DomiExplore

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Rezensionen
DomiExplore vor 2 Monaten 18 10
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Unglaublich
Zunächst zur preislichen Kategorie:
Eines Tages ging ich wie allwöchentlich Samstags morgens zu meinem Lieblingsbäcker um die Ecke: denn's Biomarkt. Ritualgemäß gönnte ich mir dort morgens einen Kaffee und ein Dinkel-Franzbrötchen mit Zimt. Halt. Wollte ich mir gönnen. Die Dinkel-Franzbrötchen seien nicht mehr im Sortiment, murmelte die Verkäuferin bitter - offensichtlich war sie nicht allzu erfreut über diese Tatsache. Ich konnte es nicht glauben. Auf meine Nachfrage hin warum dies der Fall ist: Die Dinkel-Franzbrötchen waren der absolute Bestseller in dem Markt, in der Region Südbayern allerdings (die übergreifendere Einheit) hätten sich die im Gesamten wohl nicht gut genug verkauft. Verwirrung. Man hätte wohl meinen können, dass eine Firma mit diesen finanziellen Mitteln gut genug ist, um individuelle Lösungen zu finden. Nun gut. Auf Nachfrage hin, ob es denn eine Alternative gäbe: Nein, die gäbe es nicht.

Leider ist dies eine normale und gängige Praxis, WENN das Ziel nur Profit mit möglichst geringem Aufwand lautet.
Für wahrhaft monumentale Firmen, welche die auf lange Sicht spielen (und damit spreche ich von Jahrzehnten und Jahrhunderten), kann das so aber nicht die Lösung sein. So leider auch bei Amouage. Von nationalem Stolz und großen Zielen hin zur Profitoptimierung. Zumindest ist das der Eindruck, den man gewinnt, wenn man über das Schicksal der "Midnight Flower Collection" nachsinnt.
Jetzt steckt man in der Zwickmühle: Ich möchte diese Kunstwerke von Amouage, die zwischen 2007 und 2019 entstanden sind, riechen und besitzen. Jedoch wird die Verfügbarkeit immer geringer und ebenso Preis & Qualität immer weiter Richtung Profit optimiert. Würde ich verstehen, wenn wir hier von einem Designerhaus sprechen würden. Angesichts der oben genannten Hindernisse kommt leider die Frage auf: Ist es das noch wert?

Nun zum Duft selbst:
Unglaublich - diese geschickte, ja meisterhafte, Vermischung der Kopfnoten. Wer die Möglichkeit hat reicht mal an Immortelle, Lavendel und Orangenbrand seperat. Danach wird einem Klar was für ein Genie hinter so einer Kombi stecken muss. Erstmal die Idee, das so zu blenden und es auch noch so fähig umzusetzen....unglaublich und einzigartig!
Diese Kopfnote ist ganz klar das, was diesen Duft ausmacht.
Die Basisnote ist ebenfalls meisterhaft umgesetzt, denn hier kommt eine angemessene Süße raus, die absolut zum Thema passt. Amouage ist sonst nicht so süß unterwegs, bei Sunshine zielten sie aber offensichtlich darauf ab, denn auch bei der Woman Version ist Süße vorzufinden (dort dem Geschlecht angepasst aber noch mehr).
Die Kopfnote verschwindet aber nicht (erst so nach 10 Stunden), sondern die Basisnoten gesellen sich eher dazu, wie als wären es zwei Läufer mit versetztem Start. Der zweite Läufer holt den ersten Läufer ein und zusammen laufen sie 80% des Rennens.
Mit den Herznoten kenne ich mich nicht so gut aus, aber ich bin mir sicher, dass sie ihren Teil zum Gesamtergebnis beitragen.

Die derzeitigen durchschnittlichen Bewertungen von H/S bei 8,5 kann ich unterschreiben.

Zu den Anlässen:
Der passt unabhängig von der Jahreszeit. Durch den emotionalen Gehalt, den der Duft für mich trägt, würde ich ihn eher für frischere Tage empfehlen, wo aber auch die Sonne scheint.
Der macht einfach gute Laune, inspiriert, gibt Hoffnung, spendet Wärme. Man fühlt sich, als würde Mutter Erde einen in den Arm nehmen und im Sonnenlicht wiegen und trösten.
Anstatt von ernstem Gepose findet man hier eher etwas flexibles, das trotzdem stark ist. Wie ein Fluss an Wasser, der Stein formt. Es ist nichts übermäßig starres, eher etwas flexibles, das aber nicht entwurzelt werden kann.

