22.05.2020 - 06:05 Uhr
Fittleworth
89 Rezensionen
Fittleworth
Top Rezension
52
Früher war alles besser!
Warum nur, warum müssen Düfte, die einmal wirklich gut waren und sich großer Beliebtheit erfreuten, durch Reformulierungen verschandelt werden?
Auf diese Frage habe ich bislang keine Antwort gefunden.
Vielleicht drängt es ja den einen oder anderen Parfumeur, den eigenen Namen mit dem eines großen oder wenigstens erfolgreichen Duftes zu verbinden …?
Vielleicht sind Reformulierungen auch eine Anpassung an immer absurdere Vorschriften ...
Vielleicht glaubt das Management dieses oder jenes Duftherstellers, eine Mode bedienen zu müssen, indem Düfte an einen Trend angepasst werden, der langweilige Glätte und Einförmigkeit zur Kunstform erhebt.
Vielleicht möchte sich ja auch der eine oder andere Duftdesigner in Erinnerung bringen ...?
Vielleicht vermischen sich all diese Gründe, und vielleicht ließe sich die grassierende Reformulierungswut auch noch ganz anders erklären …
Eau de Rochas Homme war in seiner ursprünglichen Version von 1993 ein heller, zitrischer Duft, der eine enorme luzide Frische ausstrahlte.
Eine omnipräsente Zitrone, die unsüß und sehr natürlich das Leitmotiv dieses Duftes verkörperte, eröffnete die Kopfnote, die wunderbar und behutsam ergänzt wurde durch Basilikum, jedwede möglicherweise vorhandene Süße zähmend.
Limette, Mandarine und Bergamotte unterlegten abrundend, aber sehr zurückhaltend diese dominante Kombination aus Zitrone und Basilikum.
Eine angenehme Kühle, um nicht zu sagen Kälte, die wie das klare Wasser eines Bergbachs wirkte, wurde von den dezent beigefügten Aldehyden beigesteuert.
Das war großartig, das war wunderbar.
Die Herznote der Ursprunsgversion von 1993 setzte sich zusammen aus einem sehr gelungenen Zusammenspiel blumiger Noten, wobei sich vor allem Gartennelke, Jasmin und Maiglöckchen mit der weiterhin sehr präsenten Zitrone und dem frisch-kühlen Basilikum verbanden. Blumig wurde der Duft dabei zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen ergänzten die enthaltenen blumigen Ingredienzien die zitrische Kopfnote um eine feine, aber dennoch präsente, beinahe gläsern grüne Nuance, die noch einmal die zitrischen Komponenten hervorhob und betonte.
Die Basisnote erdete den Duft gekonnt mit Amber, vor allem aber mit Eichenmoos.
Vetiver und Zeder waren in Anklängen wahrzunehmen, wurden aber noch immer von der sehr ausdauernden Zitrone überstrahlt.
Diese herbe, zitrische Ausdauer war sehr wahrscheinlich auf die Aldehyde zurückzuführen, machte den Duft aber im wahrsten Sinne des Wortes in jeder Hinsicht zu einem Dauerbrenner. Die Haltbarkeit war für einen zitrischen Duft enorm und lag bei etwa 6-7 Stunden, bevor der Duft hautnah wurde.
Aus mir unerklärlichen Gründen wurde dieser rundum gelungene, sehr beliebte Duft dann 2015 reformuliert.
Dafür verantwortlich war Giles Romey, der bereits die Ursprungsversion von 1993 geschaffen hatte.
Ich würde ihn gern fragen, welche Gründe ihn veranlassten, seinen eigenen, wirklich ganz hervorragenden Duft so zu verschandeln …
In der reformulierten Version von 2015 setzt sich die Kopfnote aus Bergamotte, Zitrone, Limette und Mandarine zusammen.
Es fehlen, im Vergleich zur ursprünglichen Version von 1993, nun Basilikum, Zitronenverbene und die Aldehyde.
