Duft1Ende

Duft1Ende

Rezensionen
Duft1Ende vor 5 Jahren 2
10
Flakon
7
Haltbarkeit
9
Duft
Mein breitestes Lächeln
Ein Hauch von moosfrischem Tag und weichem Mondlicht im Morgengrauen vernebelt meine Sinne. Schwache Noten von nassem Holz und aufbrechendem Waldboden ziehen vorbei. Wo bin ich, wie kam ich hierher? Ich weile mitten auf einem licht bewaldeten Hügel in einer unbekannten Gegend. Der Wind summt ein helles Lied, gibt gemeinsam mit Laub und Gräsern ein subtiles Konzert. In der Ferne, in zartgrauen Tönen mit silbrig schimmernder Silhouette, erkenne ich einen weiteren Hügel. Weiter unten Nebelschwaden. Um mich herum altes, knöchernes Laubgehölz, von Flechten besetzt seit ewig. Der Lichtsaum um den großen Hügel wird intensiver und wieder höre ich Fetzen einer entfernten Melodie. Hell, leicht, aus einer vergessenen Zeit und doch irgendwie vertraut. Ähnlich vertraut wie diese scheinbar ursprüngliche Natur, kraftvoll, beeindruckend, im Gleichgewicht.

Wieder ertönt von weit dieses Lied, jetzt klarer, deutlicher. Ich spüre einen Luftzug hinter mir, drehe mich um, höre eine Stimme, sphärisch wie Echo. Was ich wahrnehme, kann ich nicht einordnen, bewerten. Die Eindrücke sprengen all meine bisherigen Erfahrungen. Ich fühle mich fast als Kind, nehme alles auf. Wieder weht der Wind Klänge an mein Ohr die mich scheinbar in Bann ziehen. Wieder spüre ich einen Luftzug gleich einem leichten Wirbel in dessen Zentrum ich mich befinde. Blätter bewegen sich, der Morgendunst tanzt mit. Was fast schon gespenstig wirkt, lässt mich erstaunlich gelassen. Es ist die Stimme, mittlerweile mehrfach überlagert im Wechselspiel mit dem Wind. Ein Wispern, flüsternd, vertraut auch ohne ein Wort zu verstehen. Ich kenne dich, aber erkenne dich nicht. In der Zwischenzeit ist es hell geworden. Im Morgentau glitzern Spinnweben, die Stimme lokalisiere ich nun im Dunst unten im Tal.

