Green

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1 - 5 von 6
Green vor 3 Jahren 12 3
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Leicht verschwitzt am Meer
Ich habe nur zufällig gesehen, dass es einen neuen Duft aus der Hermès-Gartenreihe gibt (okay, „neu“, mittlerweile ist er schon wieder zwei Jahre alt) und war, nachdem ich hier die Rezensionen quergelesen hatte, sehr neugierig: „romantisch, aber weird“, „warm“, Sommer, aber nicht typisch Sommer und „für Leute die (…) vielleicht ein bisschen seltsame Düfte mögen“? Bitte ja!

Mein Alltagsduft seit über acht Jahren ist „Un Jardin sur le Nil“. Der geht fast immer, außerdem „Voyage d'Hermès“ (Eau de Toilette und Parfum). Die anderen Gartendüfte waren alle nicht so meins, zu holzig-krass (Méditerranée), zu hell-trocken-krass (sur le Toit), zu süß-klebrig (Monsieur Li) und so weiter. Ich war also etwas skeptisch, hatte aber gleichzeitig ein gutes Gefühl. Und bin nicht enttäuscht worden!

Düfte ausprobieren in Pandemiezeiten ist ja auch so ein Ding: Ich ging mit FFP2-Maske in die Parfümerie und bat um einen Sprüher auf den Arm und einen auf einen Teststreifen, an beiden roch ich danach in einer Seitenstraße um die Ecke (sah wahrscheinlich etwas merkwürdig aus). Was ich roch, passte zu meiner Vermutung, dass es mit uns was werden könnte, obwohl (oder weil) sur la Lagune so anders ist als meine bisherigen Düfte, sehr blumig-greifbar-warm, überhaupt nicht so kühl-grün-grasig wie zum Beispiel der Nilgarten.

Als ich einige Zeit später heimkam, war der Duft schon bei einer sehr körperlich-salzig-holzigen Basisnote angekommen, die auf angenehme Weise leicht verschwitzt roch; jemand hier hat ihn als „lived-in Duft“ beschrieben und das trifft es sehr gut. Ich war so geflasht von dem Duft, dass ich ihn sofort gekauft habe, um dann immer wieder skeptisch dran zu schnuppern (passt das wirklich?) (Ja!). Im Gegensatz zum Garten am Nil, der sehr durchlässig-luftig ist, fühlt sich dieser Duft eher an wie ein Glow, der gut sichtbar (aber nicht aufdringlich) um den ganzen Körper liegt.

Für mich ist sur la Lagune eindeutig ein Hermès-Gartenduft, er gibt dem Méditerranée eine holzige (aber etwas weicher-holzige) Hand und dem sur le Toit eine leicht verstaubt-trockene. Er riecht gleichzeitig vertraut und fremd, das macht ihn für mich wahrscheinlich so aufregend.

Es ist ein wahrer unisex-Duft, für mutige Leute jeden Geschlechts, er fängt mit sehr eindeutigen Blumen an und hört mit ebenso eindeutigem, angeschwitztem Salzholz auf. Bei mir hält er acht Stunden und länger und ich freu mich sehr, dass ich ihn ausgerechnet jetzt (Sommeranfang 2021) entdeckt habe. Das passt perfekt. Danke an die Rezensent*innen hier, ohne euch hätte ich ihn weder mitbekommen noch probiert.
3 Antworten
Green vor 9 Jahren 7 3
5
Sillage
10
Haltbarkeit
3
Duft
Der Drogerieduft unter den Gärten
Ich war etwas überrascht von den vielen begeisterten und den vielen „Er hält sich nicht!“-Kommentaren, weswegen ich diesen Kommentar vorwiegend schreibe, um ein kleines Gegengewicht zu schaffen.

Ich habe den Garten des Monsieur Li zweimal getestet, beide Male mit demselben Ergebnis: Ich fand ihn vom Auftakt an (hier haut der Jasmin kurz voll rein, bevor dann eine stechend süß-saure Kumquat auftaucht) bis zum Ende furchtbar. Und er hält … und hält … und hält. Auch noch acht Stunden später rieche ich diese sehr scharfe, unangenehme Fruchtspitze. Ich bekomme den Duft (vor dem Zubettgehen, er war mir einfach zu aufdringlich) fast nicht abgewaschen, selbst dreimal schrubben mit Seife überstand er zu meinem Unmut relativ gut.

