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vor 11 Jahren - 02.02.2013
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Bekenntnisse eines Sammlers

 

Es scheint meine Woche der Bekenntnisse zu sein. Gestern erst das Bekenntnis zur Vorliebe zum Splashen beim Givenchy –Kommentar, heute nun das zu meiner Sammlerleidenschaft.

Ja, ich bin eigentlich in diesem Forum nicht so recht aufgehoben. Ich habe zwar über die Jahre eine ausgesprochene Liebe zum Parfum entwickelt, aber ich bin ein schlechter Analyst. Ich bewundere viele Kommentatoren für ihre Gabe einer perfekten ‚Inhaltsangabe‘, aber auch für ihre Begabung dieses noch perfekt in Worte zu kleiden und so einem Leser ein möglichst genaues Bild eines Parfums zu vermitteln. Mir fehlt diese Gabe. Zum Beispiel kann ich im ‚Ode a la Vanille‘ nicht unterscheiden, ob die Vanille nun aus Mayotte oder aus Madagaskar kommt. Ich hätte ad hoc Schwierigkeiten Unterschiede zwischen dem Vetiver aus Java mit dem aus Haiti zu definieren.

Meine Liebe zum Parfum lässt sich leicht erklären: Ich mag Qualität, eine auskömmliche Haltbarkeit und eben die Aussage, die mir ein Parfum, ein Extrait, vermittelt.

Aber für mich ist nicht nur der Duft entscheidend; Flakon und Kartonage spielen eine ebenfalls nicht zu unterschätzende Rolle. Beides ist für mich wichtig, auf die Kartonage könnte ich gegebenenfalls verzichten, auf den Originalflakon niemals.

Ich mag jetzt hochnäsig und elitär gelten, aber ich würde mir nie ein Extrait über ein Sharing besorgen. Ich hätte keine Freude daran, ein Parfum aus einem anonymen Glas, einer Phiole oder (Hustensaft-) Flasche zu verwenden. Die Exklusivität geht völlig verloren. Wenn ich mir schon Luxus gönnen möchte, dann möchte ich diesen auch ausleben. Ich trinke Champagner auch nicht aus dem Plastikbecher und ein Steak oder leckeres Fischfilet kommt nicht auf den Pappteller.

Erhalte  ich in der Parfümerie eine Phiole zum testen, dann ist das völlig in Ordnung. Sie dient mir der Orientierung, mehr aber auch nicht. Ein vollständiges Bild eines Duftes bekomme ich auch erst, wenn ich den Duft über einige Zeit (und damit meine ich mehrere Tage)  getragen habe, wenn ich weiß, wie er mich in unterschiedlichen Stimmungen begleitet.

Ich möchte damit ausdrücken, dass ich auch kein fleißiger Kommentare-Schreiber bin.  Erst wenn ich mir sicher bin, dass ich etwas über den Duft mitteilen, ausdrücken bzw. ihn empfehlen kann, schreibe ich. Im Umkehrschluss heißt es aber auch, dass ich meist nur Duftempfehlungen gebe; ‚Warnhinweise‘ gab es von mir noch nicht.

Und ein weiteres Mal will ich hier ehrlich sein: wenn ich Kommentare lese, die mit den Worten beginnen:“ ….von der lieben „XX“ bekam ich heute einen winzigen Tropfen von dem Parfum „YY“ …. Ich lese nicht weiter. Ich frage mich, wie manchmal ellenlange Abhandlungen geschrieben werden können und (und das ist meine viel größere Skepsis) ich, aber auch der Schreiber vielleicht nicht weiß, was das für ein „Tröpfchen“ ist, durch wie viele Hände es gegangen ist, ob ein Vintage, ein gekipptes Vintage oder was auch immer ist.

Aber ich möchte jetzt nicht die Parfumo-Gemeinde gegen mich aufbringen. Nein, um Himmels Willen. Ich möchte hier nur –und das völlig ‚ungeschminkt‘ – schreiben, wie ICH  dieses Forum nutze.