10 Antworten
DomiExplore vor 4 Monaten 8 14
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Karsa Orlong im Flakon
Karsa Orlong, noch ein Jungspund als er im Alter von fast 80 Jahren seinen Stamm
verließ, um seine eigene "Hero's Journey" zu erleben.
Die Ananas im Lapidus pour homme aus dem Jahre 1987 erweckt in mir dieses Gefühl.
Lange vor der wohl berühmtesten Ananas Kopfnote aller Zeiten hinterließ Martin Gras hier
einen Prototyp erster Klasse.

Karsa - eine über 2,20m große, muskelbepackte Kampfmaschine fast so breit wie ein
Mann hoch ist. Immun gegen die moderne Magie (moderne Parfümeriekunst), fordert
Götter zum Kampf heraus und gewinnt auch gerne mal. Trägt ein Schwert bei sich,
das 3 normale Männer nicht tragen könnten. Gekleidet in Fell von Bhederin, Büffel
3x so groß wie uns bekannte. Unangefochtenes Selbstbewusstsein, schon mit Arroganz
verschmelzende Attitüde.

Karsa Orlong hat 4 Lungen und läuft tagelang zum Spaß. Riesige Raubtiere verfolgen
ihn tagelang durch mosige Kiefer- und Eichenwälder, nur um beutelos und erschöpft, zum Tode verurteilt, die Jagd abbrechen zu müssen.
Am Ende dieser erfolglosen Jagd gönnt sich Karsa eine Pause und isst Wurzeln um
seine Libido wieder zu erhöhen. Während er nach Wurzeln gräbt, reißt er Tabakpflanzen aus, hin und wieder fliegen auch Mosfetzen mit Maiglöckchen und Jasmin drauf umher. Diesen schenkt er allerdings
keine Beachtung. Er steht normalerweise mehr auf tierische Nahrung, die Pflanzen
sind für ihn mehr wie ein Snack.

Karsa's Haut ist so dick, dass selbst die übergroßen Bienen der Raraku-Wüste ihn nicht
davon abhalten können, sich ihren wunderbar animalisch duftenden Honig einzuverleiben und sich daraufhin damit
einzuschmieren um seine Wunden zu heilen und seine Haut gegen die Trockenheit zu schützen.

Sandelholz und Zeder sind in dieser Komposition wie "bloodwood oil" für Karsa, sie geben
ihm die nötige Stimulation um zum Berserker zu werden.
14 Antworten
DomiExplore vor 6 Monaten 6
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Blau und doch Immergrün
Der Vintage-Liebhaber hat vermutlich einiges an der nun klassisch gewordenen BdC DNA auszusetzen. Der Duft ist der Inbegriff der Modernität. BdC in der EDP Konzentration ist ein Duft der trotz blauem Thema eine "immergrüne" Komposition ist. Das heißt, durch seine Massentauglichkeit und seinem nicht zu herausforderndem Profil ist er immer und überall anwendbar. Das kann man nun auch positiv oder negativ bewerten, je nach individueller Einstellung.

Mir persönlich gefällt er für die Arbeit sehr gut. Ich habe hier pro Arbeitstag mit 200 oder mehr Menschen zu tun. Mein Arbeitsalltag ist nicht allzu abwechslungsreich und meine individuelle Kreativität nicht gefordert. Wo Individualität nicht gefordert ist, passt ein "Blauer" eben gut. Und das ist nicht irgendein Blauer, sondern "DER" Blaue.

Er wird niemanden stören, keine großen Statements machen in einem Umfeld, wo man nur ein kleines Rädchen im Getriebe darstellt. Trotzdem gefällt er vielen und wird eine positive Dufterinnerung und auch Assoziation hinterlassen.

Man kann gegen die Modernität wettern wie man möchte, aber wir sind. jetzt. hier.
Und hier und jetzt funktioniert Bleu de Chanel EdP einfach gut.
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