Ich stapfe über den weichen Waldboden hinab in den Nebel. Es zieht mich, habe dafür keine Erklärung. Nahezu magisch magnetisch bewege ich mich Schritt für Schritt zielstrebig ins weiße Nichts, neugierig wie noch nie. Und wieder streicht der Wind um mich und haucht mir meinen Namen ins Ohr. Jetzt erkenne ich die Stimme. Es ist meine Lieblings-Fee. Der Nebel lichtet sich und ehe er sich zur Gänze verzieht, ist mir auf einmal seltsam warm. Ich bin kurz geblendet und wache mit einem breiten Lächeln auf.
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Duft1Ende vor 5 Jahren 13 2
Der Kampf des Lächelns
Wenn im November das bunte Herbstlaub längst die Vielfalt der Farben verloren hat, nur noch braun verfärbt und nass dem Grau des Nebels die Basis mimt, dann umarmt mich eine innere Kälte auf die ich gerne verzichten könnte. Jeden Morgen raubt das Bett meinem Kopf den Willen die Füße raus ins Leben zu schicken. Ich will das nasse Grauen gar nicht sehen. Ein Glück, dass meine Basis bereits ein Eigenleben entwickelt hat und nicht immer der Obrigkeit folgt. Bleischwer ziehen meine blanken Flossen Furchen auf dem Weg ins Bad. Der Hals scheint unendlich lang, als ob mein Kopf das Kissen nie verlassen hat.
So schlurfe ich in die Dusche, drehe fast apathisch den Kaltwasserhahn auf und wecke unsanft, mit kalten Güssen, meinen unwilligen Geist. Der tut ganz erschreckt und lässt erst einmal das Wasser stoppen. Halb wach, abgekühlt und nass bin ich jetzt dem Draußen ein gleichwertiger Gegner, denke, nein hoffe ich für einen Moment. Meine Arme ziehen das Rollo hoch und schon auf halber Höhe erkennen meine Augen die Dunkelheit, realisieren die Naivität des Geistes, die unerfüllte Hoffnung auf eine, wenn auch nicht starke, so zumindest trotzige Reaktion meiner Psyche auf dieses farblose Trauerspiel. Aber sowohl Stärke wie auch Trotz fallen erst einmal aus. Doch einfach so aufgeben geht auch nicht, längst ist ein Hauch zu viel Leben in mir.
Also begegne ich der morgendlichen, sich wiederholenden Farbabstinenz mit einem guten Schluck Fatalismus. Ach guck mal, es graut schon, wie schön. Ein Lächeln fällt schwer, will erst in dem kurzen Moment gelingen als sich der Geist der Manipulation bereits bewusst ist, die Gesichtsmuskulatur aber vom Reiz welcher die Augen so niederschmetternd getroffen hat, noch keine Kenntnis erlangt hat und deswegen dem Fatalismus hilflos gegenübersteht, ja regelrecht überrumpelt wird. Sieh an, ein Lächeln zwinkert mir mein Spiegelbild zu. Nur kurz, dann lässt das getürkte Signal nach, die Wangen begrüßen die Schwerkraft, ich muss also ohne heiteren Gesichtsausdruck den Rest meiner Morgentoilette erledigen. Das fällt leichter bei Musik, also schalte ich das Radio ein. Nicht ohne kurz einen Blick auf die Uhr geworfen zu haben. Der Wetterbericht wäre jetzt kontraproduktiv.
Nach erfolgter äußerlicher Renovierung muss meine Körperspannung vom kalten, blaugrauen Bereich in den Betriebsmodus gebracht werden. Ein intensives Grün ist das erklärte Ziel. Die angestrebte Koordination von Armen und Beinen startet ruppig. Als ob Synchronisation ein Fremdwort wäre, führen meine Extremitäten einen Tanz auf, der einer Forderung für die Freiheit jeder einzelnen Körperzelle gleichkommt. „Zeitgleich“ mischt sich mein Kontrollorgan ein und „rhythmisch“. Dank einer Spur Kaffeearomas steigt die Konzentration und mit ihr wächst der Einfluss auf meine Steuerung. Die Bewegungen erfolgen nun annähernd geordnet, die Gesichtsmuskulatur erkennt die Arbeit der Kollegen mit einem Lächeln an. Derart motiviert hangelt sich mein Zustand in Richtung blasses Mint. Einer kurzen Entspannungsphase folgt nun der finale Anlauf auf ein freudiges, wenn auch unzutreffendes „guten Morgen, mein Hübscher“.
Ausreichend dressiert gelingt mir die Überführung in den angestrebten Modus. Körper und Geist ziehen nun gemeinsam Kreise. Nonchalant sehe ich über bekannte und längst akzeptierte kleine Ungereimtheiten hinweg. Man kennt sich. Entschlossen geht es hinaus, das nasse Grau dringt nur bedingt an mich heran. Die kühle, saubere Luft strömt tief in meine Brust und verströmt ausgeatmet kondensierte, zarte Beweise meiner Energie. Ich freue mich auf die Aufgaben des Tages. Das geht nicht jedem so. Zahlreiche Artgenossen denen das Licht und die Wärme zu fehlen scheint, bezeugen dies mit verkrampftem, nach vorn gebeugtem Gang. Bewaffnet mit Mantel, Mütze, Schal, fast schon uniform, huschen sie an mir vorbei. Mit einem Lächeln versuche ich die Unterkühlten zu erwärmen. Doch plötzlich kommt ein Strahlen zurück. Als ob die Sonne den Nebel durchdringt, direkt in meinem Inneren Atomkerne vereint und so meine Wahrnehmung revolutioniert. Abgebrannt ist die Kälte, farbverschoben das Grau. Ich fühle mich Caron.

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