21.03.2020 - 17:35 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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CoViD-Kommentare, drittes Stück: Herzoperation.
Auch heute wieder willkommen zurück im Quarantäne-Unterhaltungsprogramm, in dem wir uns diesmal einem Herrenklassiker widmen werden, bei dem im Jahre 2015 (d.h. bevor alle nicht zwingend erforderlichen Operationen eingestellt wurden) eine Herztransplantation vorgenommen wurde. Sein Blumenherz wurde ihm entnommen (möglicherweise war es erkrankt, man weiß das nicht so genau), und ihm wurde ein Kräuterherz eingesetzt. Vielleicht war gerade kein Blumenspenderherz verfügbar. Wir schauen also mal gleich nach, wie es dem Patienten heuer zum fünften Jahrestag dieses schweren Eingriffs so geht.
Ich wollte heute zwar nicht mein Herz spenden gehen, das wollte ich gerne noch etwas behalten, aber Blut, dazu wird ja aufgerufen. Es hat dann doch nicht geklappt, weil man im Blutspendezentrum nur nach vorheriger telefonischer Terminabsprache reingelassen wird, damit die Abläufe schön zackzack sind und die Leute nicht im Wartezimmer dumm rumhängen. Ist ja nicht verkehrt. Ich also wieder zurück, hätte ich auch vorher recherchieren können, meine Schuld. Jetzt hab ich einen Termin für Donnerstag. Auf dem Weg zum Spendezentrum konnte ich aus dem Autofenster und auf den letzten 200 Metern dann zu Fuß ein bisschen beobachten, wie es in Berlin gerade so abgeht. Ich hatte den Eindruck, als wären die Leute ein bisschen vernünftiger geworden in den letzten 24 Stunden, aber vielleicht liegt das auch bloß an der Kälte.
Gerade wurde dann auch gemeldet: Ab heute Nacht null Uhr wird also jetzt auch in der Hauptstadt der Sitz-Bereich der Restaurants geschlossen; heute mittag tafelten da noch alle fröhlich. Und Versammlungen und Veranstaltungen sind nur noch bis zehn Personen erlaubt, nicht mehr wie momentan bis 49. Man hätte natürlich auch Versammlungen insgesamt verbieten können, aber vermutlich hatte man Sorge, das Virus könnte vor dem Bundesverfassungsgericht wegen unverhältnismäßiger Behinderung seiner persönlichen Freiheit klagen. Das hätte eine ganz peinliche Sache werden können. Es kann nicht immer so glimpflich abgehen wie 1962, wo wie durch ein Wunder kein gewiefter Rechtsanwalt der Elbe anlässlich der Sturmflut geraten hat, Verfassungsbeschwerde wegen formal unzulässiger Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit gegen Helmut Schmidt zu erheben. Schließlich waren sowohl dessen Erklärung, mit dem Chaos sei jetzt mal Schluss und er sei der Chef, als auch seine Heranziehung der Bundeswehr zum Flicken der Deiche juristisch nicht ganz koscher.
Mit dem Blutspenden wurde es also nichts, umso mehr Zeit hatte ich für meinen Duft-Test des Tages.
Eau de Rochas (für die Dame) geht mindestens auf das Jahr 1970 zurück, die Herrenversion ist allerdings gar nicht soooo klassisch, sie stammt von 1993. Sie wurde von Gilles Romey, nicht zu verwechseln mit Mitt Romney, geschaffen, der neben mehreren Düften, die kein Aas kennt, immerhin auch den Hermès-Klassiker Rocabar geschaffen hat. Diese Ur-Variante (von Eau de Rochas Homme, nicht von Rocabar) wartete mit einer Kopfnote aus einem grün-gelb-orangenen fröhlichen zitrischen Strauß auf, der von einer Schnur aus Aldehyden zusammengehalten wurde. Das Herz wurde von einem prächtigen Blumenstrauß gebildet, mit allem, wovor ein echter Mann keine Angst hat: Jasmin, Rose, Maiglöckchen, Veilchen, Gartennelke und frisch-freche Freesien. Die Basis war brutalstmöglich herrenklassisch: Vetiver, Eichenmoos, Moschus, Zeder, Amber.
