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vor 8 Jahren - 02.04.2016
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​Ramon, Simone, Jul und Mad(alina), Maria Candida und die anderen - Esxence 2016 in Mailand Teil 1

Es ist Samstag spaeter Abend und ich sitze an meinem Computer und versuche, die Eindruecke von meinem heutigen Besuch auf der Esxence zu ordnen. Das ist leichter gesagt als getan, denn zum einen bin ich nach meinem 6-stuendigen Duftmarathon doch etwas muede und zum anderen ist es gar nicht so leicht, die vielen Eindruecke und Erfahrungen, die ich heute gemacht habe und die mir jetzt im Kopf herumschwirren zu ordnen und in Worte zu packen. Aber ich will es 'mal versuchen.

Also die Esxence ist grosskalibrig, das gleich vorweg. Wer sich mit Parfums beschaeftigt, findet hier sein Duftnirvana. Ueber 200 Aussteller aus aller Welt oder fast, ich habe nur mitbekommen, dass zumindest Europa, Amerika und Asien vetreten waren, wobei die meistgesprochene Sprache sicher franzoesisch war. Unter den Ausstellern waren so bekannte Namen wie Caron, Castle Forbes, Etat Libre d'Orange, Maìtre Parfumeur et Gantier, Mancera, Montale, Nicolai Parfumeur, Odin New York und Ramon Molvizar. Aber was will das schon heissen, auf all meinen bisherigen Besuchen habe ich jedes Mal kleine unbekannte Parfumhaeuser kennengelernt, die mit Sicherheit offener und erzaehlfreudiger sind als die allseits bekannten Namen (uebrigens sind kleine Parfumhaeusser grundsaetzlich grosszuegiger im Verteilen von Duftproben).

Aufgrund der grossen Zahl an Ausstellern hatte ich mich bereits am Vorabend meines Besuches auf der Webseite der Esxence informiert, welche mir bekannten Namen vertreten sein wuerden und natuerlich sprang mich sofort der Name Ramon Molvizar an, der Createur von Black Cube. Seit Wochen sehe ich dieses Parfum unter den Spitzenkandidaten der Parfumo-Dufthitparade und schon das allein genuegt, um ein gewaltiges Interesse an diesem Duft zu wecken. Und nach dem Lesen der ueberschwaenglichen Kommentare und sauguten Bewertungen wird aus dem Interesse geradezu ein Zwang, Black Cube endlich unter die eigene Nase zu bekommen. Aber zurueck zu meiner Vorbereitung am Vorabend meines Besuches. Ich glaube, bei einer so grossen Fuelle an Parfumhaeusern ist es ratsam, sich eine olfaktorische Road Map zurechtzulegen. Meine sieht immer so aus, dass ich mir einen grossen Namen aussuche, dem ich einen Besuch abstatten werde und mich ansonsten mehr den unbekannten Namen widme. Dieses Jahr hatte ich besonderes Glueck, da ich gleich mehrere Newcomer kennenlernen konnte, die noch nicht einmal auf Parfumo.de verzeichnet sind.