Das führt dazu, dass diese Kopfnote weder über die Frische noch über die anhaltende Ausdauer der ursprünglichen Version verfügt. Die zitrische Kopfnote ist nun deutlich süßer, sehr viel weniger frisch, vor allem aber fehlt ihr die glasklare, funkelnde, kristallene Kühle der älteren Ausgabe.
Es fehlt die Einzigartigkeit, durch die sich die Version von 1993 von anderen zitrischen Düften abhob.
Die Herznote des reformulierten Duftes ist nun eine komplett andere als die der Ursprunsgversion.
Sorgten in der Ausgabe von 1993 blumige Noten in Verbindung mit strahlender Zitrik für Tiefe, Volumen, für einen hellen, frischen, transparenten Duft, so hat man in der reformulierten Variante diese blumigen Noten einfach durch Kiefer und Beifuß ersetzt. Koriander ist geblieben, scheint aber kaum wahrnehmbar, und das hier nun hinzukommende Basilikum kann sich gegen die Kiefer ersichtlich nicht durchsetzen.
Mir scheint, dass die deutlich schwächere Zitrik der reformulierten Version die Verbindung der Kopfnote zur Herznote bei weitem nicht so gekonnt herstellen kann wie in der Ursprungsversion von 1993.
Der reformulierten Version von 2015 fehlt die Kraft, die frische Kühle, die Transparenz, die kristallene Schärfe.
Das lässt sich auch nicht dadurch beheben, dass die Basisnote gleich geblieben ist – jedenfalls auf dem Papier. Ich persönlich finde die Basisnote ebenfalls schwächer, dumpfer und kurzlebiger als die der Ursprungsversion.
Ich möchte an dieser Stelle die Ingredienzien der beiden Versionen dieses Duftes noch einmal gegenüberstellen, damit ein Vergleich möglich ist:
Eau de Rochas Homme (1993)
Kopfnote: Aldehyde, Basilikum, Bergamotte, Limette, Mandarine Zitrone, Zitronenverbene
Herznote: Freesie, Gartennelke, Jasmin, Koriander, Maiglöckchen, Rose, Veilchen
Basisnote: Amber, Eichenmoos, Moschus, Vetiver, Zeder
Eau de Rochas Homme (2015)
Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Limette, Mandarine
Herznote: Koriander, Basilikum, Kiefer, Beifuß
Basisnote: Amber, Moschus, Eichenmoos, Vetiver, Zeder
Diese Veränderungen, ja der völlige Austausch der Herznote in Verbindung mit der konsequenten und unschönen Beschneidung der Kopfnote führen dazu, dass man zwei entfernt ähnliche, de facto aber sehr verschiedene Düfte miteinander vergleichen muss.
Nein, der reformulierte Duft von 2015 ist nicht mehr der ursprüngliche Duft von 1993!
Ich gestehe der Version von 2015 durchaus eine entfernte Ähnlichkeit mit der Ausgabe von 1993 zu, aber es ist definitiv nicht der gleiche Duft.
Betrachtet man unvoreingenommen, wie viele Bestandteile des ursprünglichen Duftes bei der Reformulierung weggelassen wurden (Aldehyde, Zitronenverbene, Basilikum in der Kopfnote, Freesie, Gartennelke, Jasmin, Maiglöckchen, Rose, Veilchen in der Herznote), um durch einige wenige neue ersetzt zu werden (Kiefer, Beifuß, Basilikum in der Herznote), so kann man schon allein daran erkennen, dass es sich nicht mehr um einen identischen Duft handeln kann.
Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass der reformulierte Duft, der nur noch ein schwacher Schatten seiner Ursprungsversion ist, noch immer unter dem gleichen Namen vertrieben wird.
Es ist nicht mehr derselbe Duft!
Bedauerlicherweise scheint es nahezu unmöglich zu sein, die Ursprungsversion von 1993 aufzutreiben. Solltet ihr also noch einen Rest dieses grandiosen Duftes besitzen, schätzt euch glücklich und genießt ihn.
