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vor 5 Jahren - 29.03.2019
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Der Geruch der Trauer

Ich möchte hier ein paar Gedanken mit Euch teilen. Oft werden Düfte ja in Kategorien wie Büro, Freizeit, Ausgehen etc. eingeteilt, eines meiner täglichen Einsatzgebiete habe ich aber noch nie in so einer Liste gesehen: Tod und Trauer.

Das Thema mag abschreckend klingen, ist aber durchaus Wert darüber zu reden.
Ich habe beruflich jeden Tag mit Tod und Trauer zu tun. Ich bin Tierbestatter, was sich mittlerweile gar nicht mehr so stark von einem "normalen" Bestatter unterscheidet. Der größte Unterschied liegt letztlich darin, dass wir ausschließlich die Kremierung anbieten. Beratungen und Trauergespräche führen wir genauso ausführlich (und einfühlsam) wie alle anderen auch. Wir wissen was der Tod eines Tieres, das ja auch ein Familienmitglied ist, in den Menschen auslösen kann und kennen eigentlich jede kleine Nuance davon. Trotzdem ist jeder Einsatz anders. Allen Gemeinsam ist jedoch, dass wir Nähe und Vertrauen aufbauen müssen, auch um den Menschen den Abschied im besten Fall ein klein wenig erträglicher zu machen. Denn wenn wir kommen, wird es endgültig, real und bedeutet wortwörtlich sein geliebtes Tier gehen lassen zu müssen.

Und hier spannt sich der Bogen zu einer Form des Duftmarketing. Wir müssen sehr abwägen welchen Duft wir tragen können. Manche schwören darauf gar keine Düfte zu tragen, ich persönlich sehe das allerdings anders. Lange Gespräche mit einer befreundeten Psychologin haben mich dann auch in meiner Meinung bestärkt. Der erste Eindruck, den man von einem Menschen gewinnt, wird auch stark durch die Nase bestimmt. Wir sagen ja nicht von ungefähr "Man kann sich nicht riechen". Dazu kommt, dass wir regelmäßig die Individualdistanzen unterschreiten (müssen), z.B. beim Umbetten des Tieres .

Laute, aufdringliche Düfte sind also schon mal ein absolutes NoGo. Gut geeignet dagegen sind warme, sinnliche Düfte, die Nähe schaffen können. Dabei sollte aber im besten Fall keine Nuance zu stark hervortreten, damit dieser Geruch sich nicht mit dem Trauererlebnis verknüpft. Ein wenig Frische und "Sauberkeit" im Duft sind auch nicht verkehrt.
Welche Bestandteile eines Duftes sind aber nun (nachweislich) für diesen sehr speziellen Einsatz geeignet? Ich zähle mal die wichtigsten auf:
Benzoe beruhigt und kann entspannend wirken, Moschus kann sehr sinnlich wirken, Patchouli kann sinnlich und entspannend wirken, Vanille beruhigt, kann Nähe schaffen und sinnlich wirken,Ylang Ylang siehe Vanille, Zedernholz wirkt warm und tröstend, Zimt kann entspannend und sinnlich wirken. Es gibt natürlich noch viele andere, aber die hier genannten sollen erst mal ausreichen,

Für mich persönlich finde ich den Amouage Reflection sehr geeignet. Hier treten keine Bestandteile krass in den Vordergrund. Aventus und Silver Mountain Water gehen ebenfalls sehr gut. Aber auch die "Mainstreamer" sind recht gut geeignet da sie Vertraut wirken können. Man kennt den Duft halt. Als Beispiele hier 1 Million, Sauvage oder Rochas Man,

Ein weiterer Grund warum ich eigentlich nicht auf einen Duft verzichten möchte ist, dass der Tod einen sehr eigenen Geruch haben kann der lange in der Nase bleibt und sich gefühlt überall festsetzt. (Das ist aber ein anderes Thema über das ich vielleicht auch noch mal was schreibe) Hier hilft ein netter Duft wirklich um sich auch selber wohler zu fühlen und sich ein wenig abgrenzen zu können. Außerdem mag ich gute Düfte einfach, auch wenn die Verwendung Teilweise sehr gut überlegt sein will.

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