Golab

Der Duft hat eine würzige Tiefe, aber strahlt trotzdem eine Frische aus. Eigentlich ein sehr eleganter Duft, der seinen interessanten Inhalt wiedergibt. Wäre da nur nicht diese lächerliche Haltbarkeit und Silage. Kaum aufgetragen, will er schon wieder weg. Die Kopfnote verfliegt also schnell und für eine gewisse Zeit lang ist es totenstill bis dann die Herznote aus Iris und Muskat zusammen mit der Bergamotte der Kopfnote wieder eintritt und diese die ganze Enttäuschung versucht wieder gutzumachen. Aber kein "Tada, ich bin da", sondern eher ein "hallo, riechst du mich?". Ein dezenter Hauch, der bald darauf wieder den Löffel abgibt. Schade, sehr schade, es hätte vielleicht etwas daraus werden können, aber "lui" ist leider zu scheu. Zum Flakon muss ich sagen, dass er zwar auf dem ersten Blick elegant aussieht, aber der Sprühkopf und die Mechanik sind nur gut gemeint, aber nicht durchdacht, denn der Druck wird schlecht oder unregelmäßig übertragen.

Ein Hauch von Provence, ohne Lavendel. Geht das denn überhaupt? Oui, Mesdames et Messieurs, ça marche. Der Duft trägt mich gedanklich an die Côte d'Azur, an die beleuchteten Strandstände Cannes und Nizzas, wo man sich abends nach dem kühlen Nass im Meer und der Hektik der vollgeladenen Strände, einen ruhigen Spaziergang im Mondschein gönnt. Ein Eis in der Hand, schlendernd, zeitlos, das Rauschen des Meeres im Hintergrund gepaart mit der Straßenmusik, die ganz dezent im Hintergrund, irgendwo weiter weg zu vernehmen ist. Oft sind es Malereien, die nach impressionistischer Tradition, die Landschaften der Provence einfangen sollen. Dann wiederum farbige Handtaschen aus Stroh oder andere plastische Kunstgegenstände, die auf weißen Tüchern sauber aufgestellt sind. Der eigentliche Eyecatcher - oder sollte ich Nosecatcher sagen - ist der Stand mit den unverpackten Marseille-Seifen, ganz nach alter Manier in offenen Holzkisten zur Schau gestellt. Man greift automatisch zu und riecht hinein. Dem Verkäufer ist es eine Freude, wenn auch schlussendlich nichts gekauft wird. Diese marine, seifige Atmosphäre scheint sowieso jedes Vergehen und jede Sünde reinwaschen zu wollen, tant mieux.

Wer es seifig mag, der wird an Pradas Infusion d'Iris Cèdre also nichts missen. Der Duft hält sich ziemlich lange und die Sillage ist für so eine seifig-pudrige Note auch nicht ohne, zumindest auf meiner Haut. Persönlich ist es leider nichts für mich, weil mir warme Noten eher zusagen. Aber bei gewissen Menschen rieche ich das gerne. Obwohl kein Duftverlauf vorhanden, erschien er mir in der "Kopfnote" bisschen bissig-zitroniger. Das flacht bisschen ab, aber es wird dann insgesamt runder und hält seinen Charakter bis zum Schluss. Es ist auf jeden Fall unisex, obwohl ich dieses Parfum bei Frauen bevorzugen würde. Insgesamt ein guter, erfrischender Wohltu-Duft mit einer guten Performance.