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vor 9 Jahren - 27.08.2015
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Kirchen, Paläste und ... Düfte

Einer der Höhepunkte unserer Reise rund ums Baltikum sollte St. Petersburg werden.

Ich versprach mir dort nicht nur sehenswerte Kulturgüter, sondern war auch sehr neugierig auf die Parfümerien dieser riesigen Stadt.

St. Petersburg hat, so teilte uns unsere russische Reiseleiterin Olga mit, inzwischen etwa 5 Millionen Einwohner. Die Stadt, gegründet 1703 von Peter dem Großen, liegt im äußersten Nordwesten Rußlands, an der Mündung der Newa und damit am östlichen Ende des Finnischen Meerbusens.

Benannt wurde die Stadt übrigens nicht nach Peter dem Großen, sondern nach dem Schutzheiligen des Zaren, nämlich nach dem Apostel Simon Petrus.

Mehr als 200 Jahre lang trug sie den Namen St. Petersburg, dann wurde sie nach dem Ausbruch des I. Weltkrieges in Petrograd umbenannt.

Nach dem Tode Lenins erfolgte im Jahre 1924 ein weiterer Namenswechsel - die Stadt hieß nun Leningrad.

Meersklima prägt das Gesicht der Stadt, der strenge Duft des Salzwassers ist allgegenwärtig. Die Sommer sind in der Regel eher kühl, und das verwundert nicht - St. Petersburg liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Oslo, Stockholm, die Südspitze Grönlands und der südliche Teil Alaskas.

Überhaupt scheint Wasser das Lebenselixier dieser Stadt zu sein. Kanäle durchziehen sie, zweigen von der Newa ab, die breit und gewaltig in Richtung Ostsee fließt.

Ein durchdringender Geruch nach Wasser überlagert die Straßen im Zentrum. Dieser Geruch changiert ... mal sind es die Fluten der Newa, die kühl und frisch durch die Kanäle jagen und dem Sommer in St. Petersburg eine unverwechselbare, einzigartige Duftnote verleihen. Dann wieder weht der Wind von West oder Nordwest und bringt das schwere, harte Aroma des selbst im Hochsommer eisigen Salzwassers aus dem Finnischen Meerbusen mit ...

Kirchen, Paläste, Kanäle über Kanäle ... die Innenstadt ist geichsam das Venedig des Nordens.

In den Kirchen, sei es nun in der Erlöserkirche oder der Isaak-Kathedrale, wird man vom massiven Duft des Weihrauchs beinahe erschlagen. Ein wenig zu viel des Guten, wie mir schien.

Die Innenstadt hat sich auf Touristen eingestellt, jedoch nicht in dem Maße, wie es erwartbar gewesen wäre. Sicher, den üblichen Touristenkitsch kann man an jeder Ecke für teures Geld erwerben. Alles andere hingegen sucht man vergeblich.

Ich suchte, neugierig wie ich nun einmal bin, nach Parfümerien; wollte mir das Angebot anschauen, etwas stöbern, immer in der Hoffnung, den einen oder anderen unbekannten Duft zu entdecken.

Immerhin wurden ja hier auf Parfumo schon einige russische Düfte vorgestellt und kommentiert ...

Leider war mir kein Erfolg beschieden.

Ich fand gerade mal drei Parfümerien. Kleine, lieblos eingerichtete Läden, deren Angebot wirklich nur als dürftig bezeichnet werden kann.

"Rifgosch" (die russische, lautmalerische Wiedergabe von "Rive Gauche") nennt sich eine Kette, in deren Geschäften westliche, importierte Düfte verkauft werden. Für unsere russische Reiseleiterin, mit der ich mich auch über dieses Thema unterhielt, waren diese Läden der Abglanz der großen, weiten Welt.

Die dort angebotenen Parfüms sind übrigens so teuer, daß sich kaum ein Russe diesen Luxus leisten kann.

Auf meine Frage nach russischen Düften reagierte Olga mit Unverständnis. So etwas, meinte sie, habe es früher mal gegeben ... heute fände man das höchstens noch in billigen Drogerien.

Wer nun wissen möchte, wie Russen riechen ... nun, das ist ein etwas heikles Thema.

Im Allgemeinen scheint der Gebrauch von Düften eher belächelt zu werden, und da dieselben wirklich sehr teuer sind und importiert werden müssen, fällt jeder auf, der sich beduftet ...

Weitverbreitet ist ein Odeur, das sich aus Tabak, Alkohol und (doch, es ist kein Vorurteil!) Knoblauch zusammensetzt.

Die alten russischen Düfte, nach denen ich suchte, scheinen jedenfalls nicht mehr in Gebrauch zu sein ...

Ich fiel olfaktorisch also auf.

Angenehm natürlich, wie mir wiederholt versichert wurde ... denn ich hatte angesichts des scharfen Windes, der zu jeder Jahreszeit durch St. Petersburg fegt, einen etwas kräftigeren Duft aufgelegt. Ich trug einen Tag lang "Colonia Essenza" von Acqua di Parma, und an den anderen drei Tagen "Barberia - Agua de Colonia Concentrada" von Alvarez Gomez.

Eine gute Entscheidung, denn andere, dezentere Düfte mit geringerer Sillage und Haltbarkeit wären im wahrsten Sinne des Wortes im Winde verweht ...

Das Angebot in den schwerbewachten Geschäften der Kette "Rifgosch" umfaßt, soweit ich das beurteilen kann, ein sehr, sehr kleines Sortiment der gängigen, allseits bekannten Mainstream-Parfüms.

Ich war ein wenig enttäuscht, hatte ich doch gehofft, so etwas wie "Russisch Juchten" in hierzulande unbekannten Duftversionen zu entdecken ...

Nun, ich tröstete mich damit, die Altstadt St. Petersburgs zumindest zu einem Teil durchwandert und dabei zwar keine unbekannten, interessanten Düfte, aber doch viele kulturelle und historische Glanzlichter dieser riesigen Stadt gesehen zu haben.

Die Dufteindrücke aus den Straßen und Kanälen St. Petersburgs und aus den pompösen Gärten des Katharinen-Palastes in Zarskoje Selo kann ich zwar nicht mit euch teilen, aber dafür habe ich euch einige Bilder mitgebracht ...

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