Genoveva

Steinige Schwarzerde schluckt noch den bitteren Schrei. Will die Nacht nicht aufgeben, murmelt schläfrig. Es drängt und drängt aber etwas, will ins Außen, will sich entfalten, bricht Schicht um Schicht, strebt unermüdlich lichtwärts. Schiebt winzige Blattspitzen, die sich in zartem Grün färben, sobald die Sonne sie berührt. Wächst und wird kräftiger, saugt jeden Tautropfen wonnig auf, erblüht schließlich ganz und gar in selbstvergessener Pracht. Gesichter nähern sich, Stimmen flüstern leise, entfernen sich gelösten Schrittes...

*

Jedes Jahr sind sie für mich ein Wunder, die ersten Frühlingsboten.
Der Garten meiner Kindertage hatte eine Krokuswiese. Es gab nichts Schöneres!
Der Duft selbst ist holzig, warm, etwas rauchig mit wunderbar zarten, sehr dezenten blumigen Anklängen.
Danke an Floyd für die Möglichkeit, diesen besonderen Duft zu testen!

Sie stehen erschöpft am Rand des Vulkans. Starren in die graue Tiefe, die seltsam an ihnen zieht. Suchen Rotes, ersehnen ein Grollen, blicken sich in die Augen, die in Erwartung von Angst schon fiebrig werden. Halten sich an den Händen, atmen staubige Luft, rauchig, mineralisch, treten einen Schritt zurück, schauen sich um, ob da wer kommt, ob da wer spricht, sind schließlich allein mit der Tiefe, die so tröstlich scheint und es ist so still um sie, dort, wo gerade noch ein Sturm in ihnen aufzog, wollen sie der Angst entgegentreten, etwas überwinden, von dem sie nicht wissen, was es eigentlich ist. Der Augenblick muss bedeutungsschwer sein, etwas in ihnen aufreissen und dann heilen, ja danach suchen sie, dass ihnen wer sagt, dass sie hier sind und dass es gut werden kann, sie warten darauf wie Kinder. Der Wind nimmt zu, rüttelt an Beinen, der Abgrund will sie nicht, stößt sie zurück und sie sagen erleichtert, dass es Zeit für den Abstieg ist.

Du bist da.
Du bist es nicht.
Ich kann dich spüren, deine Präsenz füllt ja den Raum um mich.
Ich singe. Eine kleine freundliche Melodie.
Sehr leise steigen die Töne auf, fallen wieder herab, verteilen sich und verebben schließlich.
Der Nebel hat sich mehr und mehr genähert, er verändert alle Form.
Ich sehe meine Hände, die Füße am Boden erahne ich nur durch vorsichtige Schritte.
Die Luft um mich fühlt sich weich an und ich weiß nun sicher, dass du da bist, schemenhafte Gestalt, dahinten bei den tanzenden Birken mit ihrem schimmernden Elfenhaar.
Der Nebel hat uns diesen Raum geschenkt, hier sind wir sicher.
Ich gehe auf dich zu, durch feuchte Schleier, zarte Gespinste.
Ich gehe und gehe bis auch meine Konturen sich lösen, ein vages Zittern, eine Spiegelung, da sind sie wieder, die leise, freundlichen Töne, diesmal antwortest du mir.

Danke an @Can777 für die Möglichkeit, diesen besonderen Duft kennenzulernen.

Der junge Fuchs steht im Sonnenlicht.
Sein schwarzes Fell ist durchzogen von Silber.
Er lässt mich nicht aus den Augen, verfolgt jede meiner Bewegungen, das spüre ich.
Meine Hand öffnet sich zeitlupenbehutsam, es vergehen Minuten, dann endlich ahne ich seine Präsenz, samtig federnde Schritte.
Er frisst hastig, die weichen Lippen streifen mich zart.
Er ist verschwunden, noch ehe ich die Hand wieder schließe...
Sie riecht nach Fell und warmer Haut, seltsam vertraut.

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Daim riecht anders als alles, was ich bisher kennenlernen durfte.
Die sanfte Animalik ist subtil, das Leder streichelzart, etwas Salbei und Heu und dunkler Jasmin runden den Duft ab. Er erzeugt etwas wohlig Behagliches in mir, das Gefühl des Angekommenseins, ohne dass ich es näher beschreiben kann.
Es gab diese Begegnung mit dem Fuchs tatsächlich (nicht im Wald, aber in einem Gehege, in dem zwei von der Mutter verstoßene Fuchsjunge aufgezogen wurden) , ein Glücksmoment, die Erinnerung daran brachte mir dieser Duft zurück...

Das Mädchen erwacht im Turmzimmer. Sein Kopf ruht geborgen in den Tiefen des Kissens. Das kleine Fenster ist einen Spalt geöffnet, gerade weit genug, dass sie der gutmütig - verschlafenen Unterhaltung einiger Vögel lauschen kann.
Es zieht einen Morgenmantel über und huscht die hölzernen Stiegen hinunter. Der Garten empfängt sie mit dem betäubend schweren Duft von Jasmin. Das Mädchen setzt sich auf eine stille Bank und schließt die Augen.
Es weiß, dass der rote Kater bereits neben ihm sitzt, spürt das weiche Fell, er reibt den Kopf an der warmen Mädchenhand.
Sie atmet die seidige Luft eines beginnenden Sommertages.

*

Blumen spielen hier die Hauptrolle. Jasmin, Narzissen, Veilchen. Zarte Animalik nehme ich ebenfalls wahr, gut dosiert, dass sie mich nicht stört. Lavendel und Himbeere erreichen mich nicht, vielleicht sind sie auch nur gut verwoben, dafür ahne ich so etwas wie Rosenseife.
Für mich ist es der Duft einer "Tochter aus gutem Hause", die sittsam die Beine übereinander schlägt.
Spannend, diesen Duft einmal zu erleben, erreicht er jedoch (noch) nicht mein Herz. Ausschließen sollte man allerdings nichts...