Ein wenig erinnert er in Momenten an den Nilgarten, ohne jedoch auch nur annähernd an dessen Eleganz, Zurückhaltung und Verspieltheit heranzureichen.

Der Garten des Monsieur Li ist der linearste unter den Gärten. Was nicht schlecht hätte sein müssen, es in diesem Fall aber leider ist.

Spontanassoziationen: fieser Fruchtpunsch, billiger Drogerieduft. Zusammenfassung: Enttäuschung meinerseits. Wobei ich andererseits (aus rein finanziellen Gründen) auch froh darum bin. Und mir eine Gartenliebe sowieso vollkommen reicht.
3 Antworten
Green vor 9 Jahren 9 6
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
3
Duft
Des Kaisers neue Kleider. Nur andersrum.
Bei diesem Duft fühle ich mich, verglichen mit der Anbetung die er erfährt, ein bisschen wie das Kind, welches als einziges den nackten Kaiser sieht, während alle anderen seine herrlichen neuen Kleider bejubeln. Allerdings mit dem Dreh, dass ich in dem Fall die Blinde bin, denn der Kaiser trägt tatsächlich Kleider, nur kann ich sie nicht sehen.

Ich habe ihn über mehrere Tage hinweg immer wieder getestet, und finde ihn jedesmal vor allem aufdringlich süß mit einem unangenehm stechenden Tabak-Vetiver-Aroma im Hintergrund. Bisher konnte ich ihn an den Handgelenken immer nur kurz ertragen (maximal zwei Stunden), dann habe ich ihn abgeschrubbt. Am Hals und auf der Kleidung hielt er … und hielt, und hielt … 

Vétiver Tonka riecht für mich anstrengend, linear, und (Pardon) regelrecht billig. Das alles wundert mich sehr, weil ich die Noten an sich mag und Ellena sehr vereehre.

Irgendwas funktioniert da möglicherweise mit meiner Nase nicht. Andererseits bin ich froh, denn das ist mit Sicherheit kein Duft, für den ich Geld ausgeben würde.
6 Antworten
Green vor 10 Jahren 8 2
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Duft wie ein Zuhaus
Ich habe über „Un Jardin sur le Nil“ zu Jean-Claude Ellenas Düften gefunden und „Voyage d'Hermès“ (das Eau de Toilette) nach Studieren des Duftbaums blind bestellt und mich sofort verliebt.

Neulich gab es in einer Parfümerie das Voyage d'Hermès Parfum günstiger. Ich war unsicher und verließ erstmal mit einem Sprühstoß auf dem Handgelenk den Laden … um 5 Minuten später zurückzukehren und den Duft zu kaufen.

Das Parfüm ist weicher, runder, voller als das Eau de Toilette. Es ist präsenter und raumgreifender, ohne dabei aufdringlich zu sein, weniger frisch und etwas süßer, ohne in übermäßige Süße abzudriften. Es ist schlichter, edler und eleganter als das Eau de Toilette, ohne aufgemotzt oder überkandidelt zu wirken. Wenn das Eau de Toilette der Tag ist, ist das Parfüm die Nacht. Eine Frühlingsnacht vielleicht. Noch leicht kühl, noch braucht man eine dünne Jacke, um nicht zu frieren, aber man ahnt schon, wie es sein kann, wenn die Nächte richtig warm sind.

Ich erlebe bei diesem Duft einen Effekt, den ich so noch bei keinem anderen hatte. Ich sprühe ihn auf und fühle mich zuhause. Geborgen und wohl. Ich bin den gesamten (unaufgeregten) Duftverlauf so umgeben von einem wärmenden Wohlfühlpullover aus Duft, dass es eines der wenigen Parfüms ist, die ich auch am Handgelenk verwende, um immer wieder daran riechen zu können.