Heute morgen puenktlich um 10:30 Uhr war es dann soweit, ich ueberschritt die Schwelle des Duftnirvanas namens Esxence, meine persoenliche Road Map im Kopf und die sah vor, gleich zum Stand von Ramon Molvizar zu gehen (ehrlich gesagt bin ich ziemlich schnell gelaufen, erstens weil ich als guter Deutscher auf "Wer zuerst kommt, malt zuerst" getrimmt bin und weil ich zweitens vor dem grossen Massenansturm da sein wollte, um auch ein Proebchen von Black Cube abzukriegen). Von wegen, wer zuerst kommt..., der Stand von Molvizar war zwei Minuten nach Oeffnen der Tore bereits belagert. Zuerst sah ich nur Leute, aber als sich ab und zu die Reihen lichteten fiel mein Blick auf Praesentationstische mit ziemlich hochwertigen und futuristisch gestalteten Flakons, in denen teilweise Flocken aus Blattgold herumschwammen. Und waehrend ich so wartete, bekam ich mit, dass die Besucher auf die Frage nach Proben zwar unverzueglich beduftete Becher unter die Nase gehalten bekamen, ansonsten aber nur mit einem Kopfschuetteln belohnt wurden. Auch egal, dachte ich mir, dann darf ich Black Cube zumindest einmal riechen. Nach weiteren Minuten des Wartens kam ich dann an die Reihe. Normalerweise nehme ich als Einstieg immer Parfumo.de., ich erklaere kurz, was das ist (meine ganze persoenliche Kurzformel ist immer " A German Fragrantica.com", da weiss dann auch der Begriffstuzigste Bescheid worum es geht). Ja und dann zeige ich natuerlich immer meine Seite mit meiner Parfumsammlung und meinen Kommentaren. Das kommt immer gut an, das gibt mir einen sehr professionellen Eindruck und erhoeht die Bereitschaft meines Gespraechspartners, mit Proben rauszuruecken. Das war auch bei dem jungen Mann von Molvizar nicht anders. Und als ich ihm dann noch das Ranking von Black Cube am heutigen Samstag zeigte und sagte, ich moechte unbedingt in Ruhe einen Kommentar darueber schreiben, da hatte ich auch schon eine 3 ml (in Worten DREI MILILITER) Spuehprobe in der Hand. Und weil er das mit dem Kommentar schreiben ganz toll fand, habe ich zur Strafe auch noch eine Spruehprobe der Duefte Goldskin und Precious bekommen. Die Besucher nach mir bekamen wieder nur die bedufteten Becher unter die Nase gehalten. Tja Leute, wuerdet Ihr 'mal Kommentare schreiben.

Naechste Anlaufstelle war der Stand von Jul et Mad. Bis vor wenigen Wochen war mir dieser Name voellig unbekannt. Darauf gestossen bin ich durch die Suche nach einem Sommerduft, der nicht zitrisch, aber dennoch frisch und langanhaltend sein sollte. Irgendwann war ich mir dann sicher, Aqua Sextius von Jul et Mad musste es sein. Mad hat nichts mit verrueckt zu tun, sondern ist die Kurzform von Madalina, der weiblichen Haelfte von Jul et Mad, waehrend die maennliche Haelfte besagter Jul ist. Zwei Power-Typen, die mich mit ihrer froehlichen Lebhaftigkeit sofort eingenommen haben. Bisher haben sie sieben Duefte auf den Markt gebracht, die sich in zwei Linien einteilen, zum einen "Les Classiques" (Stilettos on Lex, Terasse a St Germain, Amour de Palazzo und Aqua Sextius) und zum anderen "Les Whites" (Nea, Nin-Shar und Garuda); bei allen Dueften handelt es sich um Extraits de Parfum. Um meine Nase nicht zu ueberfordern habe ich mir Aqua Sextius aufspruehen lassen, obwohl ich es in meiner Sammlung habe. Ich wollte mir aber von den beiden persoenlich vom Duft erzaehlen lassen, von der Absicht dahinter. In Aqua Sextius haben Jul et Mad so ziemlich alle Duftnoten hinein, die mit Frische assoziiert werden, saemtlichen Zitrusfruechte (Bergamotte, Zitronen, Orangen, Grapefruecht), Minze, Eukalyptus, gruene und aquatische Noten. Und herausgekommen ist nicht etwa ein wirres Sammelsurium, sondern ein Frischeduft mit einer erstaunlichen Entwicklung und einer noch erstaunlicheren Haltbarkeit. Ich kann Aqua Sextius nur jedem Fan von Frischedueften empfehlen.

Zu diesem Zeitpunkt brauchte ich eine Pause und die brauche ich jetzt auch. Meine Augen sind schwer und meine Nase unbrauchbar. Im zweiten Teil werde ich dann ueber meine interessanten Neuentdeckungen berichten. Also bis dahin!

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