Columbus

Obwohl Billigkram, ist das bisher für mich der Duft, der in seiner chronologischen Entwicklung mehr unterschiedliche Stationen abklappert als jeder andere. Andere Düfte gefallen mir insgesamt besser. Das hier ist ein reiner Schnupperspaß. Sehr lebendige, differenzierte Entwicklung. Ein amüsanter Spaziergang einmal quer durch den halben Parfumladen.

Also, ich versuche mal eine konkrete Schilderung:

Gleich zu Beginn gibt es eine hübsche Harmonie: Sehr aquatisch, Lavendel, herb, grüngelb, fruchtig und mit Maiglöckchen. Fast ein wenig zu mädchenhaft.

Nach 10 Minuten verschwinden die Maiglöckchen und es kommt eine Quarkspeise mit Mandarinenstückchen daher. Der dazugehörige Biskuitteig lässt nicht lange auf sich warten. Auf einem kleinen zaghaften Umweg über Stangensellerie entwickelt sich eine komplette Biskuitrolle mit Quark-Mandarine-Füllung. Leider irritiert durch ein unnötiges Stück Marzipan, das für kurze Zeit an Urinalbonbons erinnert.

Nochmal 3 Minuten danach taucht plötzlich ein Schaumbad auf, sagt „blubb“ und erinnert an Kiefer, Lavendel und Seife.

Dann wiederum kommt etwas Zitrig-Feminines hervor.

Ziemlich lange bleibt das Flüchtige, das Aquatische vorherrschend. Ich liebe das nun mal, auch wenn ich längst zu alt dafür bin. Das Aquatische bleibt locker 3 Stunden da, ich wusste gar nicht, dass das möglich ist.

White Edition (der Name ist plausibel, gut gewählt, ich assoziiere damit den Puderzucker auf der Biskuitrolle) schmilzt für die letzten 2 Stunden auf ein ausgeglichenes, pudriges, leichtes vanilleartiges Mainstream-Aroma zusammen, so wie ich es mag. Das tut niemandem weh. Es wird dich aber auch niemand fragen, welches Parfum das denn ist.

Es ist ein Spielzeug für Duftfans. Wer Spaß dran hat, eine Stunde lang eine ganze Story von Düften hintereinander von seinen Handgelenken zu erschnuppern, ist hier richtig.

Ich mag White Edition definitiv, würde mir nur eine längere Haltbarkeit wünschen. Nach spätestens 5-6 Stunden ist schon alles vorbei.

Der Flakon: Scheußlich. Sieht aus wie schlechtgewordener Impfstoff. Na und.

Von mir gibt es für den Duft selbst 8 von 10, für die Haltbarkeit leider nur 5. Wie gesagt, nach 5 Stunden bleibt nicht mehr übrig als ein zarter, wenn auch schöner Hauch von Vanille. Nachsprühen schiebt die Schnupper-Achterbahn nochmal an.

Empfehlung von mir? Eindeutig ja. Sei am besten blond und unter 30, egal ob dick oder dünn, egal ob mit oder ohne Bart. Ich bin nicht in dieser Zielgruppe. Trotzdem liebe ich diesen Duft und seine bemerkenswert abgestufte Entwicklung. Aber nur zum reinen Vergnügen für mich selbst. Home Office.

P.S: Ich habe von Dunlop auch Black Edition. Siehe meine dortige Rezension. Beide zusammen gab es für fast nur die Portokosten bei ebay. Ich bin froh, dass ich sie gekauft habe. Zum einen weil ich was dazugelernt habe, und zum anderen weil nun immer was im Haus ist, für jeden Anlass. Beide Düfte stehen im Bad für Gäste bereit. Je nach Entwicklung der Pandemie kommen ja vielleicht irgendwann mal welche.

Schwere Geschütze: Jasmin, Zimt, Muskat und Gewürznelke. Nach dem Prinzip "doppelt hält besser", das hier auch tatsächlich zutrifft. Obsession ist dominant, gewagt, ausdrucksstark, schwer. Da ist alles drin, was irgendwie nach Orient riecht. Eine intensive Komposition. Starke Sillage, die viel zu spät auf ein erträgliches Maß sinkt. Haltbarkeit: dito.

Ich verstehe jeden, der ihn mag. Beziehungsweise ich verstehe, worin die Faszination und Anziehungskraft von Obsession liegt. Ich weiß, was euch daran gefällt. Sowohl von der sachlichen Beschreibung als auch den persönlichen Erinnerungen.

Ich persönlich mag ihn überhaupt nicht. Tut mir leid. Auf mich wirkt er leider so:

- Laut.
- Intolerant.
- Aufdringlich.
- Peinlich.
- Erschlägt weit ausholend alles in seiner Nähe.
- Schreit die ganze Zeit Sachen rum wie „Du sollst keine anderen Düfte neben mir haben!“
- Größte Gefährdung für die anderen Mäntel an der Garderobe.
- Der Donald Trump unter den Düften.