Ich besitze noch einen Flakon der Version von 1993, doch leider geht der Inhalt bedenklich zur Neige ...
Tempi passati.
Auf diese Frage habe ich bislang keine Antwort gefunden.
Vielleicht drängt es ja den einen oder anderen Parfumeur, den eigenen Namen mit dem eines großen oder wenigstens erfolgreichen Duftes zu verbinden …?
Vielleicht sind Reformulierungen auch eine Anpassung an immer absurdere Vorschriften ...
Vielleicht glaubt das Management dieses oder jenes Duftherstellers, eine Mode bedienen zu müssen, indem Düfte an einen Trend angepasst werden, der langweilige Glätte und Einförmigkeit zur Kunstform erhebt.
Vielleicht möchte sich ja auch der eine oder andere Duftdesigner in Erinnerung bringen ...?
Vielleicht vermischen sich all diese Gründe, und vielleicht ließe sich die grassierende Reformulierungswut auch noch ganz anders erklären …
Eau de Rochas Homme war in seiner ursprünglichen Version von 1993 ein heller, zitrischer Duft, der eine enorme luzide Frische ausstrahlte.
Eine omnipräsente Zitrone, die unsüß und sehr natürlich das Leitmotiv dieses Duftes verkörperte, eröffnete die Kopfnote, die wunderbar und behutsam ergänzt wurde durch Basilikum, jedwede möglicherweise vorhandene Süße zähmend.
Limette, Mandarine und Bergamotte unterlegten abrundend, aber sehr zurückhaltend diese dominante Kombination aus Zitrone und Basilikum.
Eine angenehme Kühle, um nicht zu sagen Kälte, die wie das klare Wasser eines Bergbachs wirkte, wurde von den dezent beigefügten Aldehyden beigesteuert.
Das war großartig, das war wunderbar.
Die Herznote der Ursprunsgversion von 1993 setzte sich zusammen aus einem sehr gelungenen Zusammenspiel blumiger Noten, wobei sich vor allem Gartennelke, Jasmin und Maiglöckchen mit der weiterhin sehr präsenten Zitrone und dem frisch-kühlen Basilikum verbanden. Blumig wurde der Duft dabei zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen ergänzten die enthaltenen blumigen Ingredienzien die zitrische Kopfnote um eine feine, aber dennoch präsente, beinahe gläsern grüne Nuance, die noch einmal die zitrischen Komponenten hervorhob und betonte.
Die Basisnote erdete den Duft gekonnt mit Amber, vor allem aber mit Eichenmoos.
Vetiver und Zeder waren in Anklängen wahrzunehmen, wurden aber noch immer von der sehr ausdauernden Zitrone überstrahlt.
Diese herbe, zitrische Ausdauer war sehr wahrscheinlich auf die Aldehyde zurückzuführen, machte den Duft aber im wahrsten Sinne des Wortes in jeder Hinsicht zu einem Dauerbrenner. Die Haltbarkeit war für einen zitrischen Duft enorm und lag bei etwa 6-7 Stunden, bevor der Duft hautnah wurde.
Aus mir unerklärlichen Gründen wurde dieser rundum gelungene, sehr beliebte Duft dann 2015 reformuliert.
Dafür verantwortlich war Giles Romey, der bereits die Ursprungsversion von 1993 geschaffen hatte.
Ich würde ihn gern fragen, welche Gründe ihn veranlassten, seinen eigenen, wirklich ganz hervorragenden Duft so zu verschandeln …
In der reformulierten Version von 2015 setzt sich die Kopfnote aus Bergamotte, Zitrone, Limette und Mandarine zusammen.
Es fehlen, im Vergleich zur ursprünglichen Version von 1993, nun Basilikum, Zitronenverbene und die Aldehyde.
Das führt dazu, dass diese Kopfnote weder über die Frische noch über die anhaltende Ausdauer der ursprünglichen Version verfügt. Die zitrische Kopfnote ist nun deutlich süßer, sehr viel weniger frisch, vor allem aber fehlt ihr die glasklare, funkelnde, kristallene Kühle der älteren Ausgabe.
