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vor 6 Jahren - 03.07.2018
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Tausendundeine Nacht

Von Indien aus fuhren wir per Schiff weiter nach Westen und legten zwei Tage später im Hafen von Muskat an.

Oman ...

Wüste, Meer, schroffe und trockene Gebirgszüge und eine weiße Stadt wie aus dem Märchenbuch.

Eine saubere Stadt, so blitzsauber und gepflegt, wie ich das bisher nur von Singapore kannte ...

Der Oman, wie ich ihn erlebt habe, besitzt einen ganze eigenen Duft.

Es ist eine für unsere Nasen ungewöhnliche, aber nicht unangenehme Mischung aus Salzwasser, Sand, trockenem, sonnengedörrten Felsgestein und ... Blumen.

Muskat wird grün, und immer noch grüner, denn auf Wunsch des Sultans Qabus ibn Said werden in der Hauptstadt mehr und mehr Gärten und Parks angelegt. Diese müssen intensiv bewässert werden, wofür der bei den Omani sehr beliebte Sultan erhebliche MIttel bereitstellt.

Wie uns unser Guide fröhlich wissen ließ, hat sich vor allem wegen dieser Grünanlagen der Geruch Muskats in den vergangenen Jahren verändert. Alles wirkt, so seine Worte, grüner und frischer, vor allem, wenn der ständige, manchmal sehr heftige Wind durch die Straßen der Stadt fegt. Der Sand, den er mitbringt, wird nun aufgefangen, gefiltert durch ausgedehnte Dattelpalmenhaine und Hecken.

Interessant fand ich, daß die unzähligen Dattelpalmen, von denen nahezu jede Straße und jede Gasse gesäumt wird, einen dezenten, ziemlich süßen Geruch verströmen, wenn ihre Früchte zu reifen beginnen - in Muskat scheint dies eines der verbreitetsten Aromen zu sein ...

Ich weiß, daß die Parfums der Marke "Amouage" im Oman, genauer gesagt in der Hauptstadt Muskat hergestellt werden. Leider stand das "Amouage Visitor's Centre" nicht auf unserem Reiseplan, doch die Düfte dieser Marke werden nahezu überall in der Hauptstadt angeboten.

Man sollte sie jedoch ausschließlich in entsprechend zertifizierten Geschäften testen und erwerben, denn in den Souks / Basaren Muskats, vor allem in Hafennähe, versuchen pfiffige, zumeist indische Händler, unbedarften Touristen "garantiert echte Amouage-Parfums" zu "unglaublich günstigen" Preisen aufzuschwatzen ..."Nur heute, Madam, nur heute, das sind die letzten beiden Flakons, die ich habe ... einmalige Gelegenheit!"

Düfte von Amouage entsprechen nicht meinem Beuteschema, daher war ich nicht sonderlich interessiert daran, sie zu erschnuppern, obwohl ich sie in vielen Auslagen seriöser Geschäfte beäugen konnte ...

Bei der unsere Tour durch Muskat abschließenden Besichtigung der Großen Moschee ("Sultan-Qabus-Moschee"), die ein wunderschönes Bauwerk voller Licht, Luft, Weite und Eleganz ist, begann ich dann jedoch ein wenig zu verstehen, was so viele Duftbegeisterte an orientalischen (und oft recht schweren, süßen, opulenten) Bouquets fasziniert ...

Die Moschee ist ein Meisterwerk orientalischer Baukunst, streng nach uralten Vorgaben errichtet.

Zu einem solchen Entwurf passen nur Düfte, die dieses Konzept widerspiegeln.

Mithin müssen es Düfte von großer Opulenz, ja beinahe schon Erhabenheit sein; raumgreifende Düfte, die für sich beanspruchen, der Weite und Schönheit gerecht zu werden, die man dem kargen Wüstenboden abgerungen hat.

Dort, und nur dort wirken solche Düfte natürlich, angemessen, schön und vollkommen.

Muskat wird mir in Erinnerung bleiben als ein Ort der Helligkeit, Weite, des Windes, der Blumen - und der üppigen, schweren Düfte ...

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