08.11.2018 - 05:08 Uhr
Yatagan
396 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
65
Giftzahn gezogen
Unkommentierte Düfte No. 129
Reformulierte Klassiker gibt es viele. Etliche wurden dabei ruiniert, den überzogenen Forderungen der IFRA geschuldet. Wenn aber eine neuer Duft so unmissverständlich darauf verweist, dass er sich am Original von 1949 orientiert, dann werden Vintage-Freunde nervös (s. Blog zu den beiden neuen "alten" Moustache-Varianten) und neigen auch mal zu einer überstürzten Blindbestellung.
Inzwischen ist der Duft bei mir und ich vergleiche ihn mit einer älteren Version (s. Moustache Eau de Toilette). Kann das gutgehen?
Natürlich geht das nicht gut, denn auch Moustache von 1949 wurde mehrfach überarbeitet (s. Moustache Eau de Cologne als ältester Schnorres), gezähmt (die Ursprungsversion / das EdC soll noch animalischer gewesen sein als die Variante im kantigen, matten Flakon mit der unzweideutig dunkelgelben Flüssigkeit): es gibt keine wirkliche Referenz. Hinzu kommt, dass auch die letzte auf dem Markt erhältliche Version von Moustache in aller Regel schon einige Jährchen auf dem Deckel haben und somit ein Alterungsprozess beim Duft nicht mehr ausgeschlossen sein dürfte. Das scheint mir auch bei meinem Schnurrbart-Wasser aus den frühen 2000ern der Fall zu sein. Dennoch ist ein Vergleich mit Vorsicht und begrenzter Aussagekraft m.E. möglich.
Außen vor lasse ich die zweite neue Version (Rochas Moustache EdP: s.d.).
Moustache Original 1949 (also der neue da oben) ist - und das schicke ich voraus - aus meiner Sicht gut gelungen. Der Duft ist wie sein Vorgänger durchgängig bergamotte-zitrisch, pudrig (Moschus), hat weitere dezent florale Untertöne, einen Hauch Patchouli und auch eine krautige Komponente (im alten war explizit Basilikum genannt, was auch gut vorstellbar war, außerdem Lavendel, im neuen 1949 ist es nur noch Lavendel, was aber einer verkürzten Darstellung der Inhaltsstoffe geschuldet sein kann). Auffällig war im alten Moustache die süßlich animalische Note, die ich immer auf den angegebenen Honig (fehlt in dieser Version) und den Moschus geschoben habe. Das hat man beim zeitgenössischen Schnurrbart vermieden, was sicherlich eine kluge Entscheidung war, denn ein Schelm, wer damals naheliegende Assoziationen bei der gelben Flüssigkeit äußerte. Moustache war seinerzeit ein markierendes Männchen, heutzutage ist er immerhin maskulin, aber er trägt einen Hipster-Schnurrbart. Ist das schlimm? Nein, ist es nicht, denn ich bin inzwischen der Meinung, dass viele Vintage-Düfte, so sehr ich sie damals (und heute) liebte, unter Zeitgenossen deplatziert wirken würden. Das sagt ein ausgesprochener Liebhaber alter Düfte.
Mit dem distinguierteren Auftritt ist auch eine dezentere Sillage (war allerdings schon immer eher vornehm zurückhaltend) und eine geringere Haltbarkeit (was ein Glück!) verbunden.
Man hat der gelben Schlange also einen Giftzahn gezogen, der zweite aber wurde übersehen (moschuspudriges Zitrus und Bergamotte) und auch diese Mischung ist für heutige Träger(innen?) vielleicht gewöhnungsbedürftig markant.
Übrigens: schönster Flakon aller Zeiten!
Reformulierte Klassiker gibt es viele. Etliche wurden dabei ruiniert, den überzogenen Forderungen der IFRA geschuldet. Wenn aber eine neuer Duft so unmissverständlich darauf verweist, dass er sich am Original von 1949 orientiert, dann werden Vintage-Freunde nervös (s. Blog zu den beiden neuen "alten" Moustache-Varianten) und neigen auch mal zu einer überstürzten Blindbestellung.
Inzwischen ist der Duft bei mir und ich vergleiche ihn mit einer älteren Version (s. Moustache Eau de Toilette). Kann das gutgehen?
Natürlich geht das nicht gut, denn auch Moustache von 1949 wurde mehrfach überarbeitet (s. Moustache Eau de Cologne als ältester Schnorres), gezähmt (die Ursprungsversion / das EdC soll noch animalischer gewesen sein als die Variante im kantigen, matten Flakon mit der unzweideutig dunkelgelben Flüssigkeit): es gibt keine wirkliche Referenz. Hinzu kommt, dass auch die letzte auf dem Markt erhältliche Version von Moustache in aller Regel schon einige Jährchen auf dem Deckel haben und somit ein Alterungsprozess beim Duft nicht mehr ausgeschlossen sein dürfte. Das scheint mir auch bei meinem Schnurrbart-Wasser aus den frühen 2000ern der Fall zu sein. Dennoch ist ein Vergleich mit Vorsicht und begrenzter Aussagekraft m.E. möglich.
Außen vor lasse ich die zweite neue Version (Rochas Moustache EdP: s.d.).
Moustache Original 1949 (also der neue da oben) ist - und das schicke ich voraus - aus meiner Sicht gut gelungen. Der Duft ist wie sein Vorgänger durchgängig bergamotte-zitrisch, pudrig (Moschus), hat weitere dezent florale Untertöne, einen Hauch Patchouli und auch eine krautige Komponente (im alten war explizit Basilikum genannt, was auch gut vorstellbar war, außerdem Lavendel, im neuen 1949 ist es nur noch Lavendel, was aber einer verkürzten Darstellung der Inhaltsstoffe geschuldet sein kann). Auffällig war im alten Moustache die süßlich animalische Note, die ich immer auf den angegebenen Honig (fehlt in dieser Version) und den Moschus geschoben habe. Das hat man beim zeitgenössischen Schnurrbart vermieden, was sicherlich eine kluge Entscheidung war, denn ein Schelm, wer damals naheliegende Assoziationen bei der gelben Flüssigkeit äußerte. Moustache war seinerzeit ein markierendes Männchen, heutzutage ist er immerhin maskulin, aber er trägt einen Hipster-Schnurrbart. Ist das schlimm? Nein, ist es nicht, denn ich bin inzwischen der Meinung, dass viele Vintage-Düfte, so sehr ich sie damals (und heute) liebte, unter Zeitgenossen deplatziert wirken würden. Das sagt ein ausgesprochener Liebhaber alter Düfte.
Mit dem distinguierteren Auftritt ist auch eine dezentere Sillage (war allerdings schon immer eher vornehm zurückhaltend) und eine geringere Haltbarkeit (was ein Glück!) verbunden.
Man hat der gelben Schlange also einen Giftzahn gezogen, der zweite aber wurde übersehen (moschuspudriges Zitrus und Bergamotte) und auch diese Mischung ist für heutige Träger(innen?) vielleicht gewöhnungsbedürftig markant.
Übrigens: schönster Flakon aller Zeiten!
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