Ich kann gar nicht so recht sagen, wer der Hauptakteur ist in diesem Duft, für mich gehen hier würzig, süß und holzig (frisch geschlagen holzig) so harmonisch Hand in Hand, dass keiner dem anderen die Schau stiehlt. Sogar Amber und Moschus, die ich in den wenigsten Düften ertragen kann, sind hier so wunderbar eingebettet, dass ich den Verdacht habe, die beiden Stoffe haben viel mit meinem Zuhausegefühl zu tun, was diesen Duft angeht.

Ich mag auch den Flakon sehr, egal ob in der Eau de Toilette oder Parfum-Variante, er ist clever und schön. Voyage ist nach meinem Empfinden ein wirklich gelungener Unisex-Duft ist. Er läuft perfekt auf der Grenze (falls da eine sei sollte) und passt sich der Trägerin oder dem Träger an.

Ich bin diesem Duft verfallen und hoffe, die Liebe wird eine lange sein.
2 Antworten
Green vor 10 Jahren 12 2
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Feigen und Zypressen am Meer
Da ich den Nilgarten von Hermès sehr liebe, habe ich vor einer Weile testhalber am mediterranen Garten gerochen. Die Drogistin preiste ihn als „fruchtiger“ als den Nilgarten an. Ich war skeptisch. Und kann ihr nicht zustimmen.

Zuerst wehten mich Holz und Feige an. Sehr viel Würze war dabei, herbe, holzige Noten, aber schon nach kurzer Zeit kam Süße hinzu, anders als bei „Un Jardin sur le Nil“ mit seiner hellen Mangosüße ist es eine warme, eher nussige Süße. Dann kommt der Teil, der mich stört, die aquatische Note. Ich mag sie bisher in kaum einem Parfüm, sie ist mir zu aufdringlich, zu stechend und überlagernd.
Nach meinem ersten Test ging ich also davon aus, einfach bei meinem geliebten Nilgarten zu bleiben, wenn dieser demnächst zur Neige gehen würde. Trotzdem ging mir der Duft nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwas an der Kombination Feige-Süße-Holz-Meer ließ mich nicht los.

Neulich ergab sich eine Gelegenheit, den Duft etwas günstiger zu erwerben und in einem Anfall von Wahnsinn oder aquatischer Verdrängung habe ich dies auch getan.

Was ich feststellen konnte ist (aber das gilt wohl für viele Parfüms): Der Duft funktioniert für mich besser, wenn er mich sanft umhüllt. Also, ich rieche ihn lieber einige Zentimeter von der Haut entfernt (in den Nacken gesprüht) und nicht direkt am Handgelenk. Dort aufgetragen, wie beim ersten Dufttest, haut mir die leicht stechende Aquanote nach einer Weile einfach zu sehr rein.

Wen ich beim ersten Testen interessanterweise gar nicht mitbekommen habe, ist den Zitrusfruchtauftakt. Wenn ich Un Jardin en Méditerranée jetzt auftrage, nehme ich zuerst und sogar sehr intensiv die Zitrusnoten wahr, frisch aufgeschnittene Zitrone, etwas Orange, dazu Bergamotte. Relativ heftig, dabei aber nicht unangenehm und schnell vorbei. Sofort da ist immer das Feigenblatt (das ich sehr liebe), die Zeder und die Zypresse. Kurz danach schaut dann wohl die Pistazie Hand in Hand mit der Orangenblüte vorbei. Zwischendurch rieche ich auch mal die Tomatenranke aus dem Nilgarten, obwohl die ja laut Duftpyramide gar nicht enthalten ist. Un Jardin en Méditerranée hält auf meiner Haut etwas länger als Un Jardin sur le Nil, leider bleibt genau der aquatisch-helle Teil besonders haften, den ich am wenigsten mag.

Der Duft fasziniert mich sehr, der Nilgarten mit seinen Krautnoten, dem vielen Grün und der saftigen Mango ist mir trotzdem lieber und ich finde ihn auf eine Weise auch besonderer als den Garten am Meer. (Vielleicht mag ich Iso E Super, das ich im Nilgartenhintergrund immer zu riechen glaube, auch einfach lieber als Calone.) Dennoch eine schöne Abwechslung zum Garten am Nil.
2 Antworten
1 - 5 von 6