Ein namentlich unbekannter Arzt (vielleicht auch ein Kollektiv) hat 2015 dann die bereits erwähnte Transplantation vorgenommen, bei der (immer unter der Annahme, dass die offiziellen Angaben nicht lügen) die klassische Herrenbasis unangetastet blieb und man im Oberteil nur die Aldehyde wegnahm (das zitrische Bukett als solches blieb unangetastet und fällt dann jetzt wohl lockerer auseinander ohne das Bändchen). Das Herz wurde allerdings komplett ausgewechselt. Vorher sechs Blumen, jetzt null. Dafür dreierlei Küchenkräuter - und "Kiefer" was immer das sein mag (Ober- und Unterkiefer? Kiefernholz? Nadeln?). Ich glaube, ich hätte die Veilchen-Maiglöcken-Nummer spannender gefunden, aber leider kenne ich sie nicht. Schade.
Das jetztige Produkt ist sehr frisch, sehr sommerlich, sehr zitrisch (im Auftakt) und wirkt sehr, sehr, sehr herrenklassisch. Muss es bei der Basis und der Kopfnote eigentlich auch. Auch sehr zeitlos. Ich bin, obwohl ich hier viel rumschreibe und schlau tue, auch kein Dufthistoriker und Chefanalytiker, aber ich hätte dem auch ein Geburtsjahr 1961 oder doch jedenfalls 1972 abgenommen. Was soll ich sonst viel darüber sagen. Dass ich geschworen hätte, escht, dass da voll krass Lavendel drin ist. Das pudert richtig. Soll aber angeblich nicht sein. Was soll ich sonst noch sagen? Mir fällt nix mehr ein, weil er mich nicht inspiriert. Schön ist er aber schon. Aber mir irgendwie zu generisch, fast schon zu langweilig. Frau von Spee sieht das anders und ist begeistert. Sie riet zum sofortigen Kauf, und da wusste sie noch gar nicht, dass der bloß 50 Ocken Listenpreis kostet. Jedenfalls solange wie nicht der ganze Alkohol der Parfümindustrie für die Herstellung von Desinfektionsmittel requiriert wird, dann wird's wieder teurer. Woran ich bei dem Duft hier übrigens sofort denken musste, war "Monsieur de Givenchy". Den hab ich vor zwei Jahren getestet und hab insoweit null konkretes Duftgedächtnis, aber den fand ich auch sehr männlich, sehr klassisch, sehr schön und sehr nichtssagend. Liegt aber sicher an mir. Und der Givenchy scheint auch anders zu funktionieren als der Rochas, wenn ich mir meinen damaligen Kommentar anschaue und die Duftpyramiden vergleiche.
Tja, was bleibt nachzutragen? Den Streit um die Haltbarkeit versuche ich salomonisch zu schlichten: Es kommt auf die Dosis an. Zurückhaltend aufgetragen sehr flüchtig, da ist nach zwei bis drei Stunden Ausgangssperre, und die wird auch eingehalten. Dieselt man aber fröhlich, also auf jede Hautstelle mindestens zwei Sprühstöße übereinander (so genanntes "Mono-Layering"), dann gibt das eine schöne satte mindestens achtstündige Persistenz. Vielleicht muss die Haut sich richtig vollsaugen mit dem Zeug.
Für den Namen gibt es vier komma fünf Punkte für die ansprechende Schlichtheit, und weil der Name ebenso klassisch ist wie der Duft. Mehr nicht, denn rein subjektiv gefällt mir der Klang des Wortes "Rochas" nicht. Und dann finde ich, dass der 2015-er sich so stark vom 1993-er unterscheidet (den Bestandteilen nach), dass man einen neuen Namen hätte nehmen sollen. Schließlich auch, weil es 1930 noch gut anging, einen Duft "Monsieur de XY" oder "Eau de XY Homme" zu nennen. Anno 1993 oder 2015 bei einem Anbieter, der auch noch mehrere andere Herrendüfte führt, ist mir das etwas zu kreativitätssparsam. Außer schon der Duft ist so hochoriginell wie "Dior Homme", dann darf der Name auch langweilig sein.
