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Fittleworths Blog
vor 8 Jahren - 24.05.2016
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Das Leben ist nicht gerecht

Als ich heute las, daß Zoras Kätzchen erlöst werden mußte, traf mich das wie ein Schlag.

Ich kannte das kleine Fellnäschen nur von Fotos.

Dennoch ...

Auch ich habe auch ein Katerchen, und ich habe mich heute fast den ganzen Tag lang an ihm festgeklammert. Seinem Schnurren gelauscht. Mit Argusaugen darüber gewacht, ob er sich so verhielt wie immer.

Ich habe ihm heute noch mehr Aufmersamkeit gewidmet als sonst.

Das Leben ist ungerecht.

Wir verlieren, was wir lieben.

Immer.

Das steht fest. Und wir können nichts dagegen tun. Wie sehr wir uns auch aneinander klammern, wir werden einander verlieren. Auch mein Katerchen Findus wird eines Tages gehen. So, wie mein Katerchen Moritz vor zehn Jahren ging.

Und nein - man gewöhnt sich nie daran. An den vernichtenden Schmerz, die Fassungslosigkeit, das Entsetzen, die unendliche Trauer.

Es spielt keine Rolle, ob ein geliebter Mensch von uns geht oder ein geliebter Weggefährte mit vier Pfoten.

Es ist ungerecht!

Warum muß das so sein? Warum nur?

Ich frage mich das immer und immer wieder. Eine Antwort erhalte ich nicht. Da ist nur Schweigen.

Heute nun habe ich verstanden, wie wenig Zeit uns eigentlich bleibt. Wie leichtsinnig wir diese Zeit oftmals vertun, vergeuden, verschwenden. Dabei sollten wir sie doch nutzen; wir sollten sie vor allem dazu nutzen, denen ganz nahe zu sein, die wir lieben. Und wir sollten denen, die wir lieben, das auch sagen. Und wir sollten es ihnen nicht nur sagen, wir sollten es ihnen zeigen.

Viel öfter und deutlicher, als wir es gewöhnlich tun.

Wir haben so wenig Zeit.

Wie belanglos werden alle Streiterein angesichts dieser Tatsache. Wie unwichtig wird alles, was uns doch eben noch so bedeutsam erschien, in jenen Augenblicken, in denen wir um einen geliebten Menschen bangen. Oder um einen geliebten Weggefährten mit vier Pfoten.

Dann lernen wir, was wirklich wichtig ist. Was wirklich zählt.

Lacht über mich, wenn ihr wollt, steinigt mich, wenn ihr müßt, aber heute ... heute habe ich alter Spötter, ich hartgesottener Atheist ... gebetet.

Und ich habe begriffen, daß wir auf Erden zu wenig Zeit haben, um sie im Streit um Nichtigkeiten zu vergeuden.

Ich habe mir fest vorgenommen, von nun an keine Zeit mehr zu vergeuden. Ich habe mir fest vorgenommen, jede Minute mit meinem Findus und mit meinem Papa so bewußt zu erleben, wie es nur möglich ist.

Ich glaube, es ist die einzige Möglichkeit, die Angst zu besiegen.


"Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben!"

Cicero

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