Macht aus diesen leckeren Gewürzen bitte weiterhin nur Wunderbaum, Lebkuchen und Räucherkerzen. Da gehören sie hin. Oder vielleicht noch in die aromatisierte Früchteteemischung "Adventstraum" .

Update: Ich habe gerade einen Tip bekommen und weise ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei meinem Obsession um eine 15 Jahre alte Version handelt. Die aktuelle solle erträglicher sein.

Ich kann jetzt unmöglich aus dem Haus gehen. Muss erst mal duschen und die Wäsche waschen.

Es geht los mit Pfeffer und Vanille, dazu etwas Grünes, wie zartes frisches Moos im Wald. Etwas leicht Synthetisches und ein kleiner Zitro-Hauch sind auch dabei. Und ein Minzminimum. Die Duftintensität der Sillage ist die ersten 15 Minuten hoch, geht dann aber schnell weg.

Nach 30 Minuten bleibt der Duft wie er ist. Super angenehm. Sympathisch. Klar. So gut komponiert, dass ich ihn gar nicht richtig in einzelne Noten auseinanderschnuppern kann. Warm, seriös, elegant, braun. Ich sag es mal so: Im Gebirge der Düfte gibt es eine wenig befahrene Passstraße zwischen "kaum rauchig" und "kaum pudrig". Sie verläuft auf eher niedriger Höhe durch das Gebirge. An der höchsten Stelle, also dem Pass, hast du einen überwältigen Panoramablick auf ein knappes Dutzend sehr berühmter Gipfel. Leider ist niemand da, der dir ihre Namen nennen kann. Aber es gibt einen Souvenirladen, der dir zur Erinnerung Roi d`Orient verkauft.

Einen orientalischen Duft stelle ich mir dennoch anders vor. Hierfür fehlen in Roi d`Orient die dominanten, ausdrucksstarken Gewürze. Dieser Duft erinnert mich an was ganz anderes: Afrika! Genauer gesagt, das Hochland im südlichen Afrika. Und zwar nicht nur das stereotype Sonnenuntergangsfoto. Auch strahlend helle Wärme und Ruhe, ebenso wie kräftige Gewitterschauer.

Schade: Nach 5 Stunden fällt die Intensität ab. Aber da hast du ja den Sektempfang und den Opernbesuch schon hinter dir. Einmal kurz nachsprühen ist kein Problem, denn das winzige Flaköngchen mit 15ml passt in die kleinste Innentasche deines Sakkos.

Ein würzig-süßer Duft. Ein Meisterwerk. Ich glaube, er passt wahnsinnig gut für schwarze afrikanische Männer. Natürlich auch für alle anderen dunklen Typen. Für Blonde meiner Meinung nach nicht geeignet.


Ein eleganter Gentleman, 30-55 Jahre alt, trägt einen Anzug, teure Schuhe und Roi d´Orient.

Ich war immer sehr auf frische, sportliche, jüngere, herbe Düfte versessen. Anscheinend entdecke ich jetzt mit fast 50 Jahren gerade die Orientalischen. Gerade jetzt! Wie doof! Der Frühling fängt doch an und das sind Winterdüfte!

Aber nein – dieser hier ist orientalisch und trotzdem ein bisschen frisch.

Intensive Sillage gleich zu Anfang, die geht aber in 10 Minuten weg und übergibt an dunklere Töne. So wie ein bisschen lila mit Pflaumenmus und Earl Grey. Aber nicht feminin.

Neben meiner persönlichen sehr sensiblen Wahrnehmung verlasse ich mich auch gerne auf das Urteil meiner Tochter. Die ist Mitte zwanzig und macht das so im Vorbeigehen, beschäftigt sich nicht mit Duftpyramide, Herznote, und was ihr mir da noch so an Fachbegriffen langsam beibringt. „Papa, das ist n super Parfum“ oder „ja toll, das passt“ oder auch ein mehr oder weniger verächtliches Naserümpfen „ist nicht dein style“.

Diese Woche habe ich ihr z.B. ein Pröbchen mitgebracht (Damenparfumprobe, kam mit in einer Lieferung Herrenparfum, danke) – sie hat einfach sofort dieses Pappding aufgedröselt, geschnuppert und gesagt „boah nee, das ist doch für alte Damen“, und weg, und fertig.

Schluss mit dem Abschweifen. 2 Spritzer Iconic an meinen Hals, nach 20 Minuten zu ihr gegangen, und sie sagte: „Papa, das ist n super Parfum“.

Damit überzeugt sie mich. Bloß die Parfumo-Gemeinde bleibt sozusagen unaufgeklärt hinter der Absperrung stehen und bekommt deshalb noch folgende Infos:

Nach einer Stunde geht es runter auf einen warmen ausgeglichenen Duft, bräunlich-hellgelb, Vanille, und ziemlich Mainstream. Ich mag das! Bei Parfum ist Mainstream für mich völlig OK, nur bei vielen anderen Sachen nicht.

