Parfum Reviews und Influencer im Wandel der Zeit – Teil 1
Warnung:
Dieser Beitrag kann wie immer Spuren von Humor, Ironie, Sarkasmus und
Satire enthalten. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen,
oder Personen die real existiert haben, nun aber -aus welchen Gründen
auch immer – dies nicht mehr tun, sind rein zufällig, gewollt oder
ungewollt.
Für Risiken und Nebenwirkungen übernehme ich keine Haftung, sollten Sie sich angesprochen fühlen, fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.
Vorwort:
Jeder kennt sie- die Influenzer und Parfumreviewer. Man kann sie lieben oder hassen, das spielt hier aber keine Rolle. Beschäftigt hat mich die Frage, wie ein Review im Laufe der Zeit wohl ausgesehen hat bzw. haben könnte. Dazu habe ich mich auf eine kleine Zeitreise begeben und Euch das Ein oder Andere mitgebracht. Aufgrund der Länge aufgeteilt in zwei Teile.
Lassen
wir zuerst, losgelöst von der Zeit, den Parfümeur sprechen:
Jean
Kerleo :„Nun,
wie immer dem auch sei, der Duft und auch das Parfum regen zum
Träumen an. Sie provozieren Gefühle. Man kann sogar sagen, sie
bewegen unsere Psyche. Sie lassen einen grauen Tag fröhlicher
erscheinen, so, wie eine neue Frisur oder ein neues Kleid. Sie
vervollständigen etwas in ihnen. Aber sie sind vor allem dazu da,
das Leben schöner zu machen. Ja, genau das ist es. Denn dort wo es
keine Düfte und keine Parfums gibt, gibt es auch keine Träume und
damit keine Zukunft mehr.“
Beginnen
wir nun die Reise in Mesopotanien ca. 2000 vor Christus.
Im Gilgamesch-Epos finden wir folgenden Review:
„Ein Schüttopfer
spendete ich auf dem Gipfel des Berges: Sieben und abermals sieben
Räuchergefäße stellte ich hin, in ihre Schalen schüttete ich
Süßrohr, Zedernholz und Myrte. Die Götter rochen den Duft, die
Götter rochen den wohlgefälligen Duft, die Götter scharten sich
wie Fliegen um den Opferer.“
(Beschrieben bei Lohse-Jasper „Parfum. Eine sinnliche Kulturgeschichte“ 2005 )
Danach
habe ich lange Zeit nichts spannendes mehr gefunden. Weiter geht es
daher in der ersten Hälfte der 1800er Jahre.
Der damals sehr
bekannte Influenzer Charles
Baudelaire (1821 – 1867) sagte einmal „Wenn die Schönheit nicht
mehr genügt, muss sie durch Geruch gewürzt werden.“
Weiterhin ist überliefert, dass er gerne und oft die damals verpönten Amber- und Moschusdüfte trug. Würde er heute noch leben wäre er mit Sicherheit Teil der tollen Parfumo-Community.
Da
es noch kein Internet gab musste er alles mit Tinte und Feder auf
Papier bringen. Dies tat er mit Vorliebe mit parfümierter Tinte.
Sein „Les Fleurs du Mal“ schrieb er z.B. komplett mit diesem
„Stoff“. Dieser Gedichtband soll übrigens die Inspiration zu
einem sehr ähnlich klingenden Parfum gewesen sein.
Hier
ein paar seiner Reviews:
Es
gibt Düfte, frisch wie Kinderwangen
Süss wie Oboen, grün wie
junges Laub
Verderbte Düfte, üppige, voll Prangen
Wie
Weihrauch, Ambra, die zu uns im Staub
den Atemzug des Unbegrenzten
bringen
Und unserer Seele höchste Wonnen singen
Bei
ihm habe ich auch das erste „unboxing“ in einem Review gefunden:
So
starke Düfte gibt's, daß sie den Stoff bezwingen,
Mit ihrer
feinen Kraft Glas und Kristall durchdringen.
Ein Kästchen öffnest
Du aus fernem Morgenland,
Des Schloß nur knirschend weicht in
mürrischem Widerstand,
Vielleicht
auch einen Schrein in längst verlaßnen Räumen
Voll schwerer
Moderluft, drin Staub und Spinnweb träumen,
Da liegt ein alt
Flakon, das Deiner sich entsinnt,
Draus eine Seele strömt und
sprudelnd überrinnt.
Schmetterlingspuppen
gleich tausend Gedanken schliefen,
Sanft schauernd wie im Traum in
Nächten schweren, tiefen,
Nun bebt ihr Flügelpaar, hebt sie zu
Flug und Tanz,
Gold und azurgefärbt und spiegelnd rosigen Glanz.