Dank an Yukiko, die sich für die Variante 2015 verbürgt hat, für die Spende.
Bleibt fröhlich!
Ich wollte heute zwar nicht mein Herz spenden gehen, das wollte ich gerne noch etwas behalten, aber Blut, dazu wird ja aufgerufen. Es hat dann doch nicht geklappt, weil man im Blutspendezentrum nur nach vorheriger telefonischer Terminabsprache reingelassen wird, damit die Abläufe schön zackzack sind und die Leute nicht im Wartezimmer dumm rumhängen. Ist ja nicht verkehrt. Ich also wieder zurück, hätte ich auch vorher recherchieren können, meine Schuld. Jetzt hab ich einen Termin für Donnerstag. Auf dem Weg zum Spendezentrum konnte ich aus dem Autofenster und auf den letzten 200 Metern dann zu Fuß ein bisschen beobachten, wie es in Berlin gerade so abgeht. Ich hatte den Eindruck, als wären die Leute ein bisschen vernünftiger geworden in den letzten 24 Stunden, aber vielleicht liegt das auch bloß an der Kälte.
Gerade wurde dann auch gemeldet: Ab heute Nacht null Uhr wird also jetzt auch in der Hauptstadt der Sitz-Bereich der Restaurants geschlossen; heute mittag tafelten da noch alle fröhlich. Und Versammlungen und Veranstaltungen sind nur noch bis zehn Personen erlaubt, nicht mehr wie momentan bis 49. Man hätte natürlich auch Versammlungen insgesamt verbieten können, aber vermutlich hatte man Sorge, das Virus könnte vor dem Bundesverfassungsgericht wegen unverhältnismäßiger Behinderung seiner persönlichen Freiheit klagen. Das hätte eine ganz peinliche Sache werden können. Es kann nicht immer so glimpflich abgehen wie 1962, wo wie durch ein Wunder kein gewiefter Rechtsanwalt der Elbe anlässlich der Sturmflut geraten hat, Verfassungsbeschwerde wegen formal unzulässiger Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit gegen Helmut Schmidt zu erheben. Schließlich waren sowohl dessen Erklärung, mit dem Chaos sei jetzt mal Schluss und er sei der Chef, als auch seine Heranziehung der Bundeswehr zum Flicken der Deiche juristisch nicht ganz koscher.
Mit dem Blutspenden wurde es also nichts, umso mehr Zeit hatte ich für meinen Duft-Test des Tages.
Eau de Rochas (für die Dame) geht mindestens auf das Jahr 1970 zurück, die Herrenversion ist allerdings gar nicht soooo klassisch, sie stammt von 1993. Sie wurde von Gilles Romey, nicht zu verwechseln mit Mitt Romney, geschaffen, der neben mehreren Düften, die kein Aas kennt, immerhin auch den Hermès-Klassiker Rocabar geschaffen hat. Diese Ur-Variante (von Eau de Rochas Homme, nicht von Rocabar) wartete mit einer Kopfnote aus einem grün-gelb-orangenen fröhlichen zitrischen Strauß auf, der von einer Schnur aus Aldehyden zusammengehalten wurde. Das Herz wurde von einem prächtigen Blumenstrauß gebildet, mit allem, wovor ein echter Mann keine Angst hat: Jasmin, Rose, Maiglöckchen, Veilchen, Gartennelke und frisch-freche Freesien. Die Basis war brutalstmöglich herrenklassisch: Vetiver, Eichenmoos, Moschus, Zeder, Amber.