Damit sind nur wieder vorne am Beginn angelangt. Ich bin vielmehr Sammler als Verwender. Ich brauche nicht lange zu zählen, um zu wissen, wie viele Parfums ich im Gebrauch habe. Es sind keine 10! Auf der Parfumo-Seite sind bei mir aber 127 gelistet.

Seit gut 30 Jahren sammle ich -und das ist nun wirklich kein Geheimnis-  vorwiegend Guerlain. In 30 Jahren kommt einiges zusammen und so habe ich mich in den letzten Wochen, meist am freien Wochenende, hingesetzt und mal ‚Inventur gemacht‘.

Aufgeschrieben und differenziert, nach Parfum, Menge, Namen des Flakons, Batchcode, Jahr der Abfüllung und Besonderheiten (Glas oder Baccarat, Nummerierungen, besondere Anlässe etc). Mit Hilfe von 2 Vergrößerungsgläsern wurden dabei alle Flakons betrachtet. Meine bessere Hälfte kommentierte dies zwar manchmal mit scherzhaften Bemerkungen, aber ich machte eifrig weiter. Auch ein Philatelist zählt öfter mal mit der Lupe die Zacken seiner Briefmarken.

Eine besondere Herausforderung ist die genaue Definition des Alters bzw. des Datums der Abfüllung. Die Batchcodes bei Guerlain sind erst ab 2002 relativ einfach zu entschlüsseln, davor wurden über mehrere Jahrzehnte gleiche Buchstabenkombinationen für Produktionsjahr und -monat verwandt.  So konnte ich zum Beispiel, da mir ein Umkarton fehlte, nicht genau erkennen ob ein Parfumflakon von Chant d’Arômes von 1982 oder 1992 stammte. Hier setzt nun detektivischer Spürsinn ein. Es wird nach weiteren Merkmalen geschaut:  wie zum Beispiel der Namenszug Guerlain geschrieben wird (Groß- oder Kleinschreibung), ob auf dem Batchcode-Aufkleber noch die Prozentangabe des Alkoholgehaltes notiert ist. Für einen klassischen Verbraucher sind dass alles Nebensächlichkeiten, für mich wichtige Hinweise, denn es gab bzw. es gibt immer wieder kleine Veränderungen, denen Jahreszahlen zuzuordnen sind.

‚Sternstunden‘  habe ich, wenn eine Unklarheit durch eine Beweiskette gelöst wurde.

Mittlerweile ist fast alles aufgelistet. Und ich bin selbst verblüfft, wie viel sich so angesammelt hat. Und ich bin auch froh, dieses Thema mal angegangen zu sein. Guerlain bietet natürlich für einen Sammler eine extrem breite Fläche, da kann schon der Überblick verloren gehen.

An diese Stelle möchte ich auch mit einem mir vorauseilenden Ruf ‚aufräumen‘: NEIN, ich habe nicht alle Guerlain-Düfte. Gerade in der inflationären Zeit ab 2004 habe ich irgendwann mal kapituliert. Es zog dann nicht mehr jedes Aqua-Allegoria bei mir ein. Ich wehre mich auch Flanker, oder die Flanker vom Flanker zu erwerben.  Aus dem Maison Guerlain (Neueinführungen) habe ich (nur) 5 Düfte.

Die Guerlain-Welt wird von mir aufmerksam verfolgt. Netzwerke mit Paris sind geknüpft und wirklich gerne gebe ich hier über Neuerungen/Veränderungen Auskunft und beantworte die Anfragen, die mich erreichen.  Diese Welt füllt mich bestens aus .Das heißt aber auch, dass ich nur auf dieser Spur unterwegs bin. Natürlich, ich schaue auch  mal über den Tellerrand -  schaue, was die anderen großen Parfumhäuser produzieren, aber ich setzte mich damit nicht weiter auseinander.

Soweit nun ein kleiner Einblick in meine (Sammler)-Welt. Es ist auch eine Erklärung warum ich hier seltenAktivität zeige, obwohl ich schon täglich versuche, bei Parfumo vorbeizuschauen.Ein tolles Forum, eine gute Plattform, der Informationsgehalt ist gewaltig. Und das soll lange so bleiben!

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