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vor 4 Jahren - 29.02.2020
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Eine Nassrasur alter Schule - oder: Heute war ich beim Barbier

Samstag – Endlich Wochenende. Was für verrückte Wetterkapriolen, denn es ist draußen ein echtes „Sau-Wetter“. Erinnert auch an April-Wetter. Erst Sonne, dann urplötzlich verdunkelt sich drohend der Himmel und es gießt wie aus Eimern. Der Wind pustet mir fast die Mütze vom Kopf. Sturmböen, fast in Orkanstärke, schütteln förmlich das Haus..

Gut, das ich heute sonst nichts draußen tun muß- Da fällt mir ein, ich habe heute den Termin beim Barbier.

Auch in unsere verschlafene ländliche Gegend hat sich (endlich) ein Barbier getraut und für mich fast um die Ecke, nur 15km entfernt, seinen Barber-Shop aufgemacht. Da freue ich mich schon seit Tagen drauf. Es steht eine Nassrasur alter Schule und Form an! Bedeutet konkret, so wie es ursprünglich mal Generationen von Männern getan haben: Mit dem Rasiermesser! Ich „traue“ mir Zuhause bis dato nur den „Hobel“ zu, selbigen an mein Gesicht zu lassen um den immer wiederkehrenden Bartwuchs zu „bekämpfen“ .-)

Der Barbier-Laden ist mit wunderbaren Barber-Stühlen ausgestattet. In der Launch-Ecke, wo ich noch kurz warten soll, erwarten den Kunden Ledersessel und 2er Couches. Eine kleine Bar-Theke wo man Kaffee oder andere Getränke ordern kann. Zeitungen und ein (leider) immer und überall anzutreffendes T V. Kurz, alles sehr gemütlich und einladend. Nach ein paar Minuten werde ich schon von einem jungen Mann abgeholt, der mich auch rasieren wird. Im Rasier-Stuhl (Sessel) Platz genommen werde ich gefragt, wie und was ich wünsche. Dann wird mir ein warmes Handtuch um das Gesicht gelegt und ich werde sanft nach hinten, in eine leicht horizontale Liegeposition gehebelt. O, das tut gut….. nach ein paar entspannenden Minuten wieder in Sitzposition gebracht, wird ein erstklassig geschlagener Rasier-Schaum aufgetragen. Selbiger darf auch wieder einige Minuten einwirken.

Dann geht es ans „Eingemachte“. Das Rasiermesser wird gezückt, am an der Wand hängenden ledernen Streichriemen geschärft und los geht’s. Mit gekonnten, perfekten Bewegungen werde ich rasiert. Das ist gar nicht so einfach bei mir, da ich einen kurz gehaltenen, schmalen Bart trage, welcher saubere Konturen erfordert und korrekt ausrasiert werden will. Auch unter der Lippe usw. Dazu benutzt der Barbier das übliche 6/8 bzw. 5/8 Messer. Für die Oberlippe und dem Ohransatzzwischenraum benutzt der Barbier ein extra schmales Messer. Wirklich gekonnt und ohne irgendwelche „Ecken“ zu hinterlassen. –Ein kurzes Abtupfen mit den zuvor in kaltes Wasser getauchten Händen, damit die Poren der Haut sich wieder schließen nach der Wärme, dann wird ein Aftershave-Balm aufgetragen und einmassiert. Wow- das tut so gut. Meine Haut entspannt und ich fühle mal vorsichtig darüber. Glatt ist kein Ausdruck. Eine Eisfläche ist stumpf dagegen… .-) Alsbald greift der junge Mann zu einer Art Gabel. Diese könnte einem Fondue entliehen sein .-) Darauf wird Watte aufgerollt . Diese dann mit einem Spray- ich vermutete später etwas reiner Alkohol- und angezündet. Auf meinen sichtlich erstaunten (erschrockenen?)Gesichtsausdruck hin, meinte der junge Mann scherzhaft „ Jetzt machen wir Kebab“ ???? …. ABER- es ist nur eine kleine, eher glimmende Flamme geblieben mit welcher er mit gekonnten kurzen „Schlägen “ meinen Ohrhaaren zu Leibe rückt, sprich, diese abbrennt. Riecht wie beim Hähnchen- vielleicht erinnert der ein oder andere von Euch an diesen Geruch, als man noch selbst schlachtete und dann die Restfedern vom Rupfen über einer offenen Flamme abbrannte. Als das „Hähnchen“ ,also ich, fertig gefackelt war, wurde ich nochmals leicht mit dem AS-Balm „nachgebalmt“.

Eine rundum tolle Sache! Der Service, die ganze Rasur hat mich zum Wiederkommen überzeugt. So macht Rasieren Spaß, genauer, rasiert zu werden. Wenn ich zurückdenke, dass meine Großväter es nicht anders kannten, natürlich Zuhause, selbst mit dem Rasiermesser Hand an ihren Bart zu legen. Ich überlege für die“ Sonntags-Rasur“ auch ein Messer (Solinger Machart) zu kaufen. Eine solche Nassrasur mit dem Messer hat doch etwas Nostalgisches…

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