Ein namentlich unbekannter Arzt (vielleicht auch ein Kollektiv) hat 2015 dann die bereits erwähnte Transplantation vorgenommen, bei der (immer unter der Annahme, dass die offiziellen Angaben nicht lügen) die klassische Herrenbasis unangetastet blieb und man im Oberteil nur die Aldehyde wegnahm (das zitrische Bukett als solches blieb unangetastet und fällt dann jetzt wohl lockerer auseinander ohne das Bändchen). Das Herz wurde allerdings komplett ausgewechselt. Vorher sechs Blumen, jetzt null. Dafür dreierlei Küchenkräuter - und "Kiefer" was immer das sein mag (Ober- und Unterkiefer? Kiefernholz? Nadeln?). Ich glaube, ich hätte die Veilchen-Maiglöcken-Nummer spannender gefunden, aber leider kenne ich sie nicht. Schade.
Das jetztige Produkt ist sehr frisch, sehr sommerlich, sehr zitrisch (im Auftakt) und wirkt sehr, sehr, sehr herrenklassisch. Muss es bei der Basis und der Kopfnote eigentlich auch. Auch sehr zeitlos. Ich bin, obwohl ich hier viel rumschreibe und schlau tue, auch kein Dufthistoriker und Chefanalytiker, aber ich hätte dem auch ein Geburtsjahr 1961 oder doch jedenfalls 1972 abgenommen. Was soll ich sonst viel darüber sagen. Dass ich geschworen hätte, escht, dass da voll krass Lavendel drin ist. Das pudert richtig. Soll aber angeblich nicht sein. Was soll ich sonst noch sagen? Mir fällt nix mehr ein, weil er mich nicht inspiriert. Schön ist er aber schon. Aber mir irgendwie zu generisch, fast schon zu langweilig. Frau von Spee sieht das anders und ist begeistert. Sie riet zum sofortigen Kauf, und da wusste sie noch gar nicht, dass der bloß 50 Ocken Listenpreis kostet. Jedenfalls solange wie nicht der ganze Alkohol der Parfümindustrie für die Herstellung von Desinfektionsmittel requiriert wird, dann wird's wieder teurer. Woran ich bei dem Duft hier übrigens sofort denken musste, war "Monsieur de Givenchy". Den hab ich vor zwei Jahren getestet und hab insoweit null konkretes Duftgedächtnis, aber den fand ich auch sehr männlich, sehr klassisch, sehr schön und sehr nichtssagend. Liegt aber sicher an mir. Und der Givenchy scheint auch anders zu funktionieren als der Rochas, wenn ich mir meinen damaligen Kommentar anschaue und die Duftpyramiden vergleiche.
Tja, was bleibt nachzutragen? Den Streit um die Haltbarkeit versuche ich salomonisch zu schlichten: Es kommt auf die Dosis an. Zurückhaltend aufgetragen sehr flüchtig, da ist nach zwei bis drei Stunden Ausgangssperre, und die wird auch eingehalten. Dieselt man aber fröhlich, also auf jede Hautstelle mindestens zwei Sprühstöße übereinander (so genanntes "Mono-Layering"), dann gibt das eine schöne satte mindestens achtstündige Persistenz. Vielleicht muss die Haut sich richtig vollsaugen mit dem Zeug.
Für den Namen gibt es vier komma fünf Punkte für die ansprechende Schlichtheit, und weil der Name ebenso klassisch ist wie der Duft. Mehr nicht, denn rein subjektiv gefällt mir der Klang des Wortes "Rochas" nicht. Und dann finde ich, dass der 2015-er sich so stark vom 1993-er unterscheidet (den Bestandteilen nach), dass man einen neuen Namen hätte nehmen sollen. Schließlich auch, weil es 1930 noch gut anging, einen Duft "Monsieur de XY" oder "Eau de XY Homme" zu nennen. Anno 1993 oder 2015 bei einem Anbieter, der auch noch mehrere andere Herrendüfte führt, ist mir das etwas zu kreativitätssparsam. Außer schon der Duft ist so hochoriginell wie "Dior Homme", dann darf der Name auch langweilig sein.
Dank an Yukiko, die sich für die Variante 2015 verbürgt hat, für die Spende.
Bleibt fröhlich!
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