Es fehlt die Einzigartigkeit, durch die sich die Version von 1993 von anderen zitrischen Düften abhob.
Die Herznote des reformulierten Duftes ist nun eine komplett andere als die der Ursprunsgversion.
Sorgten in der Ausgabe von 1993 blumige Noten in Verbindung mit strahlender Zitrik für Tiefe, Volumen, für einen hellen, frischen, transparenten Duft, so hat man in der reformulierten Variante diese blumigen Noten einfach durch Kiefer und Beifuß ersetzt. Koriander ist geblieben, scheint aber kaum wahrnehmbar, und das hier nun hinzukommende Basilikum kann sich gegen die Kiefer ersichtlich nicht durchsetzen.
Mir scheint, dass die deutlich schwächere Zitrik der reformulierten Version die Verbindung der Kopfnote zur Herznote bei weitem nicht so gekonnt herstellen kann wie in der Ursprungsversion von 1993.
Der reformulierten Version von 2015 fehlt die Kraft, die frische Kühle, die Transparenz, die kristallene Schärfe.
Das lässt sich auch nicht dadurch beheben, dass die Basisnote gleich geblieben ist – jedenfalls auf dem Papier. Ich persönlich finde die Basisnote ebenfalls schwächer, dumpfer und kurzlebiger als die der Ursprungsversion.
Ich möchte an dieser Stelle die Ingredienzien der beiden Versionen dieses Duftes noch einmal gegenüberstellen, damit ein Vergleich möglich ist:
Eau de Rochas Homme (1993)
Kopfnote: Aldehyde, Basilikum, Bergamotte, Limette, Mandarine Zitrone, Zitronenverbene
Herznote: Freesie, Gartennelke, Jasmin, Koriander, Maiglöckchen, Rose, Veilchen
Basisnote: Amber, Eichenmoos, Moschus, Vetiver, Zeder
Eau de Rochas Homme (2015)
Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Limette, Mandarine
Herznote: Koriander, Basilikum, Kiefer, Beifuß
Basisnote: Amber, Moschus, Eichenmoos, Vetiver, Zeder
Diese Veränderungen, ja der völlige Austausch der Herznote in Verbindung mit der konsequenten und unschönen Beschneidung der Kopfnote führen dazu, dass man zwei entfernt ähnliche, de facto aber sehr verschiedene Düfte miteinander vergleichen muss.
Nein, der reformulierte Duft von 2015 ist nicht mehr der ursprüngliche Duft von 1993!
Ich gestehe der Version von 2015 durchaus eine entfernte Ähnlichkeit mit der Ausgabe von 1993 zu, aber es ist definitiv nicht der gleiche Duft.
Betrachtet man unvoreingenommen, wie viele Bestandteile des ursprünglichen Duftes bei der Reformulierung weggelassen wurden (Aldehyde, Zitronenverbene, Basilikum in der Kopfnote, Freesie, Gartennelke, Jasmin, Maiglöckchen, Rose, Veilchen in der Herznote), um durch einige wenige neue ersetzt zu werden (Kiefer, Beifuß, Basilikum in der Herznote), so kann man schon allein daran erkennen, dass es sich nicht mehr um einen identischen Duft handeln kann.
Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass der reformulierte Duft, der nur noch ein schwacher Schatten seiner Ursprungsversion ist, noch immer unter dem gleichen Namen vertrieben wird.
Es ist nicht mehr derselbe Duft!
Bedauerlicherweise scheint es nahezu unmöglich zu sein, die Ursprungsversion von 1993 aufzutreiben. Solltet ihr also noch einen Rest dieses grandiosen Duftes besitzen, schätzt euch glücklich und genießt ihn.
Ich besitze noch einen Flakon der Version von 1993, doch leider geht der Inhalt bedenklich zur Neige ...
Tempi passati.
41 Antworten