Summe einen unaufgeregten, äußerst angenehmen und fantastisch komponierten Duft, der einem allrounder sehr nahe kommt: Vettiveru ist vielseitig einsetzbar, nicht aufdringlich und im Übrigen unerwartet haltbar; ich habe EdTs in meiner Sammlung, die Vettiveru hinsichtlich ihrer Haltbarkeit und Sillage hoffnungslos unterlegen sind. Gleichzeitig ist Vettiveru charakterstark und läuft nicht Gefahr, als x-te Nuancierung eines altbekannten Duftthemas stecken zu bleiben. So klassisch der Ansatz sein mag, dieser Duft ist auf jeden Fall modern.
Im Gegensatz zur wirklich überzeugenden Qualität steht der durchaus sympathische low-budget-Ansatz von Vettiveru. Die Cologne-Serie wird in betont funktionelle und schmucklose Flakons abgefüllt. Eine Verpackung existiert nicht, Inhaltsstoffe, Barcode und der grüne Punkt wurden direkt auf den Schüttflakon gedruckt, der aufschraubbare Sprühkopf liegt in einem Ziplocker bei. Erfreulicherweise setzt sich dieser Ansatz im Preis fort und wirkt dadurch glaubwürdig: 125ml dieses kleinen Juwels kosten etwa 40€, für den halben Liter muss man gerade mal das doppelte auf den Tisch legen.
Ich setze Düfte meistens nur beim Kauf im Relation zu ihrem Preis, aber in diesem Falle möchte ich unterstreichen, dass Vettiveru das ist, was man im englischen Sprachraum einen "nobrainer" nennt. Das Verhältnis von Preis zu Qualität ist derart frappierend, dass ich wirklich jedem dringend empfehle, diesen Duft zu testen. Ja, es ist nur ein EdC, zum skinscent wird dieser Duft auf meiner Haut aber erst nach guten fünf Stunden - Cologne-typische Anwendung vorausgesetzt, was aber auch mit dem Sprühaufsatz auf Anhieb gelingt, denn der ist wirklich sehr großzügig. Mitmenschen meines Umfeldes empfinden Vettiveru als angenehm und bisweilen anziehend, niemals jedoch als aufdringlich, gleichzeitig bleibt Vettiveru für mich als Träger über den gesamten Duftverlauf interessant. Sich ausschließende Anlässe fallen mir kaum ein, dieser Duft passt zum Waldspaziergang wie zur romantischen Verabredung, zum Anzug eben so gut wie zum Kapuzenpulli. Frostige Temperaturen lassen Vettiveru schnell verstummen, ein verregneter Sommertag scheint mir dagegen die perfekte Untermalung für diesen Duft.
Vettiveru schmeichelt der Nase, dennoch ist dies kein generischer Büroduft. Dafür sorgt der starke Naturbezug, der zwar etwas geglättet erscheint, aber dennoch überzeugt. Dies ist ungewöhnlich für Düfte von CdG, in denen sich zwar häufig Bezüge zur Natur finden, die aber fast immer in Kontrast zu urbanen, industriellen und synthetischen Noten stehen. Vettiveru dagegen ist Natur pur, frühlingshaft bis sommerlich, ohne dabei allzu romantisiert oder zivilisiert zu wirken. Vetivergras wohnt eine Natürlichkeit inne, die in fast jedem Kontext erhalten bleibt (zumindest bei den Vetiverdüften, die ich bislang kenne), im Falle von Vettiveru steht es sogar praktisch ganz für sich.
Vettiveru scheint so einfach und schlicht, aber ich mag es, wenn Ideen ohne Abstriche in die Tat umgesetzt werden. In diesem Fall: eine leichte und moderne Vetiver-Interpretation von hoher Qualität mit guter Haltbarkeit zu einem günstigen Preis, vielseitig einsetzbar, ohne langweilig zu sein. Vettiveru ist kein verkopfter Duft, über den man viel grübeln muss, und ich finde, das ist durchaus etwas, was ein gutes Eau de Cologne ausmacht. Aufmachung, Darreichungsform und Preis legen eine zwanglose Anwendung nahe, und genau diese Ungezwungenheit auf hohem Niveau findet man nicht allzu häufig.
Schon cool, dass es so was gibt.
11 Antworten