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Top Rezension
Stilleben mit Basilikum und Limonade
Herrje, fand ich den Flakon scheußlich! Vieles von dem, was die neunziger Jahre zum gestalterisch zweifelhaftesten Jahrzehnt gemacht hat, findet sich hier wieder: Die frivole Unentschlossenheit, geometrische Linien gerade so weit abzurunden, dass es geschmacklos wird; gleichzeitig diese pseudo-natürliche Reliefstruktur auf der Rückseite, welche die in den achtzigern verloren gegangene Haptik per Dekret zurückbringen sollte; der blutarme, möchtegern-schlichte Kitsch der Schriftart; die potthässliche, mattsilberne Kappe in der Form einer beschnittenen Ellipse: Was sollte all das?!
Weder auf den Parfumo-Fotos, noch im örtlichen Müller-Regal konnte mich dieses Ding zum Test verführen. Einmal nahm ich ihn dann doch in die Hand und musste zugeben, dass der Flakon verdammt gut in der selbigen liegt. Und ich sprühte. Es war das bislang einzige Mal, dass mich das haptische Erlebnis eines Parfum-Flakons zum testen bewegt hätte.
Was ich roch, gefiel mir sehr: Sehr exakt in der Schnittmenge vieler klassischer, zitronig-hellgrün-würziger Herrendüfte für die wärmeren Tage des Jahres, ziemlich genau zwischen Diors "Eau Sauvage", Armanis "Eau pour homme" oder auch Chanels "Pour monsieur". Die strahlende, aber nie pieksige, sondern vielmehr leicht angesüßte Zitrone der Kopfnote verfliegt niemals wirklich, sondern legt sich wie ein dünner Sirupmantel um die durchaus kräftigen, frisch-grünen Noten, die das eigentliche Herz dieses Duftes bilden, wobei für meine Nase der Basilikum deutlich dominiert und alle anderen holzigen, krautigen oder moosigen Kollegen unter seinen wulstigen Blättern versammelt und beschirmt. Das alles aber in einer hellen Leichtigkeit, die fast schon an Minze denken lässt (wobei: Wer ein Minzblatt ohne Wrigley's Spearmint-Vorurteil im Kopf zerkaut, fühlt sich umgekehrt ebenso leicht an Basilikum, Thymian oder Salbei erinnert) und angenehm ruhig und gleichmäßig vor sich her strahlt.
Im Gegensatz zu seinen genannten Vorbildern ist die Haltbarkeit zumindest auf meiner Haut überraschend groß und wird von den mickrigen 6 Punkten im Parfumo-Durchschnitt für mein Empfinden nicht korrekt abgebildet. Bei aller Leichtigkeit also ausdauernder als "Pour Monsieur", dichter als "Eau pour homme" und ähnlich gefällig wie "Eau Sauvage" - zum Schleuderpreis. 18 Euro hat es mich gekostet, dieses hässliche Entlein in mein Regal zu holen. Tolle Sache!
Weder auf den Parfumo-Fotos, noch im örtlichen Müller-Regal konnte mich dieses Ding zum Test verführen. Einmal nahm ich ihn dann doch in die Hand und musste zugeben, dass der Flakon verdammt gut in der selbigen liegt. Und ich sprühte. Es war das bislang einzige Mal, dass mich das haptische Erlebnis eines Parfum-Flakons zum testen bewegt hätte.
Was ich roch, gefiel mir sehr: Sehr exakt in der Schnittmenge vieler klassischer, zitronig-hellgrün-würziger Herrendüfte für die wärmeren Tage des Jahres, ziemlich genau zwischen Diors "Eau Sauvage", Armanis "Eau pour homme" oder auch Chanels "Pour monsieur". Die strahlende, aber nie pieksige, sondern vielmehr leicht angesüßte Zitrone der Kopfnote verfliegt niemals wirklich, sondern legt sich wie ein dünner Sirupmantel um die durchaus kräftigen, frisch-grünen Noten, die das eigentliche Herz dieses Duftes bilden, wobei für meine Nase der Basilikum deutlich dominiert und alle anderen holzigen, krautigen oder moosigen Kollegen unter seinen wulstigen Blättern versammelt und beschirmt. Das alles aber in einer hellen Leichtigkeit, die fast schon an Minze denken lässt (wobei: Wer ein Minzblatt ohne Wrigley's Spearmint-Vorurteil im Kopf zerkaut, fühlt sich umgekehrt ebenso leicht an Basilikum, Thymian oder Salbei erinnert) und angenehm ruhig und gleichmäßig vor sich her strahlt.
Im Gegensatz zu seinen genannten Vorbildern ist die Haltbarkeit zumindest auf meiner Haut überraschend groß und wird von den mickrigen 6 Punkten im Parfumo-Durchschnitt für mein Empfinden nicht korrekt abgebildet. Bei aller Leichtigkeit also ausdauernder als "Pour Monsieur", dichter als "Eau pour homme" und ähnlich gefällig wie "Eau Sauvage" - zum Schleuderpreis. 18 Euro hat es mich gekostet, dieses hässliche Entlein in mein Regal zu holen. Tolle Sache!
8 Antworten
Augusto vor 5 Jahren
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Dank TheDrake habe ich einen Vintage erstehen können in der viel kleineren 30 ml-Größe. Der liegt wirklich fantastisch in der Hand und wirkt bei allem Kitsch irgendwie eben doch nicht billig.
FvSpee vor 6 Jahren
Vertriebsmitarbeiterpokal. Wenn nach dem Lesen dieses Kommentars mir jemand das Ding vor die Nase gehalten und es mir für 100 angeboten hätte, hätte ich es ohne Test gekauft. Da niemand hier war, bleibt nur Merkliste.
Yatagan vor 6 Jahren
Wunderbar jetzt für den Sommer und ein schöner Klassiker.
Helena1411 vor 6 Jahren
Der Duft klingt vielversprechend! Der Flakon...nun ja, ist halt drumherum. Deswegen einen ganz ohne halb-geometrisch-verschnörkelte Reliefs, sondern schlicht in Gold gehaltenen Pokal!
Parma vor 6 Jahren
Ich hatte bei meinen beiden Tests immer einen störenden Duschgelvibe mit dabei und bevorzuge deshalb das sehr gute Original.
Elmar vor 6 Jahren
Sowas macht Spaß zu lesen!
SchatzSucher vor 6 Jahren
Ein toller Kommentar zu einem tollen Duft. Preis-Leistung stimmen hier wirklich. Den Flakon finde ich jetzt nicht so übel. Da gibt es wesentlich schlimmere. Der Duft, den ich auch in der alten Version kenne, ist für 25 Grad aufwärts ideal. Wird Zeit, daß er mal wieder zum Einsatz kommt.
Ttfortwo vor 6 Jahren
Dafür gibt's als erstes mal einen Das-Leben-ist-eigentlich-zu-kurz-um-sich-mit -hässlichen-Dingen-zu-umgeben-aber-es-gibt-Ausnahmen--Pokal. Ach ja, und einen Buch-nicht-Umschlag-usw-Du-weißt-schon-Pokal auch. Der hässlichste Flakon, den ich habe, ist mit einem fantastisch fetten und rauen Donnerchypre gefüllt, Aigners Explosive nämlich. Und der stammt aus den 80ern.