Ja, Iconic hat durchaus ein orientalisches Flair. Aber nur leicht. Nicht gerade Indien, aber zumindest Kasachstan. Etwas Zimt, Lavendel, Vanille zwischen anderen mir noch unbekannten aromatischen Gewürzen.

Besonderheit: Auch noch nach Stunden kommt immer mal aus dem Nichts nur für eine Sekunde ein winziger Zitro-Wind in meine Nase. Als würde jemand an mir vorbeilaufen, der gerade mit einem sehr stumpfen Messer eine Limette halbiert. Dann hebe ich das Handgelenk an ebendiese Nase und: Nein, ist nicht mehr da. Und dann kommt es trotzdem wiederholt kurz wieder. Genial. Das finde ich sehr reizvoll!

Die Haltbarkeit: Leider nur so an die 5-6 Stunden. Für mich eher wichtig. Ich denke, je haltbarer ein Parfum ist, desto besser und weniger geizig ist es hergestellt. Und ich muss es nicht mitnehmen um nachzusprühen!

Insgesamt ein überzeugender Duft. Gut erfunden, schön komponiert. Nicht auffällig, nicht unauffällig. Kleine Flasche (30ml) zum kleinen Preis bei flaconi oder ezebra. Darf ich jedem Mann zwischen 20 und 60 zum Ausprobieren empfehlen. Da macht man auf keinen Fall einen Fehler und stürzt sich in keine finanzielle Krise.

Empfehlenswert. Und der Flakon gefällt mir megagut.

Damit ihr nicht denkt, ich habe an Cabal etwas zu mäkeln, gleich vorneweg dies:
Dieser Duft ist echt gut! Hat was, und empfehle ich sehr gerne.

Ich gebe mal mein persönliches Drehbuch in Minuten nach dem Aufsprühen wieder:

1. Minute: Ich sitze im Bus und die Frau vor mir hat Schnaps getrunken. Ach nein - - sie desinfiziert sich gerade die Hände mit so Zeug aus einem transparenten Plastikfläschchen.

5. Minute: In meine Nase steigt ein violettes dunkles Rauschen von meinen Handgelenken.

15. Minute: Ich glaube, die Nachbarn quer über den Hinterhof kochen heute Rotkohl. Angenehme und passende Verbindung mit dem violetten Dunkel von vor zehn Minuten.

18. Minute: Ich öffne den Schuhkarton von Salamander und nehme das Papier von den neuen hellbeigen Lederhalbschuhen.

20. Minute: Auf der Fensterbank stehen noch die Nelken vom Wochenende. Die brauchen frisches Wasser.

25. Minute: Dieser Müllcontainer, in dem der Blumenladen seine Reste entsorgt, wurde wieder nicht abgeholt. Er steht aber ganz weit weg, zwei Ecken weiter.

60. Minute: Ich habe aus der Bratensauce das Gewürzsäckchen entfernt und weggeworfen. In einen dicken molligen dunkelbraunen Pelzmantel gewickelt, treffe ich mich mit meinen verwitweten Töchtern am zugefrorenen Parkteich. Juliette Gréco wollte auch kommen, soll aber wohl schon verstorben sein.

120. Minute: Jetzt ist der Duft bei sich angekommen. Eine warme, reife, herbe, ausgeglichene Vanille-Note bleibt von jetzt an so. Das ist ein sehr guter Antiklimax, auf den das Ganze sich eher unerwartet hinentwickelt hat.

Zusammenfassung: Für mich riecht das orientalisch und süßlich rund. Nach dem Auf und Ab der ersten ein, zwei Stunden ein gutmütiger Herrenduft. Nichts für die Jüngsten, nichts für die Ältesten.

Ich empfehle ihn für Herren so zwischen 25 und 55. Auch für Damen jeden Alters. Aber nur bei Anwendung eines etwas zu auffälligen Lippenstiftes (ich meine damit nur die Damen, danke).

Dosierung: Nicht zu wenig nehmen. Scheint etwas dünn zu sein.

Grundsätzlich: Feine Kombi aus Orient, früher, heute, und Winterlandschaft. Insgesamt riecht es ein bisschen wie eine 14-Tage-Testversion, die man noch freischalten muss, um in den Genuss aller Funktionen zu kommen.

Und noch was: Ich finde, dieser Duft ist geeignet für Dicke. Keine Ahnung wieso. Ich meine das positiv!

Für unter 10 Euro ein absoluter Kracher. Ich nehme ihn gerne, vor allem wenn ich nicht gleich nach dem Auftragen raus muss, sondern warten kann, bis sich das warme Herz entwickelt hat.