Condorpilot1

Zugegebenermaßen hatte ich Green Irish Tweed (GIT) zunächst ganz anders in Erinnerung. Nach meinem ersten Testen vor ca 2 Jahren zwar auch frish-grün aber irgendwie saftigeres Grün. Da aber GIT leider mein Budget sprengt, bin ich dann doch auf die allseits bekannte Alternative Armaf Tres Nuit umgeschwenkt. Bei diesem dachte ich zuerst: "Hmm erinnert mich gar nicht an meinen ersten GIT-Test". Inzwischen ist er auch wegen seiner katastrophalen Haltbarkeit auf meiner Haut zu meinem Gym-Duft degradiert.

Heute hab ich dann GIT nochmals auf der Haut ausgiebig getestet. "Oh, Tres Nuit ist ja doch deutlich näher dran, als ich dachte". Das macht den Armaf für mich aber immernoch nicht besser. Der krautige Charakter von GIT ist einfach unschlagbar, das grasige tiefer, komplexer und natürlicher. EIne Oldschool-Formel, wie sie die Meisten in dieser Art kennen und trotzdem hat GIT für mich einen modernen und zeitlosen Twist. In meiner Nase aber doch ganz anders als Cool Water, wobei ich keinen Vergleich mit der Vintage-Version habe. Der perfekte Begleiter für den Frühling, er schreit nicht und ist nicht aufdringlich.

Vor rund einem Jahr besuchte ich in London das Geschäft der Parfümerie von Floris und stieß dabei auf deren Honey Oud Duft. "Ein Träumchen", dachte ich mir, nur leider nicht in meinem Budget. Also hoffte ich eine mögliche Alternative zu finden und fand dann Montales Aoud Honey in der Hoffnung, dass sich die beiden ähneln. Glücklicherweise fand ich auch eine Parfümerie mit großem Montale Sortiment, u.a. auch Aoud Honey. Beinahe war ich geneigt ihn sogar blind zu kaufen.

Getestet auf der Haut wurde mir innerhalb von Sekunden klar, dass Montale Aoud Honey und Floris Honey Oud völlig unterschiedliche Richtungen gehen: Während Floris zart süßlich und weich daherkommt, entwickelt sich Montale Aoud Honey zunächst eher zur Rauchbome mit Süße untermalt. Kratzig, würzig, holzig, orientalisch und männlich meiner Ansicht nach. Der Honig-Charakter verfliegt sogar relativ schnell. Doch was bleibt, ist eine Bomben-Sillage. Meine Vorrednerin beschrieb einen medizinischen Geruch, ähnlich von Eukalyptus und das zurecht! Diese Note nehme ich nach gut 15 Minuten auch für kurze Zeit wahr. Nach rund 30 Minuten ist zunächst sogar die Süße weg und es bleibt für die nächstem Paar Stunden trocken-holzig und leicht rauchig. Komischerweise kam aber die Süße nach längerer Zeit auch wieder zurück, wobei diese jedoch eher in meiner Nase Vanille ähnelt. Letztendlich, bleibt vom Honey im Aoud Honey nicht viel übrig. Was jedoch bleibt, ist eine Bomben-Sillage!

Während des Duftverlaufs konnte ich mich einfach nicht entscheiden, ob Aoud Honey mir nun gefällt oder nicht. Das Opening definitv, die nächsten 2-3 Stunden gar nicht und später, als die Süße zurückkehrt, gefällt er mir richtig gut. Insgesamt könnte mich mir aber gut vorstellen ihn Mal zu erwerben. Definitv ein Winterduft. Ich kann jedem nur empfehlen Aoud Honey mindestens ein Mal vorher auf der Haut zu testen und rate von einem Blindkauf ab.

Nun habe ich doch recht lange auf meinen Office for Men gewartet und selbstverständlich die bisherigen Kommentare zu diesem Duft durchforstet. Gestern war es dann doch soweit und ich konnte endlich das Parfüm testen.

Erstmal vorweg:
Dass Jeremys Duft polarisiert, war denke ich jedem von Anfang an klar. Insbesondere die Tatsache, dass bis zum Erscheinen niemand so wirklich wusste, wie der Duft aufgebaut ist, hat einerseits für viel Wirbel und Spannung und andererseits für Furore bei vielen Leuten gesorgt. Natürlich ist es ein Risiko, wenn man ca. 160€ für einen Blindkauf ausgibt und nicht einmal die Duftnoten bekannt sind. Aber dieses Risiko haben alle freiwillig getragen. Diesen Geldbetrag habe ich natürlich in dem Wissen, dass dieser Duft enttäuschen könnte, ausgegeben. Vielmehr ist es aber Anerkennung meinerseits an Jeremy, dass er dieses Projekt mit Alberto Morillas auf die Beine gestellt hat, 100% dahinter steht und ja offensichtlich auch pünktlich die Liefertermine eingehalten hat. Und dafür bin ich durchaus bereit ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen. Daher nervt es mich auch zunehmend, wenn ich in Parfümgruppen bspw. auf Facebook ständig Bashing-Kommentare von Leuten zu lesen bekomme, die das Parfüm runtermachen ohne es je getestet zu haben. Leider wird ja auch häufig mehr aus Emotionen heraus bewertet, anstatt das Produkt differenziert zu betrachten. So ein Verhalten ist einfach schlechter Stil und für jeden, der wirklich an dem Parfüm interessiert ist und etwas darüber erfahren möchte, einfach unpassend. Man muss Jeremy nicht mögen aber dadurch absichtlich gegen sein Parfüm zu wettern, ist nicht fair. Ich persönlich schaue seine Videos regelmäßig und er war derjenige, der bei mir den Enthusiasmus bei Parfüms geweckt hat.

Jetzt dann aber zum Duft selbst:
Nachdem ich nun während meiner Wartezeit die Kommentare und Duftbeschreibungen aufgesaugt habe, konnte ich mir ein wenig zusammenreimen, wie Office for Men nun riechen soll. Und als ich Vergleiche mit Sauvage oder Bleu de Chanel sah, bekam ich erstmal ein wenig Panik. Manchmal frage ich mich, ob ich der Einzige auf der Welt bin - aber Tatsache ist: ich mag weder Sauvage noch BdC. Außerdem fragte ich mich, ob Sauvage oder BdC jemals als potentielle Bürodüfte erwähnt wurden oder in Frage kämen. Wie kann also ein Parfüm, welches diesen beiden ähnelt, bürotauglich sein? Wie kann das Parfüm "unique" sein, wenn diese Duft-DNA so ziemlich jedem bekannt ist?
Über die Verpackung will ich nicht weiter reden, schön ist sie wirklich nicht. Minimalismus pur. Dasselbe beim Flakon. Ich glaube die Community ist einstimmig der Meinung, dass Verpackung und Flakon ein einzigartigeres Design verdient hätten. Wenngleich am Ende der "Juice" das Hauptprodukt ist, spielen meiner Meinung nach vor allem der Flakon eine wichtige Rolle in der Präsentation.
Als ich dann das erste Mal aufs Handgelenk sprühte, dachte ich mir zunächst "Wow! Das Opening ist wirklich toll! Besser als erwartet.". Es schießt erstmal ordentlich angenehme Zitrus in die Nase, welcher aber leider schon nach rund 2 Minuten verfliegt. Ich hätte mich gefreut, wenn die Bergamotte etwas länger halten würde. Anschließend bekam ich etwas ziemlich unangenehmes, schon beinahe wie Medizin riechendes Etwas zu spüren. Zum Glück war dies aber dann auch nach rund 2 Minuten weg. Nach und nach kam dann das, wovor ich Angst hätte, nämlich diese Sauvage / Bleu de Chanel - Kombination, wobei der Duft ca. 10 Minuten lang mehr BdC-Vibe hat und erst anschließend dieser Sauvage-Charakter durchdringt. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass diese Ambroxan-Note mir hier bei Office for Men sogar besser gefällt, als bei Sauvage, da sie weniger stechend daherkommt und sich mit einer hellholzigen Note paart, die ich durchaus angenehm finde.
Was mir persönlich über die nächsten Stunden aber gefehlt hat, war eine gewisse Tiefe und Komplexität. Der Ambroxan-Holz-Mix bleibt bis zum Ende auf der Haut, sodass das Parfüm sich charakterlich kaum weiterentwickelt. Iris rieche ich zum Beispiel gar nicht, obwohl ich damit gerechnet habe, dass Iris eine stärkere Rolle im Duftverlauf einnehmen könnte (Prada L'Homme als Büroduft wird ja auch von Jeremy so hoch gelobt).
Leider halten viele Düfte nicht besonders lange auf meiner Haut. Doch Office for Men hielt bei mir tatsächlich knapp über 8 Stunden, was für einen frischen Duft eine sehr gute Performance ist. Hier wurde nicht zu viel versprochen. Sillage hält sich hingegen sehr zurück.

Fazit:
Office for Men ist weiß Gott kein Feuerwerk. Realistischerweise habe ich das aber auch zu keinem Zeitpunkt erwartet, da ich mir ziemlich sicher war, dass Jeremy und Alberto für den ersten Duft der Marke Fragrance One eher auf der sicheren Seite bleiben wollen. "Mass-appealing" - Check! "Maximum performance" - Check! "Ladies reactions" - muss noch getestet werden, mir persönlich aber egal. "Uniqueness" - Leider nein!
Trotzdem schade, dass der Duft hier bei Parfumo sich bei einer 6,4 einpendelt, meiner Meinung nach hätte dieser solide Release durchaus was besseres verdient. Bin gespannt auf sein nächstes Parfüm - die Planungen laufen ja bereits.

Habe heute zufällig Paco Rabannes neuen Incivtus Legend in einer Parfümerie vorgefunden. "Jawoll, endlich eine Parfümerie, die den schon hat! Testen steht an.", dachte ich mir. Neben den anderen Invictus Flakons im Regal, fällt dieser schon deutlich durch sein kräftiges dunkles blau auf.

Dieses kraftvolle äußere Auftreten kommt dann auch durchaus im Duft durch. Erst sprühte ich es mir auf den Teststreifen, dann aufs Handgelenk. Was kam, war eine volle Dosis Kaugummi. Im ersten Moment ein "In-your-face-Kaugummigeruch". Die Süße hat so ziemlich alles übertüncht. Honigsüße war es nicht so richtig, sondern eher eine (beinahe fiese) Zuckersüße. Diese typischen bunten, ganz süßen Kaugummis beschreiben es denke ich am besten. Manche sagen, dass diese Kaugummisüße auch im originalen Invictus vorhanden ist. Nun ja, hier hat man es um einiges intensiviert.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Duft als Teenagerduft taugt. Auch sicherlich in Clubs tragbar. Dieser Duft schreit förmlich danach, er will Aufmerksamkeit. Zwar bin ich selber noch jung, mir persönlich ist er aber bereits zu verspielt. Den Duft muss man wohl mögen. Über Sillage und Haltbarkeit kann ich mich dennoch nicht beschweren, 7-8 Stunden waren schon drin. Würde dennoch eher von einem Blindkauf abraten.