(Aus „Das Flakon“)
Hast
du, mein Leser, je nach Schwelgerart
Inbrünstiglich
und langsam eingesogen
Den
Weihrauchduft im dunkeln Kirchenbogen,
Den
Moschushauch, den treu ein Kissen wahrt?
(Aus „Der Duft“)
Später
dann, 1877 bis 1962, lebte der Influenzer Hermann Hesse, der
ebenfalls seine Reviews auf Papier unter die Leute bringen musste.
Hier sein Review zu einem Rosenduft:
„Der
Duft der Rose nimmt dich in einen süßen Bann, der rührt dich
liebkosend leise, wie eine Liederweise, mit Ahnung voller Schönheit
an, ist ohne Gleichnis rein und zart: du kannst es nicht ermessen,
fühlst nur ein süß Verlangen und eine süße Gegenwart“.
1955
Einer, der hier nicht fehlen darf lebte von 1899 – 1974. Obwohl er um 1922 als Parfumverkäufer arbeitete, um sein Studium zu finanzieren, schreib er erstaunlich wenig über Düfte. Das ist aber nicht ganz so tragisch, erfreute und erfreut er uns doch mit Werken wie seiner „Sachlichen Romanze“, „Das fliegende Klassenzimmer“, „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“ oder „Drei Männer im Schnee“. Die Rede, Ihr habt es ja schon erkannt, ist von Erich Kästner.
Hier zwei kurze Reviews aus seinem Werk "Die 13 Monate"
„Ein
Erntewagen schwankt durchs Feld.
Im
Garten riecht's nach Minze und Kamille.
Man
sieht die Hitze. Und man hört die Stille.
Wie
klein ist heut die ganze Welt!
Wie
groß und grenzenlos ist die Idylle ... „
(Der August)
„Das
ist ein Abschied mit Gerüchen
aus
einer fast vergessenen Welt.
Mus
und Gelee kocht in den Küchen.
Kartoffelfeuer
qualmt im Feld. „
(Der September)
Einen
der Bekanntesten Influenzer dürfen wir nicht vergessen. Er lebte von
1909 – 1979.
Wer
kennt nicht seine berühmte Einleitung: „Noch n Review“
Die
Rede ist natürlich vom duften Heinz Erhardt, dessen Reviews mich
immer am meisten erfreuten. Selbst seine Verrisse sind über alle
Maßen Lesenswert, wie dieser:
Wie
wundervoll ist die Natur !
Man
sieht so viele Blüten,
auch
sieht man Schafe auf der Flur
und
Schäfer, die sie hüten.
Ein
leises Lied erklingt im Tal:
der
müde Wandrer singt es.
Ein
süßer Duft ist überall,
nur
hier im Zimmer stinkt es !
1985
... schrieb Patrick Süsskind ein sehr langes und ausführliches Review, dass wohl das bekannteste überhaupt ist und sogar verfilmt wurde. Hier kann man wohl vom Vorgänger der Youtube Reviewer sprechen. Da ich das Werk als bekannt voraussetze, gehe ich hier nicht weiter darauf ein.
Im Gleichen Zeitraum, bis in die 2000er lebte und wirkte Terry Pratchett, der eher für seine Verrisse von Parfums bekannt wurde. Hier nur zwei seiner Reviews:
Nicht einmal ein schweres Gewicht, das aus großer Höhe herabfiel, konnte eine so nachhaltige Wirkung entfalten wie der von der Person ausgehende Geruch.
( Aus „Alles Sense“)
Man
kann nur mit einer Analogie beschreiben, welche Auswirkungen der
Geruch von Ankh-Morpork auf eine nicht daran gewöhnte Nase hat.
Nehmen Sie Schottenstoff und bestreuen Sie ihn mit bunten Konfetti.
Beleuchten Sie ihn anschließend mit einem Stroboskop. Besorgen Sie
sich dann ein Chamäleon. Setzen Sie es auf das Tuch. Beobachten Sie
es genau. Sehen Sie?
(Aus „Licht der Fantasie“)
An dieser Stelle unterbreche ich und verweise auf den Zweiten Teil der Reise, der bald folgen wird. Dafür habe ich Bernhard Grizmek kurz auferstehen lassen ;-)
Ich hoffe dass diese Reise durch die Revies der Zeit Euch nicht zu sehr gelangweilt hat, falls doch: Ihr spart Euch dadurch heute Abend eine Schlaftablette ;-)