Was tun, wenn Vorstellung und Tatsache nicht übereinstimmen?

Was soll ich tun? Es gibt da eine Duftprobe in meinem Schrank, die noch nicht geöffnet wurde.

Denke ich an dieses eine Parfüm, dann steht ein braungebrannter junger Mann mit längeren blonden Haaren neben mir und singt „cherry cherry lady“. Neben ihm der Exmann von Nora (sorry liebe 20jährige, ihr versteht das wahrscheinlich nicht, der musst aber jetzt sein 😂 und ich könnte mich vor Lachen kringeln).
Also, der Blonde und der Exmann von Nora stehen neben mir. „cherry cherry lady“. Ich kriege diese eine Liedzeile nicht aus dem Kopf. Es schüttelt mich. Daher habe ich dieses eine Parfüm noch nicht getestet.

Es war in einem Discovery Set. Ich habe es also nicht selbst ausgesucht, vielleicht liegt es daran.

Aber ich stelle mir vor, wie es riecht. Das passende Lied dazu vermittelt mir das Gefühl, dass mir der Duft auf keinen Fall gefallen wird.

Ich drehe mich nachts schlaflos hin und her. Was soll ich mit der Duftprobe machen? Wegschmeißen. Verschenken? cherry cherry lady. Nein, das kann ich keinem antun. Also, aufstehen, den Schrank öffnen und die Kiste mit den Pröbchen herausholen. Ich weiß genau, wonach ich suche. Die BDK-Proben sind alle in kleine Kartons eingepackt. Sehr schön. Ich drehe also alle Kartons hin und her. Cherry? Fehlt! Und dann: Rouge Smoking. Ach, garnicht Cherry. Die beiden Junge neben mir grinsen und wollen anfangen zu spielen. Stopp! Ich nehme das Fläschchen heraus. Die Flüssigkeit: rot! Sofort eine andere Assoziation: die kleinen dreieckigen Lutschtabletten mit Kirschgeschmack gegen Halsschmerzen. Grrrr. (Ich mochte die gelben lieber)

Wenn ich neue Düfte teste, dann ganz oder garnicht. Teststreifen, Wattepad etc. ist nichts für mich. Also stehe ich hier nun vor meinem Schrank. Mitten in der Nacht mit diesem Tester. Normalerweise mehrere Sprüher, ins Haar, an den Hals und von vorne. Frontal. Nur nicht ängstlich sein. Heute Nacht bin ich feige. Der Dieter grinst.

Warum hatte ich nur diese Assoziation? Hatte vielleicht jemand erwähnt, dass da Kirsche drin ist? Und Kirsche im Parfüm hatte ich noch nie. Kann ich mir garnicht vorstellen. Ich muss also teste. Dann mal los. Ich sprühe, diesmal nur einmal aufs Handgelenk und lege mich wieder ins Bett. Rauchig. Verrucht? Rot. Keine Kirsche. Gewürze? Also keine cherry lady. Passt der Duft zu mir? Passt er eher zur blonden Nora, der brünetten Naddel? Da sind sie wieder. Cherry cherry ladies.

Und meine Erkenntnis?

Parfüm ist Empfindung, Fantasie, Vorstellungskraft. Emotionen.

Flakon, Name des Parfüms, Duftpyramide, YouTube-Videos, Preis etc. lösen bei mir Erwartungen aus. Und diese Erwartungen treffen eine Vorauswahl aus dem sehr reichhaltigen Angebot. Dabei geht mir bestimmt der eine oder andere passende Duft durch die Lappen. Aber egal. Siehe reichhaltiges Angebot.

Und wenn ich eine Vorstellung zu einem Parfüm habe, dann bleibt diese Verknüpfung im Unterbewusstsein. Ich könnte niemals den Flakon von Rouge Smoking Eau de Parfum in die Hand nehmen, ohne an rote Lutschbonbons und Modern Talking zu denken… und das brauche ich nun wirklich nicht.

Nachtrag: Fast 40 Jahre lang hatte ich die Vorstellung von süßen Kirschen. cherry cherry Lady. Klar. Tatsächlich heißt es jedoch Cheri Cheri lady. (Französisch: Schatz) Listen